Schwarzwasser im Humboldtsee
Feuerwehr bringt Licht ins Dunkel und Boot an Land
Wallensen/Duingen (gök). Der Humboldtsee war zuletzt in den Schlagzeilen, dass dort das öffentliche Baden für Tagesgäste nicht mehr möglich und nur noch Campinggästen vorbehalten ist. Dass der See aber nicht ungefährlich ist, bestätigten zuletzt auch Feuerwehrtaucher, die dort gemeinsam übten. Schon vor längerer Zeit hatten Jugendliche auf dem See ein Ruderboot zum Kentern gebracht, was jetzt im Rahmen einer Übung von den Feuerwehrtauchern auf dem Grund gesucht wurde. Eine einfache Suche war das für die Taucher aber nicht, da der See rund 30 Meter tief ist. Besonders erschwert wurde das Tauchen aber durch das Schwarzwasser, so wie es die Taucher nennen. Da der Humboldtsee ein ehemaliges Tagebaugebiet für Braunkohle ist, sind im Wasser viele Schwebeteile unterwegs. „Da die Sicht unter Wasser sehr schlecht ist, nennen wir das Schwarzwasser. Die Sicht ist dabei hier im See ab sieben Metern so schlecht, dass wir noch nicht einmal eigene Instrumente unter Wasser ablesen können“, erklärt Michael Franke von der Hamelner Tauchergruppe. Jetzt waren Mitglieder aus Hameln, der Tauchergruppe der DLRG Holzminden, der Drohnenstaffel der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont sowie den Feuerwehrtauchgruppen aus Burgdorf und Sehnde am Humboldtsee zu Gast. Die Suche nach dem Ruderboot war für die Taucher eine hervorragende Übung zur Schulung ihrer Fähigkeiten.
Die Hamelner Taucher werden etwa fünf, sechs Mal im Jahr im Schnitt zu Einsätzen gerufen, wobei dann meistens Gegenstände wie Autos aus dem Wasser gezogen werden müssen. Die Taucher machen dann unter Wasser Leinen fest, so dass der Gegenstand aus dem Wasser gezogen werden kann. „Feuerwehrtaucher genießen dazu die gleiche Ausbildung wie etwa Polizeitaucher, die dann aber später noch weitere Module wie die Beweismittelsicherung im Wasser vermittelt bekommen“, erklärt Hans-Werner Benditte von der Hamelner Feuerwehrtauchergruppe. Polizeitauchern bleibt meist auch die unangenehme Aufgabe nach der Leichensuche im Wasser, während sich die Feuerwehr auf die Arbeit an Gegenständen konzentriert.
Die Ausbildung eines Feuerwehrtauchers zieht sich dabei über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. In Hameln sind derzeit in der Tauchergruppe der Stadtfeuerwehr 22 Aktive dabei, wobei die Mitglieder aus dem ganzen Landkreis kommen. Der Zusammenhalt in der Truppe ist sehr gut und familiär, weshalb die Dienste auch viel Spaß machen. Teilweise sind die Mitglieder schon über viele Jahre dabei, wobei jüngere Menschen zuletzt nicht den langen Atem für die Ausbildung hatten. „Viele sind dann ungeduldig und beenden die Ausbildung leider nicht“, bedauert Michael Franke von der Gruppe. Die Standorte der Tauchergruppen sind historisch gewachsen und wurden nicht regional festgelegt. Neben Hameln, Burgdorf und Sehnde gibt es sonst erst wieder Gruppen in Minden oder in der anderen Richtung erst in Salzgitter sowie bei Berufsfeuerwehren. „Bei Übungen oder Einsätzen arbeiten wir sehr gerne mit der DLRG Holzminden zusammen, wo immer die notwendige Ernsthaftigkeit gegeben ist. Da wir beide an der Weser beheimatet sind, haben wir auch schon ähnliche Erfahrungen sammeln dürfen“, erklärt Franke.
An oberster Stelle steht bei den Feuerwehrtauchern die Sicherheit. Zwar arbeiten anders als beim Sporttauchen die Taucher alleine unter Wasser, sind aber über eine Leine oder über Sprechfunk mit der Wasseroberfläche verbunden, mit der auch Zeichen gegeben werden können. „Dank dem Sprechfunk konnten wir auch Infos wie Wassertiefe durchgeben, was gerade im Schwarzwasser bei dem Aufstieg wichtig ist“, so Franke. Auch hält sich an der Oberfläche immer ein Sicherheitstaucher bereit, der im Notfall schnell unterstützen kann. Am Humboldtsee konnten die Taucher jetzt auch mit Hilfe von hochtechnischen Hilfsmitteln arbeiten. Die Firma SAR Unterwassersysteme aus Altenbeken hatte ein Sonar dabei, mit dem der Boden des Sees vorher abgesucht und das Arbeitsgebiet für die Feuerwehrmitglieder eingegrenzt werden konnte. „Wir zeigen dabei, was mit dem Sonar möglich ist“, erklärt Jannik Thöne von SAR im Gespräch, die ihre Profigeräte aber nur an Behörden oder etwa Vermessungsbüros vertreiben. Das Sonar-System erlaubte dabei sogar den genauen Blick in den See, da durch das Programm 3D-Bilder erstellt wurden. Am Humboldtsee fuhren die Taucher mit Hilfe von Schlauchbooten in die Mitte des Sees, um dort in bis knapp 14 Meter Tiefe zu suchen. Dabei wurde die Sicherheit noch einmal erhöht, da nicht nur ein Sicherheitstaucher an Land wartete, sondern ein weiterer im Schlauchboot. Die 15 Tauchgänge dauerten pro Taucher rund 30 Minuten, wo dann konzentriert gearbeitet wurde. Obwohl bei Sonnenschein gearbeitet wurde, war das Wasser im See noch sehr frisch, was die Taucher in ihren Nassanzügen auch merkten. Zwar sind die Taucher die Anzüge auch bei noch kälteren Temperaturen gewohnt, doch außerhalb vom Wasser fängt man nass dann schnell auch das frieren an. „Die Arbeit in Schwarzwasser ist schon die Königsdisziplin bei unserer Arbeit und selbst für erfahrene Taucher eine Herausforderung. Aber auch die Neulinge in unseren Gruppen konnten hier wertvolle Erfahrungen sammeln“, freute sich Franke über die Gelegenheit, die ihm die Betreiber des Campingplatzes ermöglicht hatten.
Gefunden wurde während der Übung bei den 15 Tauchgängen nicht nur das gesuchte Ruderboot. Auch ein fünf Meter langes vor zwei Jahren gekentertes Boot wurde geortet, was bei späteren Unternehmungen noch einmal geborgen werden soll. Zum Ende des aufregenden Übungstages genossen die Taucher dann ein gemeinsames Abschlussessen auf den Seeterrassen des Humboldtsees, wo dann auch das Flair zum Abschluss noch einmal genossen werden konnte.
Foto9257: Über 20 Teilnehmer waren bei der Übung dabei
Foto9259: Auf dem Sonar kann man die Unterwasserwelt genau erkennen
Foto9270: Vor dem Tauchgang gibt es eine Sicherheitseinweisung
Foto9277: Zusammen geht es aufs Wasser
Foto9280: Auch das Sonargerät wird zur Erfassung aufs Wasser gebracht
Foto9285+9286: Die Feuerwehrfahrzeuge sorgten am See für Aufsehen
Foto9288+9289: Aus dem Humboldtsee wurde dank der Feuerwehrtaucher ein Ruderboot geborgen