Weg zur Fachkräfteeinwanderung aufgezeigt
Alfelder Industrieverein informiert über die Möglichkeiten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes
Alfeld (gök). Rund 120 Mitglieder hat der Industrieverein Alfeld und beherbergt damit die Masse der großen Arbeitgeber in der Region in seinen Reihen. Diese eint fast alle das Problem, dass Fachkräfte mehr als gefragt sind. Eine Lösung ist dafür die Einwanderung von Fachkräften aus anderen Ländern, was auch die Bundespolitik versucht anzuschieben. Dazu wurden schon mit vielen Ländern Vereinbarungen getroffen, um die Hürden gering zu halten.
Welche Hürden es aber noch gibt, offenbarte der kurzfristig angesetzte Vortrag von Jens Hormann von der Volkshochschule Hildesheim. Hormann referierte in den Räumlichkeiten von Meyer Seals in Alfeld über die Einwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten und dem Westbalkan, wozu rund 20 Mitglieder erschienen.
Nach außen sind die Vorgaben recht kompliziert, wie Jens Hormann eingestand. Von den vier Grundbedingungen werden durch die Behörden aber schon zwei vor der Einreise abgenommen. Dabei geht es um die Identität und Klärung, ob die Person strafrechtlich in Erscheinung getreten ist. Die Firmen sind dann noch für den gesicherten Lebensunterhalt mit mindestens 1 050 Euro durch entsprechende Arbeitsverträge verantwortlich. Die vierte Bedingung ist ein fester Wohnsitz, wo die Firma unterstützen kann. Hier bietet es sich an, dass Firmen für eine Aufenthaltserlaubnis schon Wohnungen vorhalten. Sonst gibt es oft Probleme mit entsprechenden Nachweisen bei der Miete einer Wohnung durch die ausländischen Fachkräfte. „Die Idee ist es, Fachkräfte mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz nach drei Monaten willkommen zu heißen. Im Moment sind wir aufgrund von Verzögerungen leider bei acht Monaten“, so Hormann.
Dass das Thema sehr komplex ist, zeigte dann schnell das Verhalten der Veranstaltungsteilnehmer, die erstmal nur aufmerksam dem Vortrag folgten. Hormann versuchte aber, den Anwesenden die Angst vor so einem Verfahren zu nehmen. Chronologisch ging er die verschiedenen Punkte durch, die bei der Einwanderung notwendig sind. Gerade für Anerkennungsverfahren bei Berufsausbildungen gibt es aber auch Fördermöglichkeiten etwa durch das Bundesamt für Migration und Flucht, das Jobcenter oder Stiftungen, wodurch das Verfahren noch attraktiver wird. Zwingend notwendig für eine Einreise aus Drittstaaten ist etwa das Sprachniveau B2 in deutsch, was ungefähr 4 000 deutschen Wörtern entspricht.
Ein großer Knackpunkt ist auch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. Die Probleme bringen dort die reglementierten Berufe wie aus dem Gesundheitswesen, Juristen, Lehramt, Ingenieure oder handwerkliche Meistertitel mit. „Bei Juristen habe ich eine Anerkennung persönlich noch nicht gesehen und beim Lehramt nur gehört. Streiten tun wir uns oft im Gesundheitswesen, funktioniert aber“, so Hormann. Gerade im Gesundheitswesen ist das Problem oft auch länderspezifisch, was mit der Blockade mancher Bundesländer zusammenhängt. „Manchmal muss man regional gucken, wo etwas besser funktioniert“, rät Hormann. Während die Anerkennung von Ingenieuren oft möglich ist, funktionieren gefragte Berufe wie etwa Psychotherapeuten leider nicht. Grundsätzlich funktionieren die Anerkennungen mit Unterstützung der Firma aber meist besser, weshalb hier auch die Firmen gefragt sind.
Es gibt aber auch Nicht-Fachkräfte aus Drittstaaten, die beschäftigt werden können. Darunter fallen etwa Personen mit ausgeprägten berufspraktischen Kenntnissen, Personen in Informations- und Kommunikationstechnologischen Berufen, Pflegehilfskräfte oder etwa Saisonkräfte. Gerade in Mangelberufen wie in der Pflege sind die Behörden mittlerweile laut Hormann aber gehalten, bei Beschäftigungsbedingungen zuzustimmen.
„Gerade im Westbalkan ist es gar nicht mehr so beliebt nach Deutschland einzureisen, da es in andere Länder deutlich einfacher ist“, bemängelt die IVA-Vorsitzende Anke Hoefer die ganzen Hindernisse. „Gegen manche Länder wie etwa Kanada ziehen wir derzeit schon den Kürzeren. Die neuen Regelungen sind schon eine Erleichterung zu vorher“, erklärt auch Hormann. Vertreter der anwesenden Arbeitsagentur sagten aber zu, bei entsprechenden Verfahren zu unterstützen. Beate Breitenstein von der HAWK Hildesheim wies dazu noch auf die Workshops der HAWK hin, die zu dem Thema angeboten werden. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist aber die Sprache und das Engagement der Firmen.
Foto: Uwe Stoll und Jens Hormann beim Start des Vortrages