Rudi Heuer tritt nach vielen Jahrzehnten etwas Kürzer

Vorsitz der Dorfgemeinschaft nach 28 Jahren übergeben

Benstorf (gök). Nach fast drei Jahrzehnten an der Spitze des Dorfgemeinschaftsvereins Benstorf/Quanthof hat Rudi Heuer sein Amt als Vorsitzender abgegeben – und damit ein außergewöhnliches Kapitel ehrenamtlichen Engagements beendet. Seit der Gründung des Vereins am 17. Oktober 1997 prägte Heuer mit seinem Einsatz, seiner Weitsicht und seinem Organisationstalent die Entwicklung des Vereins und des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) maßgeblich.

Alles begann Ende der 1990er Jahre, als der Flecken Salzhemmendorf das Dorfgemeinschaftshaus in Benstorf verkaufen wollte. Eine Perspektive, die für Heuer und viele Benstorfer undenkbar war. Bis 1960 diente die „alte Schule“ als Dorfschule und bis 1996 dann auch als Zuhause des Kinderspielkreises. Die bestehende Thie-Festgemeinschaft, in der Heuer zuvor Kassenwart war, wollte kein eingetragener Verein werden – doch das war Voraussetzung, um das Gebäude in Eigenregie zu übernehmen. Also handelte Heuer: Gemeinsam mit über 40 Mitstreitern gründete er den Verein Dorfgemeinschaft Benstorf/Quanthof und übernahm die Verantwortung, wozu er sogar die Satzung selbst entwarf. „Es war absolut die richtige Entscheidung, das Dorfgemeinschaftshaus in Eigenregie zu übernehmen“, sagt der 74jährige Heuer rückblickend. Über die Jahre entwickelte sich das Haus zu einem zentralen Treffpunkt für das Dorfleben – getragen vom starken Zusammenhalt im Ort und der Identifikation der Benstorfer mit ihrem Haus. „Viele Benstorfer identifizieren sich mit dem Verein und dem Dorfgemeinschaftshaus und spenden auch gerne für unsere Projekte“, so Heuer zufrieden.

Mit derzeit 116 Mitgliedern ist der Verein so stark wie noch nie und Heuer freut sich besonders, dass der Verein mittlerweile auch verjüngt werden konnte. Mit Torsten Köhler fand sich auch ein neuer Vorsitzender für den Verein, wo Heuer jetzt nur noch beratend als Beisitzer tätig ist. Und das trotz des allgemeinen Trends des Vereinssterbens – so mussten etwa das DRK und der Gesangverein im Ort in den letzten Jahren aufgeben. Die Dorfgemeinschaft hält aber dagegen: Ehrenamtlich wurde ein hoher fünfstelliger Betrag in die Modernisierung des Hauses seit der Vereinsgründung investiert. Spendengelder und Einnahmen aus Veranstaltungen flossen in neue Toilettenräume, eine moderne Heizung, WLAN, eine neue Küche, die Einrichtung einer Heimatstube und viele weitere Maßnahmen. Selbst der frühere Feuerwehrraum erhielt eine neue Funktion als Gesprächsraum. Im Rahmen eines LEADER-Projektes wird derzeit auch die Außenhülle der „alten Schule“ auf Vordermann gebracht.

Einige Projekte vom Verein wurden unter der Führung von Heuer zu beliebten Bestandteilen des Dorflebens: 2009 rief Hannelore Möller das traditionelle Eintopfessen ins Leben, 2013 folgte das „Benstorfer Dorfgeflüster“, 2015 kam das Dorfkino von Manfred Pand hinzu. Regelmäßige Veranstaltungen wie Dorffeste, Grünkohlwanderungen, Flohmärkte, Boßelturniere, Nikolausnachmittage oder Besichtigungsfahrten wurden von Heuer gemeinsam mit einem engagierten Team organisiert. Auch Jugendinitiativen fanden über die Jahre immer wieder ihren Platz im DGH.

„Was Rudi für Benstorf geleistet hat, kann man kaum in Worte fassen“, betonen Weggefährten. Der heute 74-Jährige engagierte sich nicht nur im Dorfgemeinschaftsverein – insgesamt 15 Ehrenämter übernahm er in den vergangenen über drei Jahrzehnten, darunter auch 20 Jahre als Ortsbürgermeister. Die Kommunalpolitik und das Vereinsleben prägten Heuer ebenso wie eine gelebte Tradition: Schon sein Großvater Heinrich Heuer war Ortsbürgermeister in Benstorf und hat dabei einst sogar jemanden im alten Spritzenhaus in Gewahrsam genommen.

Sein Rückzug erfolgt nicht sang- und klanglos. Ein Höhepunkt war 2023 noch die Feier zum 25-jährige Bestehen des Vereins mit einem großen Zeltfest gefeiert – gemeinsam mit der Feuerwehr und über drei Tage hinweg. Dass die Dorfgemeinschaft nun in jüngere Hände übergeht, erfüllt Heuer mit Zuversicht. Der Verein hat sich verjüngt und ist gut aufgestellt für die Zukunft. Heuer hofft nun, dass sich weiterhin Menschen für das Ehrenamt begeistern können und so weiter die Dorfgemeinschaft in Benstorf mit Leben erfüllen.

Foto0032: Rudi Heuer ist froh, dass mittlerweile das Dorfgemeinschaftshaus auch von außen saniert wird

Foto0038: Schon seit mehreren Jahrzehnten engagiert sich Rudi Heuer schon in der Dorfgemeinschaft

Foto0042: Im benachbarten alten Feuerwehrspritzenhaus in Benstorf hat Rudi Heuers Großvater Heinrich Heuer als Ortsbürgermeister auch mal einen Randalierer in Gewahrsam genommen