„Coppenbrügger Verhältnisse“ im Flecken Salzhemmendorf?
Windpark zwischen Oldendorf und Esbeck soll „repowered“ werden
Oldendorf (gök). Der Windpark zwischen Oldendorf, Ahrenfeld, Benstorf und Esbeck steht vor einer umfassenden Erneuerung: Die bisherigen fünf Windkraftanlagen, die bereits seit 2006 in Betrieb sind, sollen durch vier moderne Anlagen ersetzt werden. Betreiber des Windparks ist die Firma Landwind, die das sogenannte Repowering-Projekt derzeit plant. Der Gesetzgeber gibt so Betreibern von Windparks die Möglichkeit, ihre Anlagen in einem vereinfachten Genehmigungsverfahren zu erneuern.
Bei einer Informationsveranstaltung im Feuerwehrhaus im Saaletal in Oldendorf informierten Vertreter von Landwind sowie Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening knapp 50 interessierte Bürger auf Initiative des Flecken Salzhemmendorf über den aktuellen Stand des Vorhabens. Dabei wurde deutlich: Die Gemeinde Salzhemmendorf hat rechtlich nur wenig Einfluss auf das Projekt, da die Planung vor allem auf Landkreisebene erfolgt und es klare Regelungen zur Erneuerung solcher Anlagen gibt.
Moderne Technik für mehr Effizienz
Lisa Wiermann, Projektentwicklerin bei Landwind, erklärte die technischen Details des Repowerings. Geplant ist der vollständige Rückbau der alten Windräder mit 82 Metern Rotordurchmesser und 108 Metern Nabenhöhe. Die neuen Anlagen werden mit einer Gesamthöhe von 267 Metern und einem Rotordurchmesser von 175 Metern deutlich größer ausfallen, jedoch zugleich auch viel effizienter arbeiten: Während die bisherigen fünf Windräder gemeinsam rund 20 Millionen kWh Strom pro Jahr produzierten, sollen die vier neuen Anlagen insgesamt etwa 72 Millionen kWh liefern – eine nahezu Vervierfachung der Leistung.
Ein wichtiger Aspekt der Planungen ist der Lärmschutz. „Nachts liegt die maximale Lautstärke bei 45 dB in 200 Metern Entfernung, aktuell liegen wir deutlich unter den zulässigen Werten“, betonte Wiermann. Zudem verhindern moderne Schattenmodule, dass der Schattenwurf der Rotoren die gesetzlichen Grenzen überschreitet – überschreiten sie das Maximum, schalten sich die Anlagen automatisch ab.
Die neuen Windkraftanlagen werden sich in ihrer Position leicht verschieben. Zwei Anlagen rücken näher an Oldendorf heran, bleiben jedoch mit einem Abstand von etwa 800 Metern zur Wohnbebauung. Eine weitere Anlage auf der Hameln-Pyrmonter Landkreis-Seite wird minimal näher an Esbeck stehen. Der Genehmigungsantrag soll Anfang 2025 eingereicht werden, mit einer erwarteten Genehmigung im letzten Quartal desselben Jahres. Die Bauvorbereitungen sollen ebenfalls Ende 2025 beginnen, der eigentliche Baubeginn im zweiten Quartal 2026 erfolgen. Die Inbetriebnahme ist für das zweite Quartal 2027 geplant.
Auf der Hildesheimer Landkreisseite zwischen Ahrenfeld und Esbeck läuft derzeit noch ein weiteres Genehmigungsverfahren für drei weitere Windräder von einem anderen Betreiber in unmittelbarer Nachbarschaft zu den geplanten neuen Anlagen. Die Vertreter von Landwind konnten in der Sitzung aber nicht abschätzen, wie groß die Chancen einer Umsetzung dieser Anlagen sind. Im Falle einer Genehmigung würden dann insgesamt sieben Anlagen mittelfristig zwischen den vier Orten stehen.
