70 Jahre später ist die Gemeinschaft noch da

Ein Klassentreffen der besonderen Art in Ockensen / „Gnaden-Klassentreffen“ bringt ehemalige Schüler zusammen

Ockensen/Salzhemmendorf (gök). Es ist ein warmer Maitag im Scheunencafé Ockensen, als sich 14 ehemalige Schüler und fünf Ehepartner zu einem Klassentreffen versammeln, das es so wohl kein zweites Mal gibt. 70 Jahre nach ihrem gemeinsamen Schulabschluss in der damaligen Mittelschule Salzhemmendorf feiern die Jahrgänge 1955 und 1957 ein sogenanntes „Gnaden-Klassentreffen“. Für viele ist es weit mehr als ein Wiedersehen, ein Blick zurück auf bewegte Leben und wichtige Freundschaften.

Einer, der dieses Klassentreffen wie kaum ein anderer geprägt hat, ist Dieter Liebing. Mit 85 Jahren reist er gemeinsam mit seiner Frau aus Laatzen an. Geboren in Hannover, aufgewachsen in Lauenstein, besuchte er dort die Schule bis 1953, bevor er an der Mittelschule in Salzhemmendorf die mittlere Reife machte. 1957 verließ er die Schule und begann noch im selben Jahr damit Klassentreffen zu organisieren. „Das erste Treffen fand im Schweizerhaus in Salzhemmendorf statt“, erinnert sich Liebing. „Damals war das alles noch locker. Alle fünf Jahre, zuerst durch den Wehrdienst unterbrochen, fanden wir immer wieder zusammen.“ Bis 1977 blieb das Treffen unter den Schülern des Jahrgangs 1957. Doch 1980 – zur gemeinsamen Silberkonfirmation – schlossen sich auch die Schüler des Jahrgangs 1955 an, die bis dahin keine eigenen Treffen veranstaltet hatten. Seitdem feiern sie gemeinsam in einem ungewöhnlichen Rhythmus. Im Wechsel finden die Treffen alle zwei und drei Jahre statt, sodass sich die fünfjährigen Jubiläen beider Jahrgänge regelmäßig treffen.

Die Klassentreffen fanden überwiegend in Salzhemmendorf statt, doch auch Ausflüge nach Hannover – etwa 1987 ins damalige Restaurant „Wiener Sophie“ oder in die Ith-Sole-Therme wurden unternommen. In den letzten Jahren hat sich jedoch das barrierefreie Scheunencafé in Ockensen als idealer Treffpunkt etabliert. „Zum vierten Mal sind wir jetzt hier. Es ist alles ebenerdig – das ist in unserem Alter ein wichtiger Faktor“, sagt Liebing mit einem Augenzwinkern. Die Teilnehmerzahl ist über die Jahre kleiner geworden. Während es bis in die 2000er Jahre regelmäßig um die 35 Personen waren, sind es heute deutlich weniger. „Viele können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen, manche sind verstorben, andere sind einfach nicht mehr auffindbar“, erzählt Liebing. Dennoch kamen auch in diesem Jahr Teilnehmer aus der ganzen Region nach Ockensen.

Von über 60 Schülern in der damaligen Grundschulzeit aus dem Jahrgang 1957 schafften 18 den Sprung zur mittleren Reife. Heute sind von Dieter Liebings Jahrgang noch zehn Personen am Leben, acht sind bereits verstorben. Das Treffen ist auch deshalb ein stilles Gedenken – an gemeinsame Wege, an Lehrer und Mitschüler, an eine andere Zeit. Die Rolle der Ehepartner ist dabei nie zu unterschätzen gewesen. „Sie gehören einfach dazu“, betont Liebing. „Oft sind sie die Verbindung, die uns hilft, in Kontakt zu bleiben.“ Auch deshalb sind sie stets eingeladen und willkommen.

Für Liebing und seine Mitstreiter ist mit dem diesjährigen Treffen aber noch nicht Schluss. 2027 steht das nächste große Jubiläum an – dann feiert der Jahrgang 1957 sein eigenes 70-jähriges Schuljubiläum. Es wird auch das 70. Jahr der Klassentreffen sein, was sogar bundesweit einmalig sein könnte. Die Organisation bleibt dafür weiterhin in den bewährten Händen von Dieter Liebing und Günther Stoy aus Salzhemmendorf. „So lange ich kann, werde ich mich darum kümmern“, verspricht Liebing schließlich auch bei der Begrüßung, ehe in gemütlicher Atmosphäre viele Anekdoten ausgetauscht werden.

Foto2255: Dieter Liebing begrüßt die Teilnehmer in Ockensen

Foto2262: Auch nach 70 Jahren Schulabschluss trifft man sich in Ockensen gerne wieder