Einweihung des Feuerwehrstützpunktes Bisperode

Modernes Gebäude mit Vorbildcharakter / Ortsbrandmeister Tobias Jarmer mit Verdienstspange geehrt

Bisperode (gök). Mit der feierlichen Einweihung des neuen Feuerwehrstützpunktes in Bisperode hat der Flecken Coppenbrügge einen Meilenstein erreicht. Bürgermeister Thomas Küllig sprach bei seiner Eröffnungsrede von einem Bau, der in seiner Bedeutung, Bauweise und Funktionalität seinesgleichen sucht – nicht nur im Gemeindegebiet, sondern auch überregional. Rund 200 Gäste waren der Einladung zur offiziellen Übergabe am Tag vor Himmelfahrt gefolgt, darunter Vertreter der Feuerwehren, der Politik, der Verwaltung, der beteiligten Baufirmen sowie viele ehrenamtliche Helfer. Gemeinsam feierten sie das Ende eines Prozesses, der 2014 mit ersten Gesprächen begann und nun nach über zehn Jahren Planung und Bau abgeschlossen wurde.

Auf einer Fläche von über 1.200 Quadratmetern, laut Architekt Uwe Brinkmann vergleichbar mit acht bis neun Einfamilienhäusern, entstand ein Feuerwehrstützpunkt, der alle Anforderungen an eine zukunftsfähige, funktionale und nachhaltige Feuerwehrinfrastruktur erfüllt. Das Gebäude verfügt auch über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage, moderne Stellplätze, einen teilbaren Schulungsraum, eine kleine Leitstelle, eine Kleiderkammer, eine Waschhalle sowie eine zentrale Werkstatt – alles auch nutzbar für die gesamte Gemeindefeuerwehr. „Das Gebäude ist kein Luxus, sondern erfüllt das Mindestmaß an Anforderungen, das heute an einen Feuerwehrstandort gestellt wird“, stellte Gemeindebrandmeister Hagen Bruns klar. Gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, dass auch moderne, energieeffiziente Lösungen umgesetzt werden – hier sei Bisperode ein Vorbild.

Die Gesamtkosten des Baus belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro. Dass dieses Großprojekt realisiert werden konnte, ist nicht zuletzt der Förderung des Landes Niedersachsen in Höhe von 2,28 Millionen Euro zu verdanken. „Ohne diese Zuschüsse wäre ein Vorhaben dieser Größenordnung aus rein kommunalen Mitteln kaum machbar gewesen“, betonte Bürgermeister Küllig. Trotz angespannter Lage im Bausektor und teils leergefegter Märkte für Material und Personal sei die Maßnahme mit nur leichten Verzögerungen und ohne Kostenexplosion umgesetzt worden.

Im Mittelpunkt vieler Redebeiträge stand das außergewöhnliche Engagement von Tobias Jarmer, dem Ortsbrandmeister von Bisperode, der den gesamten Bauprozess intensiv begleitet hat. Über 100 Baubesprechungen, unzählige Ortstermine und spontane Anfragen hat Jarmer wahrgenommen – und das neben seiner regulären beruflichen Tätigkeit sowie dem Ehrenamt in der Feuerwehr. Frederik Schaper vom Bauamt lobte dieses besondere Engagement, der dabei eng mit Jarmer zusammenarbeitete. Daniel Giffhorn, sein Stellvertreter und Jugendwart, dokumentierte das Ausmaß dieses Engagements eindrucksvoll: 351 Dienstbucheinträge, insgesamt über 1 250 Stunden Einsatzzeit für das Projekt, vermutlich seien es in Wahrheit noch mehr. Als Dankeschön erhielt Jarmer von der Kreisfeuerwehr die Verdienstspange für herausragende Leistungen. Zudem wurde ihm augenzwinkernd ein Bademantel und ein Gutschein für die Therme überreicht – mit dem Hinweis, nun auch einmal Zeit zur Erholung zu finden. Jarmer selbst erinnerte in seiner Rede an die Anfänge im Jahr 2014, als er mit dem Sicherheitsbeauftragten erstmals eine Mängelliste des alten Feuerwehrhauses erstellte und an den damaligen Bürgermeister übergab. Der nun fertiggestellte Stützpunkt sei für ihn auch ein Moment des Abschieds vom alten Standort, der viele Erinnerungen birgt. Über den Förderverein wurden zusätzlich 30 000 Euro an Eigenmitteln in das Projekt eingebracht – unter anderem für moderne Ausstattung der Jugendfeuerwehr wie ein interaktiver Touchscreen. „Das neue Feuerwehrhaus bringt uns auf ein neues Level“, sagte Giffhorn. Der eigene Jugendraum, ein beleuchtbarer Übungsplatz und eine eigene Saugstelle ermöglichen künftig einen ganzjährigen, attraktiven Ausbildungsbetrieb.

