Weenzen feiert besonderes Jubiläum

Großes Open Air zum 905jährigen / Feier am 28./29. Juni

Weenzen (gök). Wegen der Pandemie ist 2020 die große Sause ins Wasser gefallen. Eigentlich wollte der Dorfgemeinschaftsverein damals das 900jährige Jubiläum von Weenzen groß mit einem Zeltfest feiern. Doch dieses Jahr wollen die Weenzer wieder zeigen, was in ihrem kleinen Ort an Energie steckt. Letztes Jahr wurde spontan aus einer „Schnapsidee“ ein Open Air – das „WOA – Weenzen Open Air“ rund um die Mehrzweckhalle auf die Beine gestellt, was jetzt noch einmal zum Jubiläum getoppt werden soll. Mit Stefan Krentz und seinem Team „Stefan’s Haifischbar on tour“ hat man sich erneut erfahrene Unterstützung dazugeholt, der zusammen mit den Weenzern ein großes Fest feiern will. 2024 kam über den ehemaligen Duinger Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Schulz und Tontechniker Lars Tippenhauer der Kontakt zum Dorfgemeinschaftsverein Weenzen und der Feuerwehr zu Stande, die kurzfristig ihre Zusage für die Organisation gaben. Das folgende Open Air war dann mit geschätzt rund 800 Besuchern ein Riesenerfolg und soll nun noch einmal zum Jubiläum getoppt werden.

Dieses Jahr wird über zwei Tage am Samstag, den 28. und Sonntag, den 29. Juni gefeiert. Den Start macht das große Open Air am 28. Juni mit drei Live-Bands ab 16.30 Uhr, wenn als erste Band arrival“ aus Eime mit Melodic Mainstream Rock den Besuchern einheizen wird. Ab 18 Uhr folgt dann mit Chango Squareklassischer Rock sowie Funk & Soul, ehe ab 20 Uhr der Höhepunkt mit „Die Mavericks“ folgt, die eine große Country Music-Show abliefern werden. „Die Mavericks“ sind derzeit der deutsche Exportartikel in Sachen Country Music, die unzählige Shows spielen und für das WOA extra aus Düsseldorf anreisen. Der Eintritt zu dem großen Open Air ist dabei wieder frei, was allen Menschen der Region die Möglichkeit zur Teilnahme eröffnet. „Wir sind besonders dankbar für die Unterstützung von Stefan Krentz und seinem Team sowie unseren ganzen Helfern. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl unserer ehrenamtlichen Helfer bei dem Fest noch einmal verdoppelt“, ist Andre Richter als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Weenzen dankbar.

Am Sonntag, den 29. Juni folgt dann am zweiten Festtag ab 11 Uhr ein Festgottesdienst auf dem Gelände an der Mehrzweckhalle und der darauffolgende offizielle Festakt und ein gemeinsames Spanferkelessen ab 13 Uhr, wofür Karten im Vorverkauf angeboten wurden. Am Nachmittag können die Menschen aus der Region dann die Big Band des Starlight Swing Orchesters ab 14 Uhr auf der Bühne genießen, die für viel Unterhaltung sorgen werden. Dazu gibt es dann noch Kinderunterhaltung mit Hüpfburg sowie eine Kaffeetafel und natürlich wieder die Grill- und Getränkestände. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei.

Von „Winisson“ bis Weenzen – Geschichte von Weenzen:

Die beschauliche Ortschaft Weenzen, eingebettet in die niedersächsische Landschaft, blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück, die bis ins frühe 12. Jahrhundert reicht. Erstmals urkundlich erwähnt im Helmardshäuser Traditionscodex im Jahr 1120 als „Winisson“, zeugen schon die damaligen Begebenheiten von der Bedeutung des Ortes. So tauschte das Kloster Helmardshausen bereits eine Hufe – damals rund achtHektar – in Weenzen.