Wertschöpfung für die Region
Neben der ökologischen Bedeutung bietet das Repowering auch finanzielle Vorteile für die Gemeinde. So bleibt der größte Teil der Gewerbesteuer (95 %) direkt in der Region. Zudem erhalten betroffene Gemeinden in einem Umkreis von 2,5 Kilometern eine gesetzlich vorgeschriebene Akzeptanzabgabe von 0,2 Cent pro erzeugter kWh. Darüber hinaus plant Niedersachsen eine zusätzliche Akzeptanzabgabe von 0,1 Cent pro kWh, sodass insgesamt pro Anlage rund 36.000 Euro pro Jahr in die Gemeindehaushalte fließen könnten. Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening vermutet, dass voraussichtlich die Hälfte dieser Einnahmen in den Gemeindehaushalt und die andere Hälfte in die betroffenen Ortschaften fließen werde. Die genaue Umsetzung müsse jedoch noch gesetzlich genauer geregelt und im Gemeinderat besprochen werden.
Anwohner äußern Bedenken
Viele kritische Stimmen gab es unter den Anwesenden nicht. Christoph Strüver aus Oldendorf erkundigte sich nach der Gewerbesteuerhöhe und der Sicherstellung von Ausgleichsmaßnahmen in der Region. Landwind-Vertreter Wiermann betonte, dass man sinnvolle Ausgleichsmaßnahmen in der Region umsetzen wolle, es aber oft schwierig sei, geeignete Flächen zu finden. 2006 waren laut Strüver bei der Erstellung der ersten Windräder Fischtreppen in einem anderen Landkreisbereich entstanden, was den Bürgern um Oldendorf nicht zu Gute kam. Die Erlöse aus der Gewerbesteuer werden abhängig von Vergütungs- und Windverhältnissen auf 30 bis 60 000 Euro pro Windrad und Jahr geschätzt, was laut den Mitarbeitern von Landwind von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich ausfallen kann. „Beim Blick auf die kommenden Windräder hier in der Region befürchte ich dann schon Coppenbrügger Verhältnisse“, erklärte Strüver in der Infoveranstaltung.
Ein weiterer Punkt betraf die potenzielle Lärmbelastung: Einige Anwohner gaben an, bereits die bestehenden Windräder hören zu können, und befürchteten eine zusätzliche Geräuschkulisse durch die neuen Anlagen. Auch der Schutz von Fledermäusen wurde thematisiert – hierzu soll in Kürze ein Monitoring mit spezieller Horchbox an einer alten Anlage starten. Trotz der kritischen Fragen zeigte sich Landwind gesprächsbereit. „Wir sind kein Investor, sondern ein Familienunternehmen und ansprechbar für die Anwohner“, betonte Denis Fuckner von Landwind. Die Planungen sollen transparent erfolgen, und Bürgerbeteiligungen sind der Firma nach deren Aussage wichtig. Auch Probleme können jederzeit Landwind gemeldet werden, wo dann an einer Lösung gearbeitet wird.
Info zu Landwind:
Die Firma Landwind ging aus einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb hervor. 1999 übernahm Alexander Heidebroek den Landwirtschaftsbetrieb und baute ihn zusammen mit seiner Frau Bärbel Heidebroek immer weiter aus. 2001 wurde die Landwind GmbH gegründet, die mittlerweile auf 170 Mitarbeiter angewachsen ist. Neben der Landwirtschaft und dem Betrieb zahlreicher Windparks in vier Bundesländern betreibt das Familienunternehmen aus Gevensleben im Landkreis Helmstedt auch Aktivitäten im Bereich Stromerzeugung durch Biogas oder eigenem Stromvertrieb.
Foto9135: Die derzeitigen Bauarbeiten an einem Windrad zwischen Oldendorf und Esbeck haben noch nichts mit dem „Repowering“ zu tun
Foto9137: Die alten Windräder sollen neuen Platz machen
Foto9168: Lisa Wiermann erläuterte in Oldendorf das Konzept des Repowering
Foto9171: Die fünf alten Windräder sollen durch vier neue Standorte ersetzt werden
Foto9176: Rund 50 Anwesende waren zur Infoveranstaltung des Flecken Salzhemmendorf erschienen