Ehrenamt in den Mittelpunkt gerückt

Innenministerin Daniela Behrens steht im Hilsbad Rede und Antwort

Hohenbüchen (gök). „Ehrenamt im Dialog“ – unter diesem Motto stand die Veranstaltung im Hilsbad Hohenbüchen, zu der die Holzmindener Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt (SPD) eingeladen hatte. Besonderer Gast war die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens, die sich gemeinsam mit rund 150 Ehrenamtlichen aus der Region über die Herausforderungen und Chancen ehrenamtlicher Arbeit austauschte.

Der Ort für diesen Austausch hätte passender kaum sein können: Das Hilsbad, das von einem engagierten Trägerverein seit Jahrzehnten betrieben wird, ist selbst ein Paradebeispiel für ehrenamtlichen Einsatz. Friedhelm Hermes, Vorsitzender des Trägervereins, stellte das Hilsbad in seiner Begrüßung als einen Ort vor, der weit über das klassische Freibad hinausgeht: „Wir sind hier in Südniedersachsen, einer sogenannten strukturschwachen Region. Aber wir Ehrenamtlichen verkörpern hier die sturmfesten Niedersachsen.“ Der Verein zählt rund 500 Mitglieder, jährlich besuchen rund 10 000 Gäste das Hilsbad. Es ist nicht nur ein Ort zum Schwimmen, sondern auch Veranstaltungsort für Public Viewings, Kinderkino, Jugenddisco, Freiluftgottesdienste und Treffpunkt für Menschen aus der Tagespflege. Dank der Beteiligung an der Aktion „5000 Seepferdchen für Niedersachsen“, für die Behrens als Schirmherrin fungiert, wurden in dieser Saison bereits sieben Seepferdchen-Abzeichen verliehen. Dass ein solch breites Angebot durch ehrenamtliches Engagement getragen wird, stieß bei der Innenministerin auf große Anerkennung: „Ich selbst lebe in einem Ort, wo das Freibad ebenfalls durch Ehrenamtliche betrieben wird. Das ist ein Kraftakt – aber auch ein großer Schatz für unsere Gesellschaft“, sagte Behrens.

Was zunächst als kleineres Dialogformat geplant war, entwickelte sich schnell zu einem der größten politischen Austauschformate der Region in diesem Sommer. Anfangs wurden etwa 80 Teilnehmer erwartet – am Ende fanden sich über 150 Vertreter von Feuerwehren, Rettungsdiensten, Sport-, Kultur- und Sozialvereinen im Hilsbad ein. Für viele von ihnen war es die erste Gelegenheit, ihre Anliegen direkt an ein Mitglied der Landesregierung zu richten. Sabine Tippelt zeigte sich begeistert von der Vorbereitung vor Ort: „Ich bin wirklich sprachlos, was das Team des Hilsbads hier geleistet hat. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen sich heute hier zusammengefunden haben, um über das Ehrenamt zu sprechen.“

In ihrer Eröffnungsrede ging Behrens auf viele Aspekte des Ehrenamts ein: Sie hob besonders das Engagement der Feuerwehren hervor – mit über 50 000 Jugendlichen ist die Feuerwehr die größte Jugendbewegung in Niedersachsen. Gleichzeitig betonte sie, dass Ehrenamtliche nicht nur Dank, sondern auch bessere strukturelle Unterstützung verdienten. Auf zahlreiche Fragen aus dem Publikum – die charmant auf Bierdeckeln notiert eingereicht wurden – gab es klare und zum Teil auch selbstkritische Antworten.

Beim ThemaRettungsdienstversorgung im Landkreis Hildesheim verwies Behrens auf laufende Prüfungen und Gespräche mit dem Landkreis, nachdem eine Petition eingereicht wurde. Eine Stellungnahme des Ministeriums sei in Arbeit. Andrea Prell, SPD-Landtagsabgeordnete aus dem benachbarten Wahlkreis, ergänzte auf Nachfrage: „Ich hatte zuletzt bereits Kontakt zur Ministerin in Bezug auf die Rettungsdienste im Landkreis. Ich setze mich weiter dafür ein, dass Lösungen gefunden werden, die dem Bedarf vor Ort gerecht werden.“

In Bezug auf die teilskomplizierten Förderanträge stellte die Ministerin klar: „Wir wollen als Landesregierung einfacher, schneller und günstiger werden.“ Auch auf Fragen zur Ehrenamtskarte, zu Fragen der Sportstättenförderung, der Rentenpunkte für Ehrenamtliche, der GEMA-Gebühren oder zur Kinderbetreuung in der Feuerwehr gab es konkrete Rückmeldungen – nicht immer mit sofortigen Lösungen, aber stets mit dem klaren Versprechen, die Themen mitzunehmen. Behrens ist etwa zuversichtlich, dass im Herbst die Ehrenamtskarte nochmal deutlich attraktiver wird. Zusätzliche Rentenpunkte für Ehrenamtliche hat auf Bundesebene nach ihrer Einschätzung dagegen wohl keine Chance.

Neben Behrens, Tippelt und Prell waren auch Leineberglands Samtgemeindebürgermeister Volker Senftleben und Delligsens Bürgermeister Stephan Willudda vor Ort. Alle zeigten sich erfreut über das große Interesse und den fruchtbaren Austausch. Besonders deutlich wurde an diesem Abend, dass Ehrenamt nicht nur Idealismus ist – sondern auch konkrete Rahmenbedingungen braucht, um zu funktionieren. Auch überregionale Themen wie die Neuausstattung der Feuerwehruniformen, die Gleichstellung von Helfern im Rettungsdienst, die Musikförderung in Schulen oder die Fördermöglichkeiten für Kulturvereine kamen zur Sprache. Behrens zeigte sich dabei offen und nahbar: „Solche Abende wie dieser sind wichtig, denn viele dieser Themen kommen sonst nicht bei uns im Ministerium an.“

Zum Abschluss lobte Daniela Behrens ausdrücklich den Charakter der Veranstaltung: „Sie alle leisten hier Großartiges. Niedersachsen lebt vom Ehrenamt – lassen Sie sich von Bürokratie oder Hürden nicht entmutigen.“ Bei einem gemütlichen Bratcurry-Snack klang der Abend in entspannter Atmosphäre dann aus, wo die zahlreichen Ehrenamtlichen in gute Gespräche kamen und manche Ansätze nochmal vertieft wurden.

Foto6814+6815+6817: Rund 150 Ehrenamtliche hatten sich im Hilsbad eingefunden

Foto6834: Andrea Prell, Daniela Behrens, Friedhelm Hermes, Sabine Tippelt, Volker Senftleben und Stephan Willudda freuten sich über den gelungenen Abend