Ein positives erstes Jahr
Thomas Küllig zieht Bilanz als Bürgermeister von Coppenbrügge
Coppenbrügge (gök). Vor rund einem Jahr trat Thomas Küllig das Amt des Gemeindebürgermeisters im Flecken Coppenbrügge an. Nun zieht er eine erste, sehr persönliche Bilanz und die fällt trotz großer Herausforderungen durchweg engagiert und zukunftsorientiert aus. „Ich bin ohne politische Einarbeitungsphase gestartet, weil ich mitten in der Legislatur gewählt wurde. Das war ein Vorteil – aber nächstes Jahr steht die Kommunalwahl an und da wird es einige personelle Veränderungen geben“, so Küllig. Bei der Kommunalwahl werden einige politische Kräfte nicht mehr antreten und neue Gesichter in die Gemeindepolitik kommen. Für Küllig jetzt auch die Chance für neue politisch interessierte Bürger. Die Gemeinde sei dringend auf Menschen angewiesen, die sich kommunalpolitisch engagieren, ob für die bekannten Parteien oder als Einzelkandidaten. „Ich möchte alle ermutigen, sich einzubringen. Demokratie lebt vom Mitmachen.“
Der Start sei „zügig und gut“ verlaufen, nicht zuletzt durch die gute Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik. „Wir haben hier seit vielen Jahren eine sachorientierte Atmosphäre und viele laufende Prozesse, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben“, betont Küllig. Ein großes Projekt sei etwa der geplante Schulanbau in Bisperode – notwendig für den bald gesetzlich vorgeschriebenen Ganztagsbetrieb. Das Bauvorhaben ist das größte im kommenden Jahr. Ein weiteres zentrales Thema ist die Kinderbetreuung. „Wir haben einen deutlichen Fehlbedarf an Kindergartenplätzen, insbesondere in Coppenbrügge. Ein neuer Standort ist in Planung, mit einer Krippengruppe und drei Kindergartengruppen.“ Die Trägerschaft sei noch offen – im Gespräch sei unter anderem die Kirche. „Eine rein kommunale Trägerschaft wäre schwierig. Wir würden uns damit personell und finanziell zu stark mit anderen Trägern konkurrieren.“
Trotz solider Jahresabschlüsse in der Vergangenheit steht die Gemeinde vor finanziellen Herausforderungen: „Wir rechnen 2025 mit einem entsprechenden Defizit. Wie in vielen anderen Kommunen auch entspricht das Minus dann fast genau den Ausgaben von der jeweiligen Kinderbetreuung. Die Finanzausstattung von Land und Bund ist hier einfach nicht auskömmlich.“ Ein weiteres Großprojekt ist die Umstrukturierung der Feuerwehrstandorte. Nach der Einweihung des Bisperoder Neubaus steht für Küllig vor allem erstmal Harderode im Mittelpunkt. Danach muss die Politik und die Feuerwehr laut Küllig auch über die Zukunft der Feuerwehren in Marienau, Coppenbrügge und Dörpe nachdenken. Für Küllig wären bei diesen Gedanken dann auch Synergien mit dem Bauhof möglich, für den mittelfristig auch Änderungen in Betracht gezogen werden müssen. Auch bei den Gemeindestraßen und in der Wasserversorgung sieht Küllig dringenden Handlungsbedarf. „Wir hatten bereits über 20 Rohrbrüche allein dieses Jahr – besonders in Voldagsen und Marienau. Hier sind weitere Investitionen nötig.“
Positiv überrascht zeigte sich Küllig von der Arbeit im Rathaus: „Ich habe tolle und engagierte Kollegen kennengelernt, einige mit über 40 Dienstjahren Erfahrung. Auch in der Politik läuft es gut – keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern echte Sacharbeit.“ Als Beispiel nennt er die gute Zusammenarbeit mit allen vier Fraktionen im Gemeinderat. Stolz ist Küllig auch auf die Jugendarbeit in der Gemeinde. Die ohnehin schon gute Arbeit des ehemaligen Jugendpflegers Reimar Rauer bekam durch die neue Leitung in den letzten anderthalb Jahren noch einmal frische Impulse. Im zweiten Halbjahr erhält die Gemeinde sogar einen werbefinanzierten Kleinbus – nicht nur für Jugendpflege, sondern auch für Vereine oder den Seniorenbeirat. „Das ist ein tolles Projekt, das die Mobilität und Teilhabe in der Gemeinde stärkt.“ Ein großes Ärgernis bleibt für Küllig die komplexe Fördermittelstruktur: „Statt Gießkannenprinzip brauchen wir direkte Hilfe. Förderanträge binden wahnsinnig viele Kapazitäten. Wir haben kaum Spielraum zum Agieren – wir reagieren meist nur noch.“
Auf die Frage, ob er seine Entscheidung bereut habe, Bürgermeister geworden zu sein, antwortet Küllig klar: „Nein, bereut habe ich es nicht – aber ich habe weiter großen Respekt vor der Aufgabe. Es ist ein 24-Stunden-Job, aber ich genieße die kurzen Wege, die Nähe zu den Menschen, den Austausch auf Augenhöhe.“ Besonders die Bürgergespräche in den Ortsteilen seien für ihn wertvolle Erfahrungen. Was sich Küllig für die Zukunft wünscht? „Ein moderater Zuzug, damit die Gemeinde vernünftig wachsen kann. Dazu mehr Handlungsspielraum bei Gewerbeflächen und eine dauerhaft tragfähige Finanzausstattung.
Foto: Thomas Küllig will das Rathaus für die Bürger offen halten und auf Augenhöhe mit allen kommunizieren