Kanalisation und Kläranlage als Mammutaufgabe
Salzhemmendorf (gök). Der Auf- und Ausbau der Schmutzwasserkanalisation sowie die Errichtung des Klärwerks in Quanthof für alle Ortsteile war für Verwaltung und Kommunalpolitik eine große Herausforderung und stellte über Jahre hinweg eine große finanzielle Belastung für den Flecken Salzhemmendorf dar, womit es ein prägendes Thema der ersten Zeit des Flecken Salzhemmendorf war. Die Realisierung dieses Projektes nahm von den ersten Planungen im Jahr 1973 bis zu den letzten Arbeiten für den Anschluss Ahrenfelds im Jahr 2000 27 Jahre in Anspruch.
Bei der Zusammenlegung der Orte zur Einheitsgemeinde verfügte nur der Flecken Lauenstein über eine eigene Kanalisation, sie wurde 1966 begonnen und war bis 1969 im Wesentlichen abgeschlossen. Die Abwässer wurden in einer eigenen Kläranlage gereinigt. In allen anderen Ortschaften bestanden Kleinkläranlagen von unterschiedlicher Größe, mal für ein Grundstück, teilweise auch für mehrere. Der schrittweise Anschluss aller Grundstücke im Flecken Salzhemmendorf an eine zentrale Kanalisation stellte nicht nur eine planerische und logistische Leistung dar, sondern erforderte bei den Bürgern auch ein Umdenken. Bislang waren nur die Gebühren für die Entleerung der abflusslosen Sammelgruben angefallen, lediglich die Einwohner Lauensteins zahlten Abwassergebühren. Mit dem Bau der Kanalisation kamen auf die Bürger im Flecken nicht nur die Abwassergebühren zu, sondern auch die Beiträge, die jeder Grundstückseigentümer für den Bau der Kanalisation zu bezahlen hatte, die Kanalbaubeiträge.
Der erste Kanalbau begann 1974 in Salzhemmendorf, der vier Jahre andauerte. Parallel begann 1974 der Kanalbau in Osterwald, wo an der Heidestraße auch ein provisorisches Klärwerk bis zum Anschluss an die geplante Anlage in Quanthof entstand. In der Gemarkung Hemmendorf errichtete der Flecken eine weitere, aber wesentlich größere provisorische Kläranlage. Bis zur Inbetriebnahme des Großklärwerks wurden die Abwässer aus den Orten Salzhemmendorf und Hemmendorf dorthin geleitet.
Mitte 1979 erhielt eine Firma den Auftrag zum Bau des Klärwerks in Quanthof, wo dann 1981 die Kläranlage fertiggestellt wurde. Mitte 1978 wurde beschlossen, dass auch ein Teil der damaligen Samtgemeinde Duingen an die Kläranlage angeschlossen wird. Die 8,6 Millionen DM teure Anlage beinhaltete Betriebsgebäude, Schneckenpumpenwerk, Grobrechen, Sandfang sowie auch Belebungs- und Nachklärbecken. Zwischen 1981 und 1988 erfolgte auch der Anschluss von Benstorf, Oldendorf, Ockensen, Wallensen und Thüste. Durch die Lage am Berg zog sich der Anschluss von Osterwald bis 1998 hin. 1992 stellte auch die Lauensteiner Anlage ihren Betrieb ein und die Abwässer wurden über Hemmendorf nach Quanthof geleitet. Ab 1983 kamen in Quanthof zusätzlich noch die Abwässer von Weenzen, Capellenhagen und Fölziehausen an, ehe 1986 auch der Anschluss der Bundesliegenschaft von den Ithwiesen im Landkreis Holzminden sowie Duingen selber dazukamen.
1989 begannen die Arbeiten zur Umrüstung und Erweiterung des Klärwerks Quanthof. Geplant war der Bau einer Zentrifuge für die Schlammentwässerung, die Installation einer Siebanlage für Rohabwässer, die Umrüstung der Rechenanlage sowie die Einrichtung einer dritten Reinigungsstufe. Im Juli 1990 konnte die Schlammentwässerungsanlage in Betrieb genommen werden, 1991 war das dritte Nachklärbecken betriebsbereit. Von 1992 bis 1994 erfolgte die Kapazitätserweiterung der Kläranlage von den bisherigen 12 500 Einwohnergleichwerten auf 24 000 Einwohnergleichwerte, damit war Quanthof für die Aufnahme der Abwässer aus allen Ortsteilen gerüstet. Als einer der letzten Ortsteile begannen in Levedagsen die Kanalbauarbeiten im Jahr 1998 und wurden ein Jahr später abgeschlossen. In Ahrenfeld wurden die Kanalrohre von 1999 bis Mai 2000 verlegt. Damit war das „Großprojekt Kanalisation“ beendet.
Für große Diskussionen und auch Proteste durch eine Bürgerinitiative sorgte die Finanzierung dieses Großprojektes. Die erwarteten Förderungen vom Land für die einzelnen Projekte blieben teilweise aus, was zu erhöhten Kosten für die Bürger im Rahmen der Kanalbaubeiträge sorgte. Nur mit großen Schwierigkeiten und hoher Belastung der Gemeindekasse konnte das Projekt schließlich gestemmt werden. Insgesamt kostete das gesamte Projekt rund 40 Millionen DM.
Foto alt: Der Kanalbau beschäftigte Salzhemmendorf über Jahrzehnte
Foto Kläranlage: Der Bau der Kläranlage in Quanthof war für den Flecken eine große Herausforderung