Ein Blick in die Vergangenheit offenbart die tiefe Verwurzelung Weenzens in seiner Umgebung. Die durch den Ort führende Paderborner Heerstraße ist mit über 300 Jahren Altersvorsprung zur Ersterwähnung Weenzens eine der ältesten nachweisbaren Straßen Niedersachsens. Auch prähistorische Funde wie ein 1973 entdeckter Knüppeldamm unter der Paderborner Straße belegen eine noch frühere Besiedlung. Die Entwicklung des Ortes war eng mit der Region verbunden. Im 13. und 14. Jahrhundert führte die Entdeckung von Gips in den Wäldern zu Rodungsarbeiten und zur Etablierung einer Gipsbrennerei. Politisch gehörte Weenzen seit dem 16. Jahrhundert zum Herzogtum Calenberg, dessen Verwaltung durch die Welfen in Hannover geprägt war. Im Zuge der Reformation im Jahr 1517 wurden auch die Bewohner Weenzens protestantisch.

Die Geschichte Weenzens ist auch von kriegerischen Ereignissen gezeichnet. Bereits 1613 wurde der Ort mit einem ersten Aufgebot von Musketieren, Pikenieren und Axtträgern in Kriegszeiten genannt. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) hinterließ tiefe Spuren, dezimierte die Bevölkerung und zwang die Menschen unter die Last von Einquartierungen, Plünderungen und Krankheiten wie der Pest. Auch die napoleonischen Kriege bis 1815 forderten ihren Tribut, Weenzer Bürger kämpften und fielen.

Trotz dieser Herausforderungen entwickelte sich Weenzen stetig weiter. Die Bauern erhielten 1833 durch die Hannoversche Ablösungsverordnung das freie Eigentum an ihren Höfen und um 1845 prägten Vollmeier-, Halbmeier- und Kothöfe das Dorfbild. Die Gipsbrennerei bildete einen wichtigen Wirtschaftszweig.Im späten 19. Jahrhundert erlebte Weenzen weitere wichtige Veränderungen: Ab den 1870er Jahren hatte der Ort ein eigenes Postamt und 1897 wurde die Kleinbahn VoldagsenDuingen-Delligsen fertiggestellt, die den Güterverkehr belebte und den Schülern den Weg zu weiterführenden Schulen ermöglichte. Auch kulturell gab es Neuerungen mit der Gründung eines Männergesangvereins, später des Sportvereins SV Weenzen-Thüste-Wallensen und anderer Vereine wie dem Weenzer Karnevalsverein, der immer noch jedes Jahr für Stimmung sorgt.

Die Weltkriege hinterließen erneut tiefe Wunden. Der Erste Weltkrieg forderte 26 gefallene oder vermisste Weenzer Männer. Der Gipsabbau wurde eingestellt, was zur Entstehung des „Kleinen Königssees“ führte, der 1934 als Badesee eingeweiht wurde. Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Opfer und durch die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge Weenzen wie viele andere Orte auch an die Grenzen des Möglichen. Nach dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren und dem sogenannten Wirtschaftswunder erlebte Weenzen einen Wandel. Obwohl die Arbeitsmöglichkeiten in Großbetrieben zurückgingen, wurde die Infrastruktur durch die zentrale Wasserversorgung in den 1950ern und die Abwasserentsorgung in den 1970ern verbessert. Die Weenzer Schule, die über Jahrzehnte Generationen unterrichtete, wurde Ende der 1960er Jahre geschlossen.

Heute verbindet Weenzen seine reiche Geschichte mit einer modernen Lebensweise. Die ehemalige Bahntrasse dient nun als Fahrradweg und lädt zur Erkundung der Umgebung ein, während die Erinnerungen an vergangene Zeiten in den alten Mauern und Überlieferungen des Ortes weiterleben.

Foto3995: Das Orga-Team arbeitet schon auf Hochtouren für das Mega-Event

Foto4010: Der Lehrer Rudolf Bohnhorst prägte über einen Zeitraum von 30 Jahren Generationen von Weenzer Schülern im letzten Jahrhundert

Foto4011: 2024 war „WOA“ mit rund 800 Besuchern schon sehr gut besucht