Warten auf ein Wunder
Nutztierarche Swiensgaarn sucht verzweifelt eine neue Bleibe / Schweinerasse vor dem Aussterben
Capellenhagen (gök). 18 Jahre lang leben Heike Haubrock und Heinrich Thielke jetzt schon auf dem Bauernhof in Capellenhagen. Dort haben sie es sich in der Nutztierarche Swiensgaarn zur Aufgabe gemacht, die bedrohte Schweinerasse „Rotbunte Husumer“ sowie das Deutsche Sattelschwein zu züchten. Mit viel Liebe und einem Direktvermarktungsprinzip wird dabei die Würde des Tieres an erste Stelle gestellt. „Wenn es mir mal schlecht geht, gucke ich meinen Tieren auf der Wiese beim Spielen zu. Daraus ziehe ich dann meine Kraft, um das alles zu ertragen“, so Haubrock im Gespräch.
Denn diese Idylle in Capellenhagen ist schon seit vier Jahren in Gefahr. Der Eigentümer des Bauernhofes hat den Pächtern gekündigt und Eigenbedarf angemeldet. Das Ende der Nutztierarche rückt dabei immer näher, zum 30. September diesen Jahres ist dem Paar gekündigt worden. Zuletzt hatte der Förderverein noch einmal versucht, den Eigentümer von der Kündigung abzubringen, was aber nicht gelang. Auch der Wechsel auf einen Resthof im Ort hat sich aus finanziellen Gründen zerschlagen. „Obwohl sich viele liebe Menschen mit unserer Arbeit identifizieren und uns unterstützen, haben wir bisher keine Alternative gefunden. Zwar gibt es einige Resthöfe zum Verkauf in der Region, doch wir brauchen auch etwas Land für die Schweine dazu, damit sie weiter auf einer Wiese herumtollen können. Ein knapper Hektar würde dazu schon reichen, doch Land ist knapp geworden“, erklärt Haubrock weiter. Der Förderverein hatte zuletzt schon über 30 000 Euro gesammelt, um einen Umzug finanziell anzuschieben.
Die Betreiber der Arche und alle Vereinsmitglieder hoffen jetzt auf ein Wunder, damit doch noch ein Hof für die Tiere gefunden wird. Von den „Rotbunten Husumern“ gibt es weltweit nur noch 32 Eber und 77 Sauen. Bei einem Verlust der Nutztierarche in Capellenhagen würden vier Eber und 15 Sauen verloren gehen, wodurch man der Schweinerasse nach Expertenmeinung nur noch fünf Jahre Überlebenszeit einräumen würde. In der Not hat der Verein jetzt auch ein Banner neben dem Hof aufgehangen, wodurch zumindest die Autofahrer auf der Bundesstraße 240 auf das Problem auch aufmerksam gemacht werden. Für Haubrock ist klar, dass man zumindest in der Region bleiben möchte. Deutschlandweit hätte man sicher schon etwas gefunden, aber dann hätte das ältere Paar auf seine jüngeren Unterstützer und bekannten Vertriebswege in Zukunft verzichten müssen. Unzählige Helfer haben das Paar zuletzt unterstützt und auf dem Hof auch bei der Direktvermarktung geholfen.
„Die Angst um die Zukunft schnürt mir mittlerweile den Hals zu und bereitet mir viele schlaflose Nächte. Zumal aufgrund des Bürokratismus mittlerweile notwendiger Emissionsgutachten bei neuen Höfen auch fast nur Ortsrand- oder Alleinlagen als zukünftiges Zuhause in Betracht kommen“, so Haubrock besorgt. Neben dem Verlust der Schweine steht das Paar dann auch vor den Trümmern ihrer Existenz und blicken in eine ungewisse Zukunft.
Wichtig ist der Hof aber auch für umliegende Institutionen. Vom Bildungszentrum Ith etwa sind häufig Gruppen in Capellenhagen zu Gast, die sich dann artgerechte Haltung von Tieren angucken. „Da haben dann viele Menschen ein Aha-Erlebnis, wo es dann auch Schweine zum Anfassen gibt und Lebensmittel herkommen“, erklärt Barbara Neumann von der Mitgliederbetreuung des Vereins im Gespräch. Regelmäßig erhält die Nutztierarche positive Rückmeldungen von ihren Gästen, die begeistert von den Besuchen sind. „Wir können vielleicht nicht den Planeten retten, aber mit vernünftigem Tierumgang vielleicht etwas dazu beitragen“, erklärt Haubrock nachdenklich.
Die letzten vier Jahre haben jetzt stark an den Nerven der Betreiber gezerrt, wo ihnen die Anspannung auch immer öfter anzumerken ist. Nachdenklich wurde der neue Hofhund im letzten Jahr dann auch „Hope“ für Hoffnung genannt, die seitdem mit ihrem sonnigen Gemüt zumindest manchmal von dunklen Gedanken ablenkt. Der letzte Strohhalm ist jetzt, dass die Betreiber oder Unterstützer doch noch einen Hof in der Region finden, wo die Nutztierarche weiter betrieben werden kann. Etwaige Interessenten können sich deswegen auch jederzeit auf dem Hof unter Tel 05186-941781 melden.
Foto8452+8474: Eine der Muttersäue ist mit ihren Ferkeln auf dem Hof unterwegs
Foto8456: Heike Haubrock freut sich, dass der Förderverein mit Aktionen wie dem Plakat an der Bundesstraße unterstützt
Foto8461: Auf dem Hof erkunden Ferkel gerne die Gegend
Foto8477: „Hope“ schließt mit einem der Ferkel Freundschaft