Bleibt die Kirche „stein reich“?
Prozess um die Zukunft der Sakralbauten ist bereits gestartet
Nordstemmen. Kirchenaustritte und demografischer Wandel könnten die Einnahmen der Landeskirche laut einer Studie bis zum Jahr 2060 auf die Hälfte zusammenschrumpfen lassen: „Wenn diese Prognose auch nur ansatzweise zutrifft, wird es dramatisch“, sagte Oberkirchenrätin Heidrun Böttger während der Herbstsynode des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld in Nordstemmen. Weil die Einnahmen und die Zahl der kirchlichen Gebäude nicht mehr im Einklang stünden, müsse über die Zukunft der Sakralbauten nachgedacht werden.
Als landeskirchliche Baureferentin und Juristin beschäftigt sich Heidrun Böttger schon seit Jahren mit dem Thema „Zukunft der Sakralgebäude“. Zwar halte sich immer noch die Vorstellung, die Kirche sei im wahrsten Sinn „stein-reich“, doch das könne sich wegen der düsteren Finanzprognosen bald ändern. Die Zeiten, in denen die Landeskirche „mit der Gießkanne“ Baumittel vergeben habe, seien vorbei. Zwar werde sich die Landeskirche in dieser Frage nicht aus der Verantwortung stehlen, eine Förderung im bisherigen Umfang sei aber nicht mehr möglich, sagte Heidrun Böttger.
Sie rief dazu auf, eine Prioritätenliste zukunftsfähiger Kirchen aufzustellen. Zu den Kriterien könnten unter vielen anderen Nutzungsfrequenzen, Zahl der Gemeindeglieder, Nähe zur Infrastruktur wie Rathaus und Bildungseinrichtungen und das Potenzial zur Nutzung verschiedener Veranstaltungen gehören. Allerdings könne der Kirchenkreis auch eigene Kriterien erstellen.
Damit hat der Kirchenkreis bereits begonnen. Nach den Worten von Superintendentin Katharina Henking wird nach Abschluss der Beratungen in einem breit aufgelegten Transparenzverfahren entschieden: „Wir lassen uns aber nicht unter Druck setzen“, betonte die Superintendentin.
Die Oberkirchenrätin zeigte sich erfreut, dass dieser Prozess im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld mit seinen 140 Kirchen schon gestartet sei: „Andere Kirchenkreise fangen jetzt erst an. Hier ist die Datenlage gut.“ Bis zum Jahr 2025 sollte die Priorisierungsliste feststehen, um am Ende attraktive und einladende Sakralgebäude erhalten zu können.
Den Vortrag von Heidrun Böttger wertete die Superintendentin als Prüfauftrag für die bereits erarbeiteten Konzepte im Kirchenkreis: zukünftig werde es verschiedene Alternativen zur sogenannten Vollsanierung geben. Gotteshäuser könnten auch reduziert und über die Zeit rettend in die Zukunft geführt werden. Wichtig sei ihr der Beteiligungsprozess im Kirchenkreis. Dieser werde sich jedoch vor der Aufgabe der Steuerung nicht drücken. Ähnlich äußerte sich Christoph Bauch als Vorsitzender der Synode: „Mir war wichtig, dass die vor Ort handelnden Personen die Freiheit zur Entscheidung haben.“
Im weiteren Verlauf der Sitzung berichtete Katharina Henking aus dem Kirchenvorstand und den Amtsbereichen. Dabei sprach sie die auf der Agenda stehenden Strukturveränderungen an, die in einigen Regionen enorm an Fahrt aufgenommen hätten. Beispielhaft nannte sie die Bildung der Gesamtgemeinde Saaletal sowie der Amos-Gemeinde aus den ehemaligen Gemeinden Sibbesse, Petze, Almstedt und Möllensen. Zwar habe es auch Trennungen wie bei der Auflösung des Gemeindeverbandes Elze-Eime gegeben. Denn niemand brauche Doppelstrukturen und Reibungsverluste: „Wir brauchen in dieser Zeit alle Kraft für den Dienst, der uns aufgetragen ist“; sagte die Superintendentin.
Im Präsidium der Synode war ein Platz freigeworden: Pastor Robert Brühl aus Söhlde wurde einstimmig in diese Funktion gewählt.
Und eine gute Nachricht für die Jugendarbeit im Kirchenkreis gab es auch: zur Bezuschussung von Freizeiten greift der Kirchenkreis zukünftig tiefer in die Tasche. Auch dieser Beschluss wurde einstimmig gefasst.
BU Referentin: Oberkirchenrätin Heidrun Böttger: Baumittel können nicht mehr mit der Gießkanne vergeben werden.
Quelle: Peter Rütters