100 Jahre für Naturschutz und Lebensmittelversorgung
Imkerverein Gronau feiert Jubiläum mit Bienen, Bildung und Begeisterung
Wallenstedt/Gronau (gök). Mit einem festlichen Akt im Brunotteschen Hof in Wallenstedt feierte der Imkerverein Gronau sein 100jähriges Bestehen. Trotz des ernsten Hintergrunds – der dramatische Rückgang von Insekten, die Herausforderungen des Klimawandels und die zentrale Rolle der Bienen im Ökosystem – war die Stimmung bei der Jubiläumsfeier alles andere als trüb. Imker aus der Region kamen zusammen, um auf eine stolze Geschichte zurückzublicken und mit Blick auf die neue Kooperation beim Lehrbienenstand auch in eine lebendige Zukunft.
Gegründet wurde der Verein im Jahr 1925, nachdem der Rhedener Imkermeister Heinrich Geers sich stark für eine Abspaltung vom Imkerverein Hannover einsetzte. Bis dahin waren die Imker des Leinetals Teil des hannoverschen Vereins. Der Ratskeller in Gronau war früher lange Zeit das Vereinslokal und Schauplatz der monatlichen Klönabende – eine Tradition, die der Verein mit den Klönabenden bis heute pflegt. „Der Verein hat in den letzten 100 Jahren viele Veränderungen durchlebt, aber seine Wurzeln nie vergessen“, sagte der Vorsitzende Mark Fischer in seiner Festrede. Er erinnerte auch an das 35jährige Jubiläum, bei dem noch Prinz Ernst August von Hannover ein Grußwort beisteuerte. Zum 100jährigen war mit Volker Senftleben immerhin der Samtgemeindebürgermeister anwesend, der die Arbeit der Imker in höchsten Tönen lobte.
Ein besonderes Augenmerk lag bei der Feier auf dem Lehrbienenstand des Vereins. Dieser wurde in den vergangenen Monaten auf dem Gelände des Brunotteschen Hofes neu organisiert – in enger Kooperation mit dem Imkerverein Leinetal. Die Idee: Imkerwissen nicht nur zu bewahren, sondern gezielt weiterzugeben. So fand in diesem Jahr bereits ein erster Imker-Grundkurs statt, ein weiterer ist für 2026 geplant. „Gerade junge Imker wie Vanessa und Dimitri Bykov bringen frischen Wind in den Verein“, freute sich Fischer. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von Gerold Voss und Monika Kreutz vom benachbarten Imkerverein Leinetal sowie Vereinsmitglied Ernst-August Kiss, der zwei Bienenvölker für den Lehrbienenstand stiftete.
Samtgemeindebürgermeister Senftleben hob in seiner Rede die „stille, aber enorm wichtige“ Arbeit der Imker hervor. „Die Imkerei hat so viele Facetten: Sie ist Umwelt- und Naturschutz, trägt zur Nahrungsmittelversorgung bei und verdient viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit“, so Senftleben. Er regte eine stärkere Verzahnung mit Schulen und Bildungseinrichtungen an, was weitere Chancen für die Zukunft bildet. Ein zentrales Anliegen des Vereins ist es, die ökologische Bedeutung der Bienen in den Fokus zu rücken. So unterstützt der Verein bereits öffentlich sichtbare Projekte wie Blühstreifen in einem Gronauer Wohngebiet, die zur Artenvielfalt beitragen. Mit aktuell 54 Mitgliedern, 316 betreuten Bienenvölkern und damit etwa 15,8 Millionen Bienen sorgen die Gronauer Imker für viel Naturschutz und wichtige biologische Prozesse in der Region.
Passender hätte der Termin des Jubiläums zudem kaum sein können: Am selben Wochenende wurde bundesweit auch der Tag der Deutschen Imkerei gefeiert. Dieser wurde vor 25 Jahren vom Deutschen Imkerbund (D.I.B.) ins Leben gerufen, um die Imkerei stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. „Dass beides zusammenfällt, ist zwar Zufall – aber ein schöner“, so Mark Fischer. 2025 wird außerdem die Kollektivmarke „Echter Deutscher Honig“ 100 Jahre alt – ein weiteres Zeichen für die lange Tradition und Qualität der deutschen Imkerei. Nach dem offiziellen Teil ging die Jubiläumsfeier in einen geselligen Austausch bei Mittagessen und Kaffeetafel über.
Hintergrund:
Der Imkerverein Gronau/Leine wurde 1925 gegründet, nachdem sich Mitglieder vom hannoverschen Imkerverein lösten. Heute zählt der Verein 54 Mitglieder, betreut 316 Bienenvölker und engagiert sich aktiv in der Nachwuchsausbildung. Mit dem neu aufgebauten Lehrbienenstand und der engen Zusammenarbeit mit dem Imkerverein Leinetal stellt sich der Verein zukunftsfähig auf und unterstreicht die Bedeutung der Bienen für Umwelt und Gesellschaft.
Foto5619: Zum 35jährigen Jubiläum gab es eine Festschrift
Foto5620: Prinz Ernst August übernahm damals die Schirmherrschaft über das Fest
Foto5622: Der Vorsitzender Mark Fischer konnte zum Jubiläum viele Mitglieder und Gäste begrüßen
Foto5626: Der Vorstand freut sich über den Erfolg des Lehrbienenstandes in Wallenstedt
Foto5634: Die Bienen ließen sich vom Fest bei ihrer Arbeit nicht ablenken