Ockenser Wasserbaum als Naturwunder von Deutschland nominiert

Wahrzeichen kämpft als einziger niedersächsischer Vertreter gegen andere Hochkaräter / Preise bei Abstimmung zu gewinnen

Ockensen (gök). Nicht nur für die rund 200 Einwohner von Ockensen ist der Wasserbaum etwas ganz Besonderes und ein Stück Heimat. Auch viele tausend weitere Menschen aus der Region haben den Wasserbaum schon mindestens einmal besucht und bestaunt. Gerade am Wochenende sieht man unzählige Fahrzeuge rund um das Naturwahrzeichen der Region parken.

Was viele nicht wissen: anders als bei vielen anderen Naturwundern legte der Mensch zumindest den Grundstein für das Ockenser Naturwunder. Ursprünglich war der Wasserbaum eine aus vier Brettern gezimmerte quadratische Röhre vom Sägemüller Hermann Meyer. Dieser betrieb seit 1904 in Ockensen ein Sägewerk mit einer Holzhandlung. Sein Sägewerk wurde mit Wasserkraft aus dem Ith angetrieben, welches eine Turbine speiste. Diese benötigte aber konstanten Wasserdruck, weshalb er oberhalb vom jetzigen Wasserbaum einen Stauteich anlegte. Der Druck war nur dann ausreichend, wenn der Teich gefüllt war. Um das festzustellen, musste der Sägemüller aber jedes Mal zum Teich gehen und nachsehen, was ihm auf Dauer zu lästig wurde. Deshalb baute er unterhalb des Stauteiches ein Überlaufventil mit den vier Brettern, was ihm die ausreichende Wasserkraft aus der Ferne signalisierte. Wenn das Wasser aus dem Rohr quoll, reichte die Wasserkraft zum Antrieb der Turbine und Arbeit.

Seit der Aufstellung der Bretter rinnt das Wasser an dem Überlauf herunter, auch wenn die Bretter mittlerweile sicher verfault sind. Das Wasser ist dem geologischen Aufbau des Iths entsprechend aber sehr kalkhaltig. Sowie es mit der Luft in Berührung kommt, fällt der Kalk aus und setzt sich als Sinter, auch Tuff genannt, ab. Darauf haben sich Moose angesiedelt, die immer wieder von Kalk überlagert wurden. Den Sägewerker und Holzhändler gibt es schon lange nicht mehr und 1926 zog auch ein Forstbeamter in sein Haus. Der Ansiedlung der Forst ist es dann wohl zu verdanken, dass der Überlauf erhalten blieb und sich über die mehr als 120 Jahre dann zu einem stattlichen Naturwunder entwickelte, wo der Kalk des Ith wieder zu Tage tritt und Menschen aus nah und fern begeistert.

Dieses Jahr wird der Wasserbaum besonders gewürdigt. Die Heinz-Sielmann-Stiftung und der Deutsche Wanderverband rufen wieder zur Wahl des „Naturwunders des Jahres“ auf, wo der Wasserbaum als eines von neun großen Naturphänomenen und Sehenswürdigkeiten aus Deutschland nominiert wurde. Ab sofort kann für das Ockenser Naturwunder abgestimmt werden und er so in Deutschland noch bekannter gemacht werden. „Ob stilles Alpental, rauschender Buchenwald oder wildes Wattenmeer – Naturwunder gibt es überall in Deutschland. Mit der Naturwunderwahl laden wir alle Menschen dazu ein, genauer hinzusehen und die Einzigartigkeit unserer heimischen Natur zu entdecken. Jede abgegebene Stimme ist auch ein Bekenntnis zur Wertschätzung und zum Schutz unserer Naturlandschaften und der Vielfalt an Lebewesen, die sie bewohnen“, so Dr. Fritz Brickwedde als Vorsitzender des Stiftungsrates der Heinz-Sielmann-Stiftung.

Vom 11. August bis 28. September können alle Menschen mit Wohnsitz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz auf der Homepage https://www.sielmann-stiftung.de/naturwunder für ihren persönlichen Favoriten abstimmen. Der Wasserbaum hat es dabei mit besonders namhaften Naturdenkmälern wie dem „Blautopf“ in Baden-Württemberg, der „Breitachklamm“ in Bayern, der „Langen Anna“ auf Helgoland oder den „Externsteinen“ in Ostwestfalen in Konkurrenz zu tun. Besonders Salzhemmendorfs Bürgermeister Clemens Pommerening zählt jetzt auf Unterstützung für den Ockenser Wasserbaum aus der ganzen Region. „Unsere Region ist „natürlich und aktiv“ – wie geschaffen für die Initiative der Heinz-Sielmann-Stiftung und des Deutschen Wanderverbands zur Stärkung des Umweltbewusstseins und den Schutz der Natur. Mit dem Wasserbaum Ockensen haben wir ein einzigartiges Naturdenkmal ins Rennen geschickt, das mit dem benachbarten Ith und den anliegenden Schutzgebieten ein besonderes Erlebnis verspricht. Wir sind uns sicher, dass der Wasserbaum viele Unterstützer bei der Wahl findet und Salzhemmendorf durch diese Aktion überregional noch bekannter wird“, hofft Pommerening auf Unterstützung.

Der Wasserbaum ist als große Sehenswürdigkeit auch eingebettet in den rund 80 Kilometer langen und zertifizierten Ith-Hils-Wanderweg, der neben Salzhemmendorf auch von den Kommunen Coppenbrügge, Stadtoldendorf, Leinebergland, Delligsen und Alfeld unterstützt wird. Tausende Menschen wandern jährlich durch die Region und erfreuen sich dabei nicht nur am Wasserbaum. „Die zur Wahl stehenden Naturwunder lassen sich allesamt wunderbar erwandern. Möglich wird das erst durch unsere Wandervereine und tausende ehrenamtlich Engagierte, die dafür sorgen, dass unser bundesweites Wanderwegnetz instandgehalten wird. Mit der Naturwunderwahl zeigen wir einmal mehr: Wandern ist Naturerleben pur – und stärkt gleichzeitig den Schutz unserer Lebensräume“, so Dr. Michael Ermrich, Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV) passend zum Ith-Hils-Wanderweg.

Unter allen Teilnehmenden der Abstimmung werden zudem attraktive Preise verlost. Der frisch gewählte Titelträger wird nach Wahlschluss am 29. September offiziell verkündet.

Foto: Der Wasserbaum in Ockensen geht als Naturwunder Deutschlands 2025 ins Rennen