Zwischen Regalen, Keramiken und Kulturerbe
Museumsarbeit in Duingen wird erleichtert
Duingen (gök). Während Besucher das Töpfermuseum in Duingen meist an nur zwei festen Öffnungstagen in der Woche erleben, arbeitet Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger weit über diese Stunden hinaus – oft unsichtbar, oft unterschätzt. Was viele nicht sehen: Hinter den Kulissen bewältigt Wolfsberger als hauptamtliche Teilzeitkraft ein beeindruckendes Pensum, das vom wissenschaftlichen Inventarisieren historischer Keramiken bis hin zur Organisation aufwendiger Sonderausstellungen reicht. Jetzt hat sie mit der Einrichtung eines neuen Lagerraums einen wichtigen Meilenstein erreicht – ein großer Schritt in Richtung Zukunft des Museums.
Mehr Raum für Geschichte
Im Zuge der geplanten Verlagerung des Museums in das neue Bürgerzentrum in der „Neue Mitte“ – voraussichtlich im Jahr 2026 – wurde jetzt ein dringend benötigter Lagerraum in Duingen eingerichtet. Eine maßgeschneiderte Regalanlage bietet nun auf 26 Quadratmetern Fläche über 300 laufende Regalmeter Stauraum für wertvolle Exponate. Finanziert wurde das rund 10 000 Euro teure System hauptsächlich durch den Landschaftsverband Hildesheim mit 7 000 Euro. Der Flecken Duingen und der Heimat- und Kultur-Verein Duingen unterstützten das Projekt zusätzlich noch mit 2 000 und 1 000 Euro. Die technische Umsetzung erfolgte durch eine Firma für Regaltechnik aus Peine – „ein Glücksgriff“, wie Wolfsberger betont, nicht nur wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, sondern auch wegen der kompetenten Beratung. „Ich freue mich wie ein kleines Kind über dieses Regalsystem“, sagt sie. Die Rollregalanlage ermöglicht nicht nur eine sichere und strukturierte Lagerung, sondern schafft auch die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Inventarisierung und Digitalisierung der Sammlung. „Das erleichtert unsere Arbeit enorm – wir können nun gezielt auf unseren Bestand zugreifen und endlich einen Gesamtüberblick gewinnen.“ Im Normalfall wäre das Rollregalsystem wesentlich teurer gewesen, doch durch Zufall konnte die Firma ein passendes gebrauchtes System für einen Bruchteil des eigentlichen Preises anbieten.
Museumsarbeit: Mehr als nur Öffnungszeiten
Doch Regale sind nur ein kleiner Teil der Museumsrealität. Wolfsberger engagiert sich leidenschaftlich für die Bewahrung und Präsentation der Töpfertradition, für die Duingen als ehemaliges Zentrum des „Pottlands“ bekannt ist. Ihre Arbeit umfasst weitaus mehr als Besucherführungen: Wissenschaftliche Forschung, Kommunikation mit Experten, Teilnahme an Tagungen, Sammlungsaufbereitung und Öffentlichkeitsarbeit gehören ebenso dazu wie banale, aber notwendige Aufgaben wie Lampenwechsel oder das Sauberhalten der Ausstellung. Besonders aufwendig sind die meist zwei Sonderausstellungen im Jahr, die Duingen und die ganze Region auch überregional in den Fokus rücken. Von der Ideenfindung über die Gestaltung von Flyern, Plakaten und Pressemitteilungen bis hin zur Organisation von Eröffnungen mit Laudatio und Begleitprogramm: Jede Ausstellung erfordert ein hohes Maß an Organisation, Zeit und kreativer Energie. „Moderne Ausstellungen sind relativ unkompliziert. Historische Themen wie die Gertrud-Kraut-Schau hingegen sind extrem arbeitsintensiv“, erklärt Wolfsberger.
Unverzichtbar, aber oft übersehen
Trotz ihrer Verdienste fühlt sich Wolfsberger nicht immer ausreichend wertgeschätzt. „Viele sehen nur die Öffnungszeiten. Die Museumsarbeit findet aber größtenteils außerhalb dieser Zeiten statt“, sagt sie offen. Auch die Diskussionen über den Umfang ihrer Tätigkeit empfindet sie manchmal als unfair. Bürgermeister Klaus Krumfuß und Samtgemeindebürgermeister Volker Senftleben dankten bei der offiziellen Übergabe des Regalsystems ausdrücklich für ihr Engagement – ebenso wie Wolfgang Heimann, Geschäftsführer des Landschaftsverbandes Hildesheim, der das Museum als wichtigen kulturellen Leuchtturm in der Region bezeichnete.
Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Alle Beteiligten hoffen jetzt auf eine Zusage der geplanten LEADER-Förderung für die Ausstattung des neuen Töpfermuseums in der „Neuen Mitte“. Nach der erhofften Förderzusage geht Wolfsberger dann in die Feinplanung, wie genau das neue Museumsinventar aussehen soll. Dankbar ist die Museumsleiterin aber vor allem für die Spender, die in der Vergangenheit viele Ausstellungsstücke oder auch weitere Regalsysteme gespendet haben und eine entsprechende Museumsarbeit erst ermöglichen.
Foto0652+0653+0661+0662: In den Regalen haben viele historische Töpferwaren Platz
Foto0657: Ingrid Wolfsberger, Klaus Krumfuß, Andreas Goslar, Volker Senftleben und Wolfgang Heimann freuen sich über das neue Regalsystem
Foto0667: Ingrid Wolfsberger sortiert die historischen Töpferwaren in das Regalsystem ein