Training unter extremen Bedingungen
Realistische Feuerwehrübung in Elze
Elze (gök). Eine besonders herausfordernde Feuerwehrübung fand am vergangenen Samstagmorgen unter widrigsten Bedingungen statt: Es war dunkel, regnerisch und mit Temperaturen um die 4 Grad eher kühl. Nur wenige Eingeweihte wussten im Vorfeld, was die Feuerwehrmitglieder erwarten würde. Das Szenario, das der stellvertretende Ortsbrandmeister Torben Brunotte zusammen mit Elzes Stadtbrandmeister Oliver Kleiner und Christian Kerner ausgearbeitet hatte, stellte die Feuerwehrkräfte vor eine knifflige Herausforderung.
Das Übungsszenario begann mit einem dramatischen Verkehrsunfall unter der Brücke der Bundesstraße 1 an der Wülfinger Straße in Elze. Ein Fahrer einer Fahrgemeinschaft, der durch sein verschlafenes Zuspätkommen und das gleichzeitige Telefonieren mit der Arbeit abgelenkt war, verunfallte mit seinem Fahrzeug. Gleich vier Personen der Fahrgemeinschaft, die auf dem Weg zur Arbeit waren, wurden dabei schwer verletzt und im Fahrzeug eingeklemmt. Für die eingesetzten Kräfte ein dramatisches Bild, das schnelle, präzise Entscheidungen erforderte.
Professionelle Zusammenarbeit unter Stress
Einsatzleiter vor Ort war Uwe Wieckhorst von der Ortsfeuerwehr Wülfingen. „Die Situation unter dem Brückenpfeiler war extrem schwierig“, erklärte Torben Brunotte, der mit dieser Übung die Feuerwehrkräfte auf eine besonders anspruchsvolle Situation vorbereiten wollte. Denn diese Art von Einsatz, bei dem das Fahrzeug in einem schwierigen Winkel feststeckt, stellt die Feuerwehr vor ganz besondere Herausforderungen.
Zur realistischen Darstellung des Unfalls hatte Nadine Wucherpfennig von der Realistischen Unfalldarstellung Sehlem vom ASB die vier Verletzten eine Stunde lang professionell geschminkt, um die Realität so lebensecht wie möglich darzustellen. „Es macht Spaß, diese realistischen Szenarien nachzubilden. Wir bekommen viele Anfragen und freuen uns, damit auch die Ausbildung der Feuerwehrleute zu unterstützen“, sagte Wucherpfennig, während sie sich um die „Opfer“ kümmerte.
Für die Feuerwehrleute wurde der Druck aber plötzlich besonders hoch, als ein paralleler Realeinsatz einging: Die Brandmeldeanlage eines Supermarktes in Elze hatte ausgelöst. Zunächst musste die Feuerwehr Elze den echten Feuerwehralarm abarbeiten, während die Feuerwehren aus Mehle und Wülfingen das Übungsszenario anfuhren. „Es ist besonders wertvoll, wenn solche Situationen parallel ablaufen. Es hilft uns, im echten Einsatz flexibel und fokussiert zu bleiben“, erklärte Christian Kerner, der auf sein bewährtes Übungsteam zurückgreifen konnte.
