Eisbaden am Bruchsee findet immer mehr Teilnehmer

Kälte als Therapie und Herausforderung

Wallensen/Duingen (gök). Am Bruchsee in der Duinger Seenplatte zwischen Wallensen und Duingen sind vor allem Spaziergänger und Hundebesitzer gerne unterwegs. In den letzten Jahren haben aber auch die Schwimmer außerhalb der warmen Sommertemperaturen zugenommen.

Eiskaltes Wasser, tiefe Atemzüge und ein starker Wille: Eisbaden erfreut sich auch am Bruchsee wachsender Beliebtheit. Am Bruchsee trotzen Enthusiasten selbst Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Die Wim Hof-Methode, die durch den niederländischen Extremsportler Wim Hof bekannt wurde, bereitet den Körper dabei auf das Eisbaden vor.

Die Wim Hof Methode: Eiskälte und Atmung als Schlüssel

Wim Hof, 65 Jahre alt und mehrfacher Weltrekordhalter für Extremsituationen in eisiger Kälte, hat eine eigene Methode entwickelt, die Kälte und gezielte Atemtechniken kombiniert. Diese Technik soll das Immunsystem stärken, bei Depressionen helfen und kann sogar andere gesundheitliche Beschwerden lindern. Durch die spezielle Atemtechnik bereitet sich der Körper optimal auf die eisige Herausforderung vor. Hofs Methode ermöglicht es, den Körper in eine Art „anaerobe Phase“ zu versetzen, die das Kälteempfinden deutlich reduziert.

Am Bruchsee hat sich mittlerweile eine Gruppe von neun begeisterten Eisbadern zusammengefunden, die sich regelmäßig treffen, um ins kalte Wasser zu steigen. Martin Gründel aus Coppengrave und seine Frau Petra schwimmen schon seit mehreren Jahren im Bruchsee. „Dieses Jahr haben wir es das erste Mal durchgezogen und auch im Herbst nicht aufgehört“, berichtet Gründel stolz. Wichtig ist den Teilnehmern, das Eisbaden nicht alleine zu betreiben, denn die Gefahr von Kreislaufproblemen oder Unterkühlung ist nicht zu unterschätzen.

Jens und Antje Meyer aus Alfeld sind ebenfalls regelmäßige Besucher des Bruchsees. Antje Meyer, die an einem Eisbade-Workshop in Hannover teilgenommen hat, erklärt: „Mit der Wim Hof-Methode wird der Körper durch die Atmung auf die Kälte vorbereitet. Die Technik beruhigt und gibt einem das Gefühl, das Wasser sei wärmer.“ Für die Meyers hat sich die Überwindung gelohnt: „Früher war mein Endgegner schon 15 Grad, heute schaffe ich Temperaturen bis 8 Grad problemlos“, so Jens Meyer im Gespräch. Derzeit hat der Bruchsee etwa zwei Grad – eine echte Herausforderung. Die Gruppe aus dem Leinebergland ist aber nicht die einzige Gruppe, die sich zum Eisbaden trifft. In der Vergangenheit haben die Teilnehmer auch schon andere beim Eisbaden, etwa aus Bisperode im Flecken Coppenbrügge, kennengelernt.

„Eisbaden macht einfach glücklich“

Für Antje Meyer und ihre Freundin Melanie Harbusch ist das Eisbaden mehr als nur eine sportliche Aktivität. „Ich komme manchmal mit schlechter Laune und gehe strahlend wieder raus“, erzählt Harbusch. „Die Kälte hilft, die Gefäße flexibel zu halten, und das Gefühl danach ist unbeschreiblich.“ Besonders im kälteren Teil des Winters, wenn das Wasser zufriert, wird das Ritual zum Abenteuer. „Mit Hacke und Schaufel befreien wir das Wasser dann vom Eis und machen einen Weg zur Nutzung frei“, so Jens Meyer.

Eisbaden ist jedoch nicht für jeden geeignet und sollte mit Vorsicht angegangen werden. „Man sollte nicht ins Wasser gehen, wenn man durchgefroren ist oder gesundheitliche Probleme hat“, warnt Antje Meyer. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollte vorab mit einem Arzt darüber gesprochen werden. Auch Handschuhe und Wasserschuhe können helfen, die empfindlichen Extremitäten zu schützen. „Es ist immer eine Überwindung, aber es lohnt sich jedes Mal“, sagt Melanie Harbusch. Die Wasserschuhe schützen auch vor Schnittverletzungen durch das Eis, wozu es aber immer wieder beim Eisbaden kommt. Die wachsende Gemeinschaft am Bruchsee zeigt aber, daß Eisbaden nicht nur eine körperliche Herausforderung ist, sondern auch mentale Stärke und ein Gemeinschaftsgefühl fördern kann.

Foto6118+6127+6138+6153: Zu Beginn wird ein Weg ins kalte Wasser geebnet und das Eis mit Schaufel und Hacke geöffnet

Foto6155+6157: Vor dem Eisbaden wird sich zunächst auf die Atmung konzentriert

Foto6159+6161: Auch im Winter hat der Bruchsee für viele Menschen seinen Reiz

Foto6163: Martin Gründel bahnt sich mit Spaten seinen Weg ins Wasser

Foto6171+6174: Zwei Minuten „erfrischen“ sich die Teilnehmer im zwei Grad kalten Wasser des Bruchsees

Foto6183: Kleinere Schnittverletzungen sind nach dem Eisbaden normal