Nur Teilerfolge beim „Tempo“
Flecken Salzhemmendorf ringt mit Landkreis um Temporeduzierungen
Salzhemmendorf/Fölziehausen (gök). In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Feuerschutz und Ordnung, die im Feuerwehrhaus im Saaletal in Oldendorf stattfand, wurde über den Antrag der Mehrheitsgruppe aus SPD, Grünen und FDP auf Temporeduzierungen im Flecken Salzhemmendorf beraten. Der Landkreis Hameln-Pyrmont hatte nach einer Untersuchung der Verkehrssituation auf den Antrag geantwortet und seine Entscheidungen vorgestellt.
Einige Änderungen wurden des Antrages aus dem letzten Sommer wurden auch umgesetzt: Auf der Landesstraße 462 im Bereich der Domäne Eggersen wurde die Geschwindigkeit Anfang des Jahres auf 70 km/h reduziert. Zudem wurde die Tempo-50-Zone im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Levedagsen verlängert und reicht nun bis hinter die Abfahrt nach Ockensen, wo laut Wallensens Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grießner (SPD) zur Klarstellung noch ein Tempo50-Schild fehlen würde.
Andere beantragte Maßnahmen lehnte der Landkreis jedoch ab. So wurde eine Temporeduzierung auf 30 km/h in der Ortsdurchfahrt Thüste an der Engstelle in der Mitte des Ortes nicht genehmigt. Grießner zeigte sich darüber verärgert: „Dies kann nicht nachvollzogen werden, dort würde es bei Tempo 50 oft zu gefährlichen Situationen kommen.“ Auch weitere Forderungen blieben erfolglos. Die dauerhafte Reduzierung auf Tempo 30 auf dem Lauensteiner Schützenplatzweg, auf der Bundesstraße 1 in Hemmendorf, Oldendorf und Benstorf in der Nachtzeit sowie auf der Oldendorfer Bahnhofstraße wurden abgelehnt.
Besonders kontrovers diskutiert wurde die Entscheidung, die Tempo-100-Regelung im Bereich der Wallenser Bergmannssiedlung am Ortsausgang Richtung Fölziehausen beizubehalten. Dort kam es im vergangenen Jahr zu einem schweren Verkehrsunfall mit mehreren Toten. Selbst Einheimische empfinden Tempo 100 auf dieser engen Landesstraße als unverständlich. Der Landkreis begründete seine Entscheidung damit, dass es – abgesehen von Wildunfällen – in den letzten Jahren keine weiteren schweren Verkehrsunfälle gegeben habe. Einheimische erinnerten sich jedoch an mehrere Unfälle in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere in den gefährlichen „See-Kurven“.
Eine Veränderung gibt es hingegen in Osterwald: Der Ortseingang auf der Kreisstraße 5 wird ab der Einmündung „Auf der Glashütte“ auf Tempo 50 herabgesetzt. Zudem soll die Kreisstraße innerhalb Osterwalds zur Gemeindestraße herabgestuft werden. Erst dann wäre eine weitere Temporeduzierung rechtlich möglich. Bürger Andreas Hartnack kritisierte in der Sitzung die Entscheidungen des Landkreises scharf: „Erschütternd, dass bei Tempobegrenzungen Maschinen in den Mittelpunkt gestellt werden und nicht der Mensch. Die Begründung, dass es nicht genügend Unfälle gibt, ist schlimm. Eigentlich müsste jeder kleine Blechschaden gemeldet werden, damit sich etwas ändert.“ Er forderte die Politik auf, an den abgelehnten Punkten weiter dran zu bleiben und auf eine Änderung der Entscheidungen zu hoffen.
Auch Ausschussmitglieder äußerten sich unzufrieden. Markus Burgdorf (FDP) erklärte: „Leider werden bei diesen Entscheidungen nur Unfallstatistiken herangezogen. Der Landkreis ist hier aber auch an die Art der Begutachtung gebunden.“ Karsten Appold (Grüne) sprach von einem „bisher nur Teilerfolg“ des Antrags. Die Entscheidung für Eggersen sei zwar positiv, aber die Behörden hätten oft ein anderes Denken: „Neben der Gefahr gibt es auch eine Lärmbelästigung. Es ist fragwürdig, immer nur an Unfallzahlen festzuhalten.“ Grießner betonte zudem, dass die Entscheidung für Eggersen zwar gut sei, die Bergmannssiedlung aber weiterhin ein Problem darstelle, insbesondere wegen der Sichtbarkeit beim Abbiegen. Er stellte die Frage, ob die Verwaltung eine Klage gegen die ablehnenden Entscheidungen des Landkreises prüfen solle. Ob es zu weiteren Schritten oder gar einer rechtlichen Auseinandersetzung kommt, bleibt jetzt erstmal abzuwarten. Klar ist für die Ausschussmitglieder jedoch, dass die Diskussion über Temporeduzierungen im Flecken Salzhemmendorf noch nicht beendet ist.
Foto: An der Wallenser Bergmannssiedlung herrscht weiter Tempo 100, was für gefährliche Momente sorgt