Besonders für die Auszubildenden im Rettungsdienst war die Übung von unschätzbarem Wert. Daniel Heinsch vom ASB-Rettungsdienst Gronau zeigte sich beeindruckt: „Das ist eine der realistischsten Übungen, die man sich für unsere Auszubildenden vorstellen kann. Nach der Übung erfolgt eine ausführliche Nachbesprechung und das Netzwerken vor Ort mit anderen Einsatzkräften ist ebenso wichtig, denn so lernen unsere Auszubildenden noch mehr.“
Für die Feuerwehrkräfte der Ortsfeuerwehren Elze, Wülfingen und Mehle war dies ein Team-Event, das nicht nur technische, sondern auch zwischenmenschliche Herausforderungen stellte. Bei solch komplexen Einsatzlagen wie dieser, bei denen die medizinische Versorgung der Verletzten höchste Priorität hat, muss die Kommunikation zwischen den einzelnen Rettungskräften reibungslos funktionieren. „Es ist wichtig, in solchen Szenarien Ruhe zu bewahren“, erklärte der Brandabschnittsleiter Heiko Bartels als Übungsbeobachter. „Die medizinische Versorgung hat immer Vorrang und die Feuerwehr muss sich in intensiver Kommunikation im Einsatz mit anderen Rettungskräften darauf einstellen.“
Die Übung war nicht nur eine wertvolle Erfahrung für die Feuerwehrleute selbst, sondern auch ein weiterer Schritt in der erfolgreichen Zusammenarbeit der verschiedenen Ortsfeuerwehren im Raum Elze. Seit letztem Jahr gibt es ein gemeinsames Technisches Hilfeleistungskonzept, das die Feuerwehren Elze, Mehle und Wülfingen enger zusammenschweißt. Jährlich finden im Bereich der Stadt Elze bis zu zehn Übungen statt, wodurch die Erfahrungen erweitert werden. „So sind wir im Einsatz schneller aufeinander eingespielt und können unsere Stärken besser bündeln“, erklärte Stadtbrandmeister Oliver Kleiner. Gerade am Kreuzungspunkt der Bundesstraßen 1 und 3 sind Feuerwehren rund um Elze oft mit Verkehrsunfällen im Einsatzfall beschäftigt.
Dank einer detaillierten Vorbereitung, die mehrere Tage in Anspruch nahm und der Unterstützung von Partnern wie dem THW und verschiedenen Aktiven wie dem Abschleppdienst Jens Brückner aus Sibbesse, konnte diese Übung durchgeführt werden. „Ohne die Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Helfer, ob von der Feuerwehr, dem ASB, dem Abschleppdienst oder dem THW, wäre solch eine Übung nicht möglich“, betonte Kerner. „Es ist die Zusammenarbeit und das Engagement jedes Einzelnen, das uns als Team stark macht.“
Insgesamt waren 41 Feuerwehrleute an der Übung beteiligt, die nicht nur als anspruchsvolle Herausforderung galt, sondern auch als wertvolle Gelegenheit zum Lernen und Weiterentwickeln. Ein großes Lob ging schließlich beim anschließenden gemeinsamen Frühstück von den Übungsbeobachtern an die gesamte Mannschaft für ihren Einsatz – für die Vorbereitung, die Durchführung und das Feedback, das für künftige Übungen von entscheidender Bedeutung ist.
Foto8293: Nadine Wucherpfennig bereitet Tim Brombosch von der Feuerwehr Gronau als Opfer auf die Übung vor
Foto8299: „Opfer“ Heiko Buschmann bekommt nach einer Halsverletzung auch noch eine Fingerverletzung von Nadine Wucherpfennig geschminkt
Foto8304: Realistischer kann ein Schienbeinbruch wohl nicht aussehen
Foto8305: Eine Nebelmaschine sorgt für eine realistische Übungsdarstellung
Foto8307: Tim Brombosch wartet als Unfallfahrer auf seine Rettung
Foto8315: Einsatzkräfte erkunden direkt nach der Ankunft die Lage am verunfallten Fahrzeug
Foto8319+8322: Während der Lageaufklärung wird routiniert der Einsatzort für das Feuerwehrteam vorbereitet
Foto8326: Die Einsatzkräfte nehmen sofort nach Ankunft Kontakt mit den vermeintlichen Unfallopfern auf
Foto8340: Notfallsanitäter kümmern sich sofort um die medizinische Versorgung der Unfallopfer
Foto8361+8370: Mit einem Spreizer wird die hintere rechte Tür vom Fahrzeug entfernt, um besser an die Unfallopfer zu gelangen
Foto8391: Bei den Notfallsanitätern mussten sich Auszubildende in der Übung bewähren und erlangten dadurch wertvolle Erfahrungen
Foto8401+8404+8409: Das Unfallszenario spielte sich unter der B1-Brücke in der Wülfinger Straße in Elze ab