Reittherapie für Integrationskinder
Ein Herzensprojekt der Stoppelhopser
Quanthof/Thüste (gök).Die Kindertagesstätte Stoppelhopser aus Thüste bietet seit Mai dieses Jahres ein einzigartiges Reittherapie-Projekt für Integrationskinder an. Das Projekt wird auf dem Bauernhof der Familie Rathing in Benstorf-Quanthof durchgeführt und hat bereits für erste große Erfolge gesorgt. Die teilnehmenden Kinder, die aus einer integrativen Betreuung stammen, bekommen dort nicht nur die Möglichkeit, mit Pferden in Kontakt zu treten, sondern auch ihre motorischen und sozialen Fähigkeiten zu stärken. Kita-Leiterin Claudia Lange, die das Projekt ins Leben gerufen hat, spricht von einem „Herzensprojekt“, das ihr besonders wichtig ist. Seit Jahrzehnten hat die Kindertagesstätte Erfahrung in der Betreuung von Integrationskindern. Lange erklärt: „Wir führen dieses Projekt jetzt immer mit den ältesten Integrationskindern durch. Im neuen Kindergartenjahr starten wir mit fünf Kindern, im Mai dieses Jahres haben wir mit sechs Kindern begonnen. Im Sommer werden diese sechs Kinder in die Grundschule überführt.“
Der Erfolg der Reittherapie stellte sich bei den Kindern schnell ein. Ein Kind etwa wollte früher in einem Streichelzoo noch nicht einmal eine Ziege streicheln. Die Eltern waren anfangs skeptisch, doch sie waren später umso mehr überrascht, wie eng die Bindung ihres Kindes zu den Pferden geworden ist. Die Therapie mit Pferden war für Lange ein lang gehegter Wunsch, den sie nach vielen Gesprächen mit der Heilpädagogin und Reiterin Kathrin Rathing aus Quanthof verwirklichen konnte. „Wir wollten schon immer ein Projekt mit Pferden auf die Beine stellen. Am Anfang war ich unsicher, ob wir genug Spenden zusammenbekommen würden, aber es hat schließlich alles geklappt. Ich freue mich besonders, dass auch der Vorstand der Kita nach kurzer Zeit überzeugt war“, so Lange.
Kathrin Rathing, die selbst mit ihrer Familie in Quanthof lebt und auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes mit Pferden arbeitet, hat das Konzept der Reittherapie mit den Integrationskindern zusammen mit Lange entwickelt. Sie ist nicht nur erfahrene Reiterin, sondern wurde während ihres Studiums zur Heilpädagogin auch in Reittherapie ausgebildet und arbeitet auf dem Hof regelmäßig als Reittherapeutin. Die Voraussetzungen in Quanthof sind ideal, sind dort doch Pferde von einem Meter bis 1,80 Meter Höhe für die Kinder vorhanden. In den Ferien unterstützen sogar noch zwei Töchter von Rathing bei der Betreuung der Kinder. Bereits vor der Pandemie trafen sich Rathing und Lange, um die Idee weiterzuentwickeln. Im Mai dieses Jahres konnte das Projekt schließlich starten – einmal wöchentlich für zwei Stunden, immer mit der kleinen Gruppe von Kindern.
„Der erste Kontakt mit den Pferden ist immer ein wichtiger Schritt. Zu Beginn sind die Kinder oft zurückhaltend, aber sie gehen schnell auf das Tier zu und lernen, Vertrauen aufzubauen“, erzählt Kathrin Rathing. Dabei bezieht Rathing die Kinder auch in die komplette Pflege der Tiere mit ein. So muss das Pony vor dem Reiten auch gestriegelt oder mal der Huf ausgekratzt werden. Schon hier gehen die Kinder dann auf Tuchfühlung mit den Tieren. Die Kinder bauen besonders eine enge Beziehung zu dem Pony Rosa auf, mit dem hauptsächlich gearbeitet wird. „Mit der Zeit trauen sich die Kinder immer mehr zu und werden zunehmend ausgeglichener“, so Rathing weiter.
Die Finanzierung des Projekts ist zum größten Teil durch die Heimatförderung der Sparkasse Weserbergland gesichert, aber auch viele lokale Sponsoren wie Firma Gall und die Deutsche Reiterliche Vereinigung haben das Projekt unterstützt. „Von der Reiterlichen Vereinigung haben wir etwa Reithelme gesponsert bekommen, damit die Sicherheit der Kinder gewährleistet ist“, berichten Lange und ihr Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Grießner. Das Reittherapie-Angebot umfasst nicht nur das Reiten, sondern auch gezielte Balancierspiele und koordinative Übungen. „Durch die Tierpflege übernehmen die Kinder auch Verantwortung für das Tier“, erklärt die Erzieherin Julia Knoke, die das Projekt ebenfalls unterstützt. „Nach ein paar Wochen sehen wir schon einen enormen Fortschritt bei den Kindern. Sie sind nach den Stunden nicht nur entspannt, sondern auch viel ruhiger und ausgeglichener“, so Knoke begeistert. Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, den Kindern ein größeres Selbstbewusstsein zu vermitteln. „Sie lernen nicht nur, mit Tieren umzugehen, sondern auch Aufgaben wie Fegen eigenständig zu erledigen. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und fördert ihre Selbstständigkeit“, so Knoke weiter.
„Die Anfragen nach Integrationsplätzen steigen stetig, aber leider sind die Plätze in unserer Kita begrenzt“, erklärt Lange. Sie zeigte sich aber besonders erfreut darüber, dass die Spenden so ein Projekt überhaupt erst ermöglicht haben, die teilweise im Rahmen des 50jährigen Jubiläums der Einrichtung zugesagt wurden. Der positive Verlauf des Projekts hat bereits viele Unterstützer gefunden und auch die Kinder freuen sich jede Woche auf die Reittherapie. „Es ist unglaublich schön zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und wie viel Freude sie dabei haben. Dieses Projekt ist ein voller Erfolg“, sind sich die Beteiligten einig.
Das Reittherapie-Projekt der Kindertagesstätte Stoppelhopser läuft in Zusammenarbeit mit Kathrin Rathing zunächst insgesamt für ein Jahr und soll, wenn es die Finanzierung durch weitere Spenden zulassen, auch in Zukunft fortgeführt werden. „Für die Kinder ist es eine Erfahrung, die sie mit einem Lächeln und mehr Selbstvertrauen in die Zukunft blicken lässt“, so Lange abschließend.
Foto6327+6333: Kathrin Rathing bezieht die Kinder auch bei der Reitvorbereitung mit ein
Foto6391+6406: Auf dem Reitplatz können die Kinder dann immer viele Runden auf Pony Rosa drehen