Hilfe für die Retter ist auch manchmal notwendig

Feuerwehr-Übung in Elze soll Abläufe noch weiter verbessern

Elze (gök). Mit einem lauten Knall des THW-Sprengberechtigten Karl-Adolf Jürgens startete die große Feuerwehr-Übung in der ehemaligen Krüger-Adorno-Schule in Elze. Dem ersten Knall sollten dann noch mehrere in dem Übungsverlauf von insgesamt rund zweieinhalb Stunden folgen und auch einige Rauchkörper für ein realistisches Übungsszenario sorgen. Vorher hatte Elzes Stadtbrandmeister Heiko Buschmann mit den Stichworten Explosion/Brandauslösung die Übung über die Einsatzleitstelle ins Rollen gebracht und die ersten Feuerwehrkräfte aus Elze waren dann auch schnell am Einsatzort. Elzes Ortsbrandmeister Dennis Thormann verschaffte sich als Einsatzleiter zunächst einen Überblick und konnte nach der üblichen Chaosphase zu Beginn eines Einsatzes schnell Struktur reinbringen. So wurden auch durch nachalarmierte Einsatzkräfte mehrere Einsatzabschnitte gebildet, die sich etwa um Wasserversorgung, Rettung oder Bergung der Verletzten kümmern konnten.

Thormann erkannte als Einsatzleiter schnell den Umfang der Übung mit am Ende über 20 geretteten Personen und auch zwei durch Puppen simulierten Toten in dem Schulgebäude. So löste er auch ManV über die Leitstelle aus – den Massenanfall von Verletzten -. In dem Zusammenhang wurde auch erstmals die Notfallseelsorge in eine Übung in der Region mit eingearbeitet und insgesamt unter der Führung der Pastorin Anne-Christin Ladwig ein Team von sechs Notfallseelsorgern auf den Weg nach Elze geschickt. „Das ist eigentlich etwas wenig, aber auf einen Samstag waren halt auch viele Kollegen schon in anderen Aufgaben gebunden“, erklärte Ladwig auf Nachfrage. Die Pastorin war aber dankbar, dass man erstmals in eine solche Übungslage einbezogen wurde. Sie stellte im Gespräch klar, wie wichtig die Notfallseelsorge für Betroffene und auch Rettungskräfte ist.

Christian Kerner hatte die Übung in Absprache mit Buschmann ausgearbeitet und auch für die Notfallseelsorger einige Aufgaben im Gepäck. Kerstin Serdjukow aus Banteln etwa spielte sehr realitätsnah eine junge Feuerwehrkameradin, die mit dem belastenden Einsatzszenario mit so vielen Verletzten und Toten mental nicht zurechtkam und auch betreut werden musste. Insgesamt kamen über 20 Statisten von einer Alfelder Theatergruppe zum Einsatz, wodurch die Übung für die Einsatzkräfte sehr realistisch wurde. Die Verletzungen wurden durch Schminke vom Team der realistischen Unfalldarstellung Bad Münder simuliert, die sich morgens extra schon um 5 Uhr zur Vorbereitung getroffen hatten. Mit der Drehleiter musste auch ein Rollstuhlfahrer aus dem zweiten Oberstock des Gebäudes gerettet werden, während die meisten anderen Verletzten mit der Trage oder auf eigenen Füßen durch das Gebäude gerettet wurden.

Insgesamt waren rund 200 Personen an der sehr anspruchsvollen Übung beteiligt, wobei alleine aus dem Stadtgebiet Elze 86 Feuerwehr-Kräfte und die Drehleiter aus dem benachbarten Gronau vor Ort waren. Dazu kamen noch 80 Einsatzkräfte aus dem erweiterten Rettungsdienst aufgrund der „ManV-Lage“ und 16 Helfer vom THW. „Die Einsatzkräfte erzielten bei der Übung ein Top-Ergebnis und arbeiteten die Lage ordentlich ab. Lediglich die anfängliche Chaos-Phase dauerte etwas zu lange und auch die Anzahl der Atemschutzgeräteträger vor Ort war zu wenig. Im Ernstfall hätte aus den Nachbargemeinden nachalarmiert werden müssen. Das ist aber an einem Samstag auch nicht ungewöhnlich, da viele Kameraden mit ihren Familien auch anderweitig unterwegs sind. Lob gab es auch vom Rettungsdienst, die mit Kräften aus Alfeld und Gronau vor Ort waren. Die Verletztenübergabe hat in dem Bereich sehr gut funktioniert, was im Einsatzfall oft ein Problem ist“, zog Buschmann ein positives Fazit der Übung. Leider gab es insgesamt bei der Übung auch fünf Real-Verletzte im Kreis der Feuerwehr. Ein Feuerwehrmitglied hatte sich bei einer Rettungsmaßnahme verhoben, einer eine Prellung erlitten und drei Feuerwehrmitglieder Kreislaufprobleme. „Das war sicherlich dem Umstand geschuldet, dass sich vor der anstrengenden Übung nicht ordentlich gestärkt werden konnte“, vermutete Buschmann. Hier half auch die großzügige Spende eines großen Hildesheimer Getränkeunternehmens nicht, die alle Einsatzkräfte mit ausreichend Getränken versorgten.

