Timo Hedderich bezwingt den Mythos Ötztaler
Knapp elf Stunden über vier Alpenpässe
Gronau/Ötztal (gök). Bereits das zweite Mal hatte sich Timo Hedderich für die Teilnahme an dem legendären Ötztaler Radmarathon beworben. „Leider trudelte wieder, nach Beendigung des Losverfahrens, eine Absage ein“, bedauerte das Mitglied der RSG Gronau. Jedes Jahr versuchen über 20 000 Bewerber ihr Glück, einen der 4 000 Startplätze zu ergattern. Das Glück von Hedderich war aber, dass er sich den Startplatz eines anderen Radfahrers überschreiben lassen konnte. So durfte dann auch der Oldendorfer ein Teil des sagenumwobenen Amateurradsport-Events sein.
Die Voraussetzungen des Ötztalers sind, für jemanden der aus dem flachen Norddeutschland kommt, nahezu beängstigend. Auf der Strecke sind insgesamt 227 Kilometer, vier Alpenpässe und dabei 5500 Höhenmeter zu bewältigen. Nach einer langen und intensiven Vorbereitung über Monate, erfolgte am 1. September um 6:30 Uhr der Start in Sölden. Im Morgengrauen ging es zunächst gut 30 Kilometer bergab, ehe es nach einer scharfen Rechtskurve hinauf zum ersten Pass, dem Kühtai, ging. Direkt hinter der Kurve gab es dann sogar einen Stau, der sich nur langsam löste. So ging es Stück für Stück die Serpentinen hinauf bis zur ersten „Labestation“.
„Die Abfahrt überstanden leider nicht alle Teilnehmer schadlos – allein fünfmal überholte mich der Krankenwagen auf der für Autos gesperrten Strecke“, so Hedderich nachdenklich. Am Ende der Abfahrt durchquerten die Teilnehmer Innsbruck, wo die Stimmung laut dem Oldendorfer phantastisch war. Tausende Zuschauer bejubelten die knapp 4 000 Radsportler. Weiter ging die Fahrt danach über den Brenner in Richtung Italien, worauf der Jaufenpass folgte. Zum Schluss wartete die größte Herausforderung – das berüchtigte Timmelsjoch. Ein 29 Kilometer langer Anstieg, bei dem nochmal 2 000 positive Höhenmeter erbracht werden mussten. Über schier endlose Kehren quälte sich Hedderich die Straße hoch. „Meine Beine wurden immer schwerer, der Kopf langsam leer. Nach gefühlt endlos langer Zeit, sah ich schließlich die Spitze des Passes. Beinahe am Ende meiner Kräfte erreichte ich auf 2 470 Metern über Null wieder die österreichische Landesgrenze und musste feststellen, dass das Wetter kippte“, erinnert sich Hedderich ungern zurück. Regen und Wind erwarteten ihn vor der finalen Abfahrt zurück nach Sölden. 27 Kilometer fuhr er bergab schön vorsichtig die nasse Straße hinunter. Eigentlich sollte dadurch nichts schiefgehen, doch mit aufgeschreckten Kühen mitten auf der Straße konnte der Oldendorfer nicht rechnen. Nur knapp konnte er ausweichen und so einen Sturz verhindern.
Schlussendlich, nach zehn Stunden und 44 Minuten durchquerte der Oldendorfer den imposanten Zielbogen im Herzen von Sölden. „Es war insgesamt das Schönste und gleichzeitig auch Schlimmste, das ich im Radsport erleben durfte. Eine Quälerei sondergleichen, allerdings in grandioser Atmosphäre. Sich einmal wie ein Profi fühlen zu dürfen inklusive Kamerawagen, Hubschrauber und Materialwagen, war schon etwas sehr Besonderes. Das war schon eine Ehre, mich über die Alpenpässe zu schinden“, so Timo Hedderich ein positives Fazit dieses unvergesslichen Rennens.
Foto001: Zuversichtlich startet Hedderich zum Rennen seines Lebens
Foto002: 4 000 Teilnehmer waren dieses Jahr wieder beim Ötztaler Radmarathon dabei