45 Jahre Hüttenstollen Osterwald

Jubiläum, neue Ausstellung und dringende Zukunftsfragen

Osterwald (gök). Seit 45 Jahren ist der Hüttenstollen ein kultureller Leuchtturm in der Region. Das Besucherbergwerk und Museum in Osterwald zieht mit seiner einzigartigen Verbindung aus Geschichte, Industrie und Ehrenamt jedes Jahr zahlreiche Gäste an. Doch hinter den Kulissen kämpft der Trägerverein mit Problemen, die viele Vereine im ländlichen Raum betreffen: sinkendes ehrenamtliches Engagement, steigende Kosten und ein hoher Sanierungsbedarf. Zum kleinen Jubiläum hatte der Trägerverein um den Vorsitzenden Dr. Olaf Grohmann nicht nur zu einer feierlichen Matinee eingeladen, sondern verband das Ereignis bewusst mit einer Ideenwerkstatt. Neben der Eröffnung einer kleinen Sonderausstellung zur Geschichte des Hüttenstollens – zu sehen sowohl im Museum als auch unter Tage – war auch die Museumsreferentin Katharina Kurz vom Museumsverband Niedersachsen-Bremen vor Ort. Politische Unterstützung kam von Salzhemmendorfs Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening sowie der stellvertretenden Ortsbürgermeisterin Nina Wüstemann.

Der Blick zurück zeigt eine beeindruckende Geschichte: Bereits in den 1970er-Jahren wurde die Idee geboren, den historischen Hüttenstollen zu einem Besucherbergwerk auszubauen. Heute zählt der Trägerverein noch rund 50 Mitglieder – doch allein in den letzten 20 Jahren hat man sechs bis sieben erfahrene Stollenführer verloren, nur zwei neue kamen hinzu. Grohmann, seit sechs Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender, schätzt, dass seit der Eröffnung über 60 000 Besucher den Stollen besichtigt haben. 2005 wurde erstmals ein umfangreiches Modernisierungskonzept vorgestellt, das auf zahlreiche Mängel – etwa fehlende Heizungsanlagen und sanitäre Einrichtungen – hinwies. Einige Maßnahmen wurden durch Fördermittel umgesetzt, insbesondere durch die LEADER-Förderung im Jahr 2010. Die Dynamik trug zur erfolgreichen Museumszertifizierung 2016 bei, die 2023 erneut bestätigt wurde. Doch Grohmann macht deutlich: „Es gibt nach wie vor große Baustellen, sowohl im Museum als auch im Bergwerk.“ Noch immer fehlt eine funktionierende Heizungsanlage und die Aufenthaltsqualität lässt trotz aller Bemühungen zu wünschen übrig.

Ein zentrales Problem ist die Personaldecke, durch die die Belastungen für die Ehrenamtlichen steigen. Hinzu kommen finanzielle Herausforderungen. Der Bauholzvorrat ist erschöpft, die Preise für neues, imprägniertes Holz sind in der Vergangenheit enorm gestiegen. Allein ein Türstock kostet mittlerweile rund 200 Euro. „Das wird unsere Finanzen in Zukunft stark belasten“, so Grohmann. Um den Fortbestand zu sichern, will der Verein bis zum 50. Jubiläum im Jahr 2030 gezielt an einem neuen Konzept arbeiten. Dieses soll die Attraktivität steigern, neue Mitglieder gewinnen und gleichzeitig den Arbeitsaufwand reduzieren. Erste Vorschläge wurden im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung gesammelt. Dabei wurde auch der Wunsch laut, einen „Tag des Ehrenamts“ auf Dorfebene zu etablieren, um potenzielle Mitstreiter besser anzusprechen. „Wir müssen erklären, wie Ehrenamt funktioniert, und die Begeisterung dafür wecken, bevor wir Aufgaben verteilen“, betonte Nina Wüstemann.

Museumsreferentin Katharina Kurz sprach sich zudem für niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten und gemeinschaftliche Aktionstage aus. Über Kinder könnten auch Eltern für das Ehrenamt gewonnen werden. Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening kündigte an, gemeinsam mit dem Verein nach Lösungen zu suchen. „Ohne den Einsatz Ehrenamtlicher geht es nicht – aber wir können helfen, Strukturen zu verbessern“, erklärte der Gemeindebürgermeister nach dem Treffen im Gespräch. Ein kleiner Lichtblick: Am 30. August wird eine Jugendgruppe eines Karatevereins im Stollen aktiv mitarbeiten. Zwar werden es einfache Tätigkeiten auf der Hauptförderstrecke sein – doch es zeigt, dass sich junge Menschen für das Thema Bergbau begeistern lassen. Da die Jugendlichen aus Seelze kommen, erwartet der Verein kein nachhaltiges Wirken, aber es könnte ein Beispiel für künftige junge Aktive sein. Ein Ehrenamtlicher brachte es auf den Punkt: „Vielleicht müssen wir einfach stärker werben mit einem Motto wie ‚Weg vom Schreibtisch – rein ins Abenteuer Bergbau!‘“

Die kulturelle Arbeit des Vereins wird in jedem Fall fortgesetzt. Am 7. September wird die Fotoausstellung „Auschwitz – Architektur des Todes“ mit Werken des Nienburger Fotografen Maciej Michalczyk eröffnet. Die Ausstellung soll nicht nur Besucher anziehen, sondern auch öffentliche Aufmerksamkeit auf das Engagement des Hüttenstollens lenken. Um die Pflege des Museums zu erleichtern, plant der Verein praktische Maßnahmen wie einen neuen Belag für den Platz vor dem Museum – damit künftig weniger Unkraut gejätet werden muss. Gleichzeitig wird auch über neue Fördermöglichkeiten nachgedacht. Wie Andreas Hartnack, Vorsitzender der Kulturvereinigung, betonte: „Der Nachwuchsmangel ist ein Problem vieler Vereine. Unsere Neubürger in Osterwald sind ein großer Schatz – den müssen wir heben.“

Foto7085: Zum 45jährigen Jubiläum organisierte Dr. Olaf Grohmann (hinten stehend) eine Ideenwerkstatt

Foto7086: Im Besucherbergwerk wurden in 45 Jahren rund 60 000 Besucher unter Tage geführt

Foto7087: Auf den Hüttenstollen warten für die Zukunft einige Herausforderungen