Dass bei aller Planung auch nicht alles reibungslos verlief, gehört zur Geschichte des Baus: Ein Wasserschaden, verursacht durch eine nicht vollständig geschlossene Muffe, wurde glücklicherweise frühzeitig entdeckt. Der Umzug der Feuerwehr und folgend die Einsatzfähigkeit des Gebäudes wird daher erst in wenigen Wochen vollständig hergestellt sein. Für den Bisperoder Fritz Becker, 92 Jahre alt und Ehrenmitglied der Kreisfeuerwehr, war die Einweihung ein besonders emotionaler Moment. „Ich habe in meinem Leben alle drei Feuerwehrhäuser in Bisperode mit eingeweiht. Das hier ist das größte und schönste. Ich bin froh, dass ich das noch erleben darf“, sagte Becker bewegt. Seit 1956 ist er Mitglied in der Feuerwehr und blickte auf die Anfänge im Spritzenhaus an der alten Molkerei zurück. Auch den verstorbenen Kameraden, so Becker, „hätte dieses Haus gefallen“.

Architekt Uwe Brinkmann lobte nicht nur die Planung und Zusammenarbeit, sondern auch die vielen regionalen und überregionalen Handwerksbetriebe, ohne deren Einsatz ein Projekt dieser Größenordnung nicht möglich gewesen wäre. Eine kleine Spende an die Jugendfeuerwehr setzte dabei einen zusätzlichen Akzent. Nach der Schlüsselübergabe an Bürgermeister Küllig sorgte der Musikzug Bisperode für einen festlichen Abschluss. Beim anschließenden gemeinsamen Essen wurde noch lange über das Projekt, die Zusammenarbeit und den neuen Meilenstein in der Geschichte der Feuerwehr Bisperode gesprochen. Feuerschutzausschussvorsitzender Cord Bormann erinnerte daran, dass bereits in den 1990er Jahren erste Neubauwünsche formuliert wurden. Nun sei dieser Wunsch Realität geworden. Auch Ortsbürgermeister Manfred Sohns räumte mit Vorbehalten auf: „In vielen Köpfen hieß es: Musste das so groß sein? Ja – es musste.“

Kreisbrandmeister Kay Leinemann brachte es schließlich in seinem Grußwort auf den Punkt: „Dieses Feuerwehrhaus ist nicht nur funktional und zukunftsorientiert, sondern soll auch ein Ort der Kameradschaft und Gemeinschaft sein.“

Foto2517+2524: Feierlich ziehen die Mitglieder der Bisperoder Feuerwehr in den neuen Stützpunkt ein

Foto2539: Bürgermeister Thomas Küllig erhält von Architekt Uwe Brinkmann den Schlüssel überreicht

Foto2559: Mit einem Augenzwinkern wird Ortsbrandmeister Tobias Jarmer ein Bademantel überreicht

Foto2567+2570: Im Bademantel nimmt Ortsbrandmeister Tobias Jarmer seine Ehrung entgegen

Foto2575: Zusammen mit seiner Familie erhält Jarmer ein Geschenk für sein Engagement

Foto2577: Mit emotionalen Grußworten: Der 92jährige Fritz Becker

Foto2585: Stv. Ortsbrandmeister Daniel Giffhorn, Ortsbrandmeister Tobias Jarmer, Gemeindebrandmeister Hagen Bruns, Bürgermeister Thomas Küllig, Frederik Schaper vom Bauamt und Architekt Uwe Brinkmann freuen sich bei der Schlüsselübergabe

Foto2589: Der Feuerschutzausschussvorsitzende Cord Bormann bei seinen Grußworten

Foto2594+2601+2609: Ortsbrandmeister Tobias Jarmer bekommt die Verdienstspange der Kreisfeuerwehr

Foto2612: Der Umkleideraum muss nach dem Wasserschaden noch getrocknet werden

Foto2615: Der Schulungsraum steht auch der Gemeindefeuerwehr zur Verfügung

Foto2618: Büro und Einsatzleitstelle im Krisenfall

Foto2620: Den Touch-Bildschirm hat der Förderverein finanziert

Foto2624: Der Musikzug Bisperode sorgte für Stimmung

Foto2625+2627+2629: Insgesamt sechs Stellplätze gibt es in der Fahrzeughalle