Ludwig Böker im Mittelpunkt der letzten Sonderausstellung
Volles Haus im Töpfermuseum
Duingen (gök). Mit einer emotionalen Vernissage ist im alten Duinger Töpfermuseum die letzte Sonderausstellung eröffnet worden. Diese widmet sich niemand Geringerem als dem Mann, dessen Arbeit und Exponate ein Töpfermuseum in Duingen erst ermöglicht haben: Ludwig Böker. Der ehemalige Ratsherr, Archivar und leidenschaftliche Heimatforscher hat wie kaum ein anderer das historische Bewusstsein in Duingen geprägt. Die Ausstellung zeigt nun eindrucksvoll das Lebenswerk eines Mannes, der sich Zeit seines Lebens unermüdlich für die Bewahrung der Ortsgeschichte eingesetzt hat. „Wenn man sieht, was Ludwig Böker damals unter den schwierigen Bedingungen geschaffen hat, ist das kaum zu glauben“, würdigte der Duinger Archivar Günter Jahns, der gemeinsam mit Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger die Ausstellung konzipiert hat. In verschiedenen Themenbereichen wie Bökers Leben, Bökers Werke, Böker und Keramik sowie Böker und das Ratsarchiv wird das vielfältige Wirken des Historikers nachgezeichnet.
Böker, der ursprünglich in Hannover lebte, wurde im Krieg ausgebombt und zog später wieder nach Duingen. Hier brachte er sich auf vielfältige Weise ins Dorfleben ein, war Ratsherr, half maßgeblich bei der Straßenumbenennung nach dem Krieg und erarbeitete umfassende Dokumentationen – etwa zu den Duinger Bürgermeistern, den Pächtern des Ratskellers oder der Fleckenschäferei. Auch seine enge Zusammenarbeit mit dem Kunstmaler Heinz Klatt, der zahlreiche Werke für ihn illustrierte, wird thematisiert. Viele seiner Grafiken beeindrucken noch heute durch ihre Genauigkeit und gestalterische Qualität. Eine Besonderheit der Ausstellung: Über QR-Codes lassen sich zusätzliche Inhalte digital abrufen – ein moderner Zugang, der Bökers Wirken über die Ausstellung hinaus lebendig hält. „Die Idee ist, dass etwas Bleibendes entsteht. Diese Ausstellung ist der ideale Abschluss für dieses Gebäude“, betonte Wolfsberger. Das neue Bürgerzentrum in der Duinger Mitte ist bereits fertiggestellt, der Umzug des Museums steht aber noch bevor. „Im August geben wir den Förderantrag für die Museumsausstattung ab, im Herbst soll die Feinplanung folgen. Spätestens Ende 2026 soll alles abgeschlossen sein“, so die Museumsleiterin. Zur Vernissage konnte Bürgermeister Klaus Krumfuß zahlreiche Gäste begrüßen – unter ihnen auch Angelika Barkow-Reichert, die Enkelin von Ludwig Böker. Sie war mit ihrem Mann aus dem Westerwald angereist, ihre Enkelin kam eigens aus Berlin dazu. „Mein Großvater hat wohl Großartiges geleistet. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit – ich war als Kind oft hier, aber habe nie in Duingen gewohnt“, erzählte sie sichtlich bewegt.
Krumfuß selbst erinnerte sich an Erzählungen des verstorbenen Heimatpflegers Fritz Siever: „Er sagte immer, es habe nicht ein einziges Staubkorn in Bökers Archiv gegeben.“ Das unterstreiche die große Sorgfalt, mit der Böker gearbeitet habe. Die Ausstellung sei daher nicht nur eine Hommage, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes. Wolfsberger betonte, wie viel Aufwand eine solche Sonderausstellung erfordere. „Man schafft dann nichts anderes mehr – deshalb richten wir den Fokus nach dieser Ausstellung ganz auf den Museumsumzug.“
Jahns appellierte an die Besucher, sich ebenfalls für die Archivarbeit zu begeistern. „Ich würde mich über Unterstützung freuen – auch aus den anderen Dörfern des Flecken. Es ist ein wertvolles Stück Heimatgeschichte, das hier gepflegt wird.“ Bürgermeister Krumfuß erinnerte sich in seiner Rede an Gespräche mit dem verstorbenen Heimatpfleger Fritz Siever, der Böker als akribischen Arbeiter beschrieb: „Er soll nicht ein einziges Staubkorn in seinem Archiv gehabt haben.“ Die Sorgfalt, mit der Böker arbeitete, sei bis heute spürbar – etwa bei der Benennung des neuen Baugebietes „Im Westfelde“, das durch Recherchen von Günter Jahns auf Böker zurückgeht.
Die Sonderausstellung über Ludwig Böker ist bis zum 27. November jeweils mittwochs und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Informationen gibt es online unter www.toepfermuseum-duingen.de.
Foto6606: Die Sammlung von Böker ging nach seinem Tod an das Töpfermuseum
Foto6607: Ludwig Böker hat unglaublich viel Archiv-Arbeit für Duingen geleistet und Bücher herausgebracht
Foto6609: Angelika Barkow-Reichert verschafft sich einen Überblick über das Schaffen ihres Großvaters
Foto6614+6617: Bürgermeister Klaus Krumfuß bei der Ausstellungseröffnung