Einblicke in das alte Duingen
Heimat- und Kulturverein Duingen führt Bürger durch Duingen
Duingen (gök). Viele Neubürger waren es zwar nicht, doch Duingens Archivar Günter Jahns führte insgesamt rund 30 Bürger durch das alte Duingen, wo so manche unterhaltsame Anekdote erzählt wurde. Angedacht war die Führung vom Heimat- und Kulturverein Duingen eigentlich für die Neubürger von Duingen, damit diese das alte Duingen einmal etwas näher kennenlernen. Vor zehn Jahren hatte Jahns eine ähnliche Führung schon einmal angeboten, was schon damals sehr gut ankam. Aber auch für die anderen Teilnehmer wurde es sehr unterhaltsam, wobei Karl-Heinz Schulz vom Verein passend zu den Erzählungen von Jahns auch immer interessante Schriftstücke oder Karten durch die Reihen gehen ließ.
Schon bei den ersten Worten von Jahns an der Pottlandschule gab es für einige Teilnehmer ein Aha-Erlebnis, berichtete Jahns doch auch von der Bergbau-Geschichte des Ortes, wo früher Steinkohle und Braunkohle in der Region abgebaut wurde. An den Lippen von Jahns hangen die Besucher auch bei der Erklärung der Sage zum Sippscher Feld.
Das Sippscher Feld hat seinen Namen von der ehemaligen Siedlung Seypessen im Duinger Wald, die laut den Unterlagen des Heimat- und Kulturvereins etwa Mitte des 12. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts besiedelt war und danach wie viele andere Ortschaften in der Region wüst wurde. In Capellenhagen etwa gibt es immer noch die Straße Wiethagen, wo der Name von der ehemaligen und ebenfalls wüst gewordenen Siedlung abgeleitet wurde. Laut der Sage „Sippscher Feld“ war Seypessen damals ein gottloser Ort, in dem die Bewohner ein ausschweifendes Leben führten. Der damalige Bürgermeister soll laut der Sage bei einem Trinkgelage den mahnenden Pfarrer mit einem Bierkrug den Kopf zerschmettert haben. Der Boden tat sich auf und verschluckte daraufhin den Ort. Einige überlebende Einwohner flüchteten und gründeten in der Nähe den Ort Duingen. Zurück blieb im Sippscher Feld nach der Sage nur ein übelriechendes Sumpfloch, wo man jedes Jahr am Karfreitag während der Kirchzeit noch die Glocken der untergegangenen Kirche läuten hören soll. Die Sage wurde mit Unterstützung des Alfelder Künstlers Hans Karl Gröling auch als Bild dargestellt und findet sich seit einigen Jahren im Duinger Töpfermuseum wieder.
Interessant war für die Anwesenden aber auch Erklärungen, wie sehr die Duinger vor einigen Jahrhunderten noch bei königlichen Jagden gefordert waren. So mussten die Bewohner Jagden zwischen Thiedenwiese kurz vor Hannover bis nach Einbeck unterstützen, was sie manchmal einige Tage von der Arbeit abhielt. Ein interessanten Kriminalfall gab Jahns auch auf dem alten Friedhof hinter der Kirche wieder, wo Heinrich Tölke begraben liegt. Der junge Duinger Mann wurde während eines Festes in Marienhagen im 19. Jahrhundert erschlagen, wobei die genauen Umstände aber nicht mehr bekannt sind. Schon einige Jahre vorher fiel der Mann vor dem Amtsgericht Lauenstein aber auf, als sein Lehrmeister ihn zur Wiederaufnahme der abgebrochenen Lehre zwingen wollte. „Tölke hatte anscheinend einen starken Charakter und war eine interessante Person“, erklärte Jahns den Anwesenden.
Hergestellt wurde von Jahns auch der Zusammenhang vom Hirschen des beliebten Getränks Jägermeister zu Duingen. Gerhard Löbenberg war ein berühmter Naturmaler, der vor allem Hirsche sehr gut malen konnte und nach dem ersten Weltkrieg einige Zeit in Duingen lebte. Der auch bei Nazi-Größen wie Hermann Göring als „Haus- und Hofmaler“ beliebte Künstler malte für Jägermeister auch den Hirschkopf, der auf jeder Spirituosenflasche zu sehen ist.
Natürlich ließ es sich Jahns auch nicht nehmen, noch einmal auf die Töpferei und vor allem den Töpferhandel in Duingen einzugehen, der Duingen über Jahrhunderte prägte. Einen geselligen Abschluss gab es nach der kleinen Exkursion in die Duinger Geschichte dann im „Lemmy’s“, wo sich die Teilnehmer noch etwas austauschen konnten. Einig sind sich die Vorstandsmitglieder des Heimat- und Kulturvereins Duingen, dass künftig wieder mehr geschichtliche Veranstaltungen stattfinden sollen.
Foto8500: Zuerst entführte Günter Jahns die Teilnehmer an der Pottlandschule kurz in die Duinger Geologie-Geschichte
Foto8509: Auf dem Duinger Friedhof ging Günter Jahns auch auf Duinger Kriminalfälle ein