Das THW sorgte nicht nur für das realistische Übungsszenario, sondern auch neben dem Einsatzleitwagen der Feuerwehr für die Dokumentation der Übung. So schwebte fast laufend eine Drohne über der ehemaligen Schule und fertigte neben einem vor Ort befindlichen Fernsehteam des NDR auch für bewegte Bilder der Übung, die später intern ausgewertet werden können.

„Für so eine Übung sind viele Bausteine notwendig, die einfach zusammengehören. Ich engagiere mich in dem Bereich schon seit mehr als zehn Jahren, bin aber nur der Teil eines Teams. Neben den vielen Ehrenamtlichen hat auch die Polizei zu einer erfolgreichen Übung beigetragen, da sie auf der benachbarten Straße die Verkehrssicherung übernommen hat“, dankte Kerner allen Beteiligten für die erfolgreiche Umsetzung. Auch Elzes Bürgermeister Wolfgang Schurmann beobachtete die Übung während der ganzen Zeit und zeigte sich von dem Engagement und der Professionalität begeistert. „Da hilft natürlich auch so ein Objekt, wo man mal eine Tür aufbrechen kann“, erklärte er augenzwinkernd mit Blick auf das ehemalige Schulgebäude.

 

Foto7175: Die Einsatzkräfte treffen nach Alarmierung am Übungsort ein

Foto7179: Rauch steigt aus dem Gebäudekomplex auf

Foto7184: Die Einsatzkräfte bereiten sich auf den ersten Angriff vor

Foto7187: Für den Einsatzleitwagen wird die Stromversorgung sichergestellt

Foto7190: Der Lehrer wird aus der Schule gerettet

Foto7192: THW-Angehörige sorgten für ein erfolgreiches Übungsszenario

Foto7194: Das THW zündete Rauchtöpfe für ein realistisches Übungsszenario

Foto7195: Auch die Treppenhäuser wurden vernebelt

Foto7199: Im 2. Obergeschoss machten Komparsen auf sich aufmerksam

Foto7204: Die Einsatzkräfte mussten auf die zahlreichen Hilferufe reagieren

Foto7212-7218: Mit der Gronauer Drehleiter wurden Personen aus den Obergeschossen gerettet

Foto7226: Die Wasserversorgung wurde sichergestellt

Foto7230: Die Einsatzkräfte bereiten sich auf den Einsatz im Gebäude unter Atemschutz vor

Foto7236: Auch ein Fernsehteam war vor Ort und hatte ein Auge auf die Einsatzkräfte

Foto7238: Mit der Drohne wurde der Einsatz vom THW dokumentiert

Foto7239: Notfallseelsorgerin Anne-Christin Ladwig spricht sich mit den anderen Einsatzkräften ab

Foto7243+7245+7248+7251: Gerettete Schüler werden in einen sicheren Bereich gebracht

Foto7258+7261+7266: Je nach Verletzung werden die geretteten Personen verschiedenen Sammelstellen zugeordnet

Foto7273: Ein besorgter Vater wurde zurückgehalten, damit er nicht in die brennende Schule rennt

Foto7278: Kerstin Serdjukow aus Banteln spielte eine mental angeschlagene Feuerwehrkameradin, die betreut werden musste

Foto7281+7285: in der Verletztensammelstelle werden die Verletzten versorgt

Foto7295+7298: Der Einsatzleitwagen ist wichtig für die Kommunikation im Einsatz