Lieber älter werden als nicht

Lieber älter werden als nicht

Hinnerk Baumgarten begeistert in Gronau

Gronau (gök). „Es wird immer gemeckert, dass nichts stattfindet. Also holen wir die Kultur halt zu uns“, erklärte Lars Wedekind vor der Veranstaltung. Der Gronauer Ratsherr hatte über Social Media Kontakt zu Hinnerk Baumgarten aufgenommen. In Absprache mit allen Fraktionen im Gronauer Rat sowie dem Gronau KulturKReis organisierte Wedekind schließlich den Auftritt von Baumgarten in Gronau, der sehr gut besucht war. Die Lesung war jetzt die erste Veranstaltung aus der geplanten Reihe „POLIKUR“, wo Politik der Kultur hilft. Der Vorsitzende Karsten Mentzendorff freute sich in seiner Begrüßung, dass so eine Veranstaltung in Gronau möglich gemacht wurde.

Im Gepäck hatte der sonst vom roten Sofa des NDR bekannte Radio- und Fernsehmoderator Baumgarten sein Buch „Younger sän ewer“, aus dem er unterhaltend vorlas und sonst so manche Anekdote aus seinem Leben nach dem Motto „Lieber älter werden als nicht“ verriet. Von Anfang an war die Stimmung sehr gelöst in Gronau, zu dem Baumgarten einen großen Teil beitrug. Der Moderator bezog das Publikum immer wieder in seine Lesung mit ein.

Das Buch ist für Baumgarten auch eine Aufarbeitung von vielen persönlichen Geschichten. Einer der Hauptcharakter in seinem Buch ist seine polnische Freundin Joanna. In der leidenschaftlichen Beziehung gab es immer wieder Höhen und Tiefen, die von dem gebürtigen Burgdorfer und jetzigen Hamburger mit viel Augenzwinkern dargeboten wurden. Immer wieder hob Baumgarten aber den Kopf und bestätigte, dass die Geschichten aus dem Buch wahr sind. „Ist wirklich so passiert“, versicherte er den über 80 Anwesenden glaubhaft. So machte er nach einer Verfolgungsjagd mit einem Taxi seiner migränegeplagten Joanna mit einem Strauß Rosen im Sakko nach dem Aufstehen einen Heiratsantrag und sie ihn leicht verstört in morgendlicher Jogginghose vertröstete. „Sie hat den Ring nicht angenommen, aber zumindest auch nicht nein gesagt“, nahm er das Geschehene später mit Humor. Seine Freundin wollte dann später, dass das Kapitel aus dem Buch rausgestrichen wird. Nach einem Streit und zwei Tagen Funkstille blieb das Kapitel aber schließlich im Buch.

Besonders erheiternd fanden die Besucher seine Ausführungen zu ärztlichen Untersuchungen. Seine Bedenken zu einer Darmspiegelung waren am Ende zwar unbegründet, aber das Sitzen auf dem roten Sofa hatte für ihn dann am folgenden Abend danach eine ganze andere Qualität. Besonders witzig fanden die Zuschauer auch seine Ausführungen zu einer Blasenspiegelung. An seinen Lippen hangen die Besucher aber auch, als er von seinem Disput mit Katja Riemann auf dem Roten Sofa berichtete. In seinem Wikipedia-Eintrag ist dieses Aufeinandertreffen immer noch Thema und auch bei ihm hinterließ das einen bleibenden Eindruck. Das mediale Echo war damals riesig, hinterließ aber auch eine Enttäuschung. Zumindest kündigte er dann sein Abo einer großen Zeitung aus Süddeutschland, die ihn kräftig durch den Kakao zog.

Seine Erklärung vom Anfang, dass Mitfünfziger vielleicht nicht mehr knackig aussehen, aber im Herzen noch jung sind, spiegelte sich schließlich im ganzen Programm von zweieinhalb Stunden wider.