Vom „Regierungssitz“ zur Baulücke
Teile vom Ratskeller abgerissen
Wallensen (gök). Seit rund acht Jahren steht der Ratskeller Wallensen leer, nachdem nach dem Tod der Eigentümerin die Erben den Ratskeller verkauft hatten und nur kurzzeitig Mieter in dem Gebäude wohnten. Der neue Besitzer konnte aber anscheinend keine weiteren gewünschten Pläne umsetzen, so dass sich der Ratskeller zum Schandfleck entwickelte, der immer baufälliger wurde. Vor vielen Jahren diente der Ratskeller noch als Tagungsort für den Rat des Ortes, wo wichtige Entscheidungen gefällt wurden. Zusätzlich war er auch das Zuhause einer Familie, der Ort von unzähligen Familien- oder Vereinsfeierlichkeiten sowie Treffpunkt für tausende von Menschen. Geselligkeit und Gemeinschaft wurde großgeschrieben, weshalb viele Einwohner auch wehmütig und traurig auf die jetzige Entwicklung blicken.
Nach Hinweisen war die Bauaufsicht vom Landkreis bereits seit 2022 tätig und stand in Austausch mit dem Besitzer. „Der bauliche Zustand wurde in regelmäßigen kurzen Intervallen überprüft und die jeweils erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Verhältnismäßigkeit angeordnet“, so die Pressesprecherin des Landkreises Hameln-Pyrmont Sandra Lummitsch. Da Eigentum in Deutschland aber durch das Grundgesetz ein hohes Schutzgut ist, konnte erst bei der Gefahr von Leib und Leben eingegriffen werden. Zunächst wurde der Eigentümer aufgefordert, entsprechende Sicherungsmaßnahmen durchzuführen, wodurch die akute Gefährdung bis vor Kurzem nicht mehr gegeben war. Doch nachdem Anfang dieser Woche starke Geräusche durch einen Anwohner wahrgenommen wurden, erkundete Feuerwehr und THW das Gebäude und stellten akute Einsturzgefahr fest.
Die weitere Verschlechterung des baulichen Zustands erforderte weitere Maßnahmen in Form eines Teilabrisses, welche durch die Bauaufsicht gegenüber dem Eigentümer bereits verfügt waren. Die akute Gefahrenlage war im Rahmen der engmaschigen Kontrolle vor Ort beim letzten Ortstermin vor rund drei Wochen durch die Bauaufsicht laut Lummitsch noch nicht vorhersehbar. Auf die aktuelle Situation hat die Bauaufsicht aber dann umgehend reagiert und in Abstimmung mit einem Tragwerksplaner vor Ort sofort erforderlichen Maßnahmen beauftragt, so dass schon zwei Tage später mit den Abrissarbeiten der maroden Gebäudeteile im hinteren Teil am Mühlenwall begonnen werden konnte.
Die Vorbereitungen dauerten dann doch einige Stunden, da ein Schwerlastkran auch eine große Gummischutzmatte von oben zwischen den Anbau des Ratskellers und das Nachbarhauses gehängt hat. Gegen Mittag war es dann soweit, dass der Abbruchbagger vom Mühlenwall aus Teile vom Dach herausnahm. Schon nach wenigen Augenblicken stürzte der Anbau mit dem ehemaligen Festsaal dann ein und hinterließ auch auf der Rückseite im Nachbarsgarten seine Schäden.
Anders als einige denken, wird aber nicht der gesamte Gebäudekomplex abgerissen. „Hier findet kein Abriss des Gebäudes statt, sondern der maroden Gebäudeteile. Seit Montag ist die Bauaufsicht des Landkreises vor Ort und hat sich um die bereits stattfindenden Maßnahmen zur Sicherung der Lage gekümmert. Vor rund einem Monat noch war nicht absehbar, dass sich der Zustand in jetzt doch kürzester Zeit so dramatisch verschlechtern würde. Die aktuellen Abbrucharbeiten werden von einem Statiker begleitet, bis die Standsicherheit des Gebäudebestands erreicht ist. Wann und in welchem Umfang die Beseitigung der Trümmer erfolgen muss, wird sich erst im Laufe der Rückbauarbeiten zeigen. Im Rahmen des Sofortvollzugs zur Gefahrenabwehr geht es jetzt erstmal um Sicherheit und vor allem darum, dass keine konkrete Gefahr mehr von der baulichen Anlage ausgeht“, stellt Lummitsch klar.
Foto7275+7279+7282+7292: Per Schwerlastkran wurde eine Schutzmatte zum nächsten Haus aufgehängt
Foto7310: Der Abrissbagger beginnt am Anbau zu arbeiten
Foto7318: Nach dem Einsturz sind auf das Nachbarsgrundstück auch Teile gefallen
Foto7329: Nach drei Stunden Arbeit klafft eine große Baulücke im Zentrum von Wallensen