Mit Herz und Hand für den Biber
Michaela Meyer ist neue Biberschützerin am Humboldtsee
Wallensen/Duingen (gök). Dass Naturschutz keine Frage von Beruf, sondern von Überzeugung ist, zeigt Michaela Meyer eindrucksvoll. Seit mehr als vier Jahren lebt sie naturnah auf dem Campingplatz am Humboldtsee. Seit rund drei Jahren schlägt ihr Herz dort ganz besonders für einen tierischen Bewohner: den Biber. Heute ist sie offiziell Biberschützerin – ausgebildet vom NABU und ehrenamtlich im Einsatz für Aufklärung, Schutz und Verständnis rund um das charismatische Nagetier. Die ehrenamtliche Naturschützerin ist eine von zwei ausgebildeten Biberschützerinnen im Landkreis Hameln-Pyrmont. Gemeinsam mit Julia Engelmann aus Hessisch Oldendorf absolvierte sie im Juni beim NABU in Laatzen einen mehrtägigen Lehrgang. „Das war ein ganz tolles Wochenende. Obwohl ich mich vorher schon belesen hatte, habe ich dort noch so viel Neues über den Biber gelernt“, erzählt sie begeistert.
Seitdem hat sie am Humboldtsee bereits drei sogenannte „Biberstunden“ für Kinder angeboten – ein Bildungsangebot, das auf große Resonanz stößt. „Beim letzten Mal waren es 17 Kinder und viele Erwachsene, das älteste Kind war zwölf Jahre alt“, berichtet sie. Rund 50 Kinder hat sie mittlerweile in die Welt der Biber eingeführt – ein Angebot, das sie regelmäßig ausschließlich für Gäste des Campingplatzes macht. „Ich sammle die Kinder oft direkt am Strand ein, wenn das Wetter gut ist. Dann ziehen wir los, erst mit Erklärungen und einem kleinen Film, dann gemeinsam auf Spurensuche.“ Mit im Gepäck ist dabei immer ihr „Biber-Rucksack“, den sie vom NABU erhalten hat. Darin finden sich spannende Anschauungsobjekte wie ein Biberfell, ein Schädel mit den markanten orangen Zähnen und eine Handpuppe namens „Walli“ – benannt nach dem nahegelegenen Ort Wallensen, wozu der Campingplatz geografisch gehört.
Wie Biber schwimmen, sich ernähren oder warum sie unentwegt nagen müssen, bringt Meyer mit viel Herz und einfachen Mitteln näher. So dürfen die Kinder etwa mit einer Möhre selbst ausprobieren, wie der Biber an Holz nagt. „Biber sind Vegetarier und haben vier große Schneidezähne mit sechs Mal so viel Bisskraft wie ein Mensch. Wenn sie nicht nagen würden, würden ihre Zähne immer weiter wachsen – das wäre lebensgefährlich für sie.“ Zur Biberarbeit kam sie über eine Anzeige in der Zeitung. „Ich habe das gelesen und wusste sofort: Das ist meins.“ Schnell war der Kontakt zum NABU hergestellt und auch der heimische Campingplatz war begeistert von der Idee. „Die Betreiber haben mich sofort unterstützt. Wir konnten sogar das alte Jugendhaus dafür nutzen, das extra renoviert wurde. Da bin ich immer auf ein offenes Ohr gestoßen“
Auch das Team von der benachbarten Fußballgolfanlage engagiert sich aktiv für den Schutz des Bibers. Mithilfe einer Wildtierkamera überwachen sie den Bau am See und haben den entsprechenden Bereich abgesperrt, damit keine Besucher das Tier stören. Ein „großer Bibertourismus“ soll am Humboldtsee bewusst vermieden werden – Rücksicht steht an erster Stelle. „Der Biber ist ein echter Landschaftsgestalter“, erklärt Meyer. Wo er sich wohlfühlt, profitiert die gesamte Umwelt. „Ich habe in letzter Zeit wieder den Eisvogel hier gesehen, auch viele Libellen sind zurückgekehrt. Der Biber schafft Lebensräume für viele andere Arten.“ Ihre eigene Begeisterung gibt sie mit Freude weiter – auch über ihre Familie: „Ich habe durch meine Neffen gemerkt, wie groß das Interesse von Kindern an den außergewöhnlichen Tieren ist.“
Schon jetzt hat es Anfragen von Kindergärten und Schulen gegeben, ob sie dort nicht ebenfalls einmal eine Biberstunde halten könnte. Für den Moment beschränkt sich das Angebot aber noch auf die Gäste des Campingplatzes – aus rein pragmatischen Gründen. „Sonst würde ich den Ansturm gar nicht bewältigen können“, sagt Meyer. Einst galt der Biber in Deutschland als ausgestorben. Doch durch Wiederansiedlung und natürlichen Bestandserhalt leben mittlerweile wieder rund 40 000 Tiere hier – noch immer geschützt, aber mit stabilen Beständen. In der Region leben mittlerweile einige Tiere an der Weser oder laut Ith-Hils-Wegewart Martin Gründel auch am benachbarten Weinbergersee, wo immer wieder Spuren zu finden sind. „Ich mache das so lange, wie ich gebraucht werde und solange Kinder hier Interesse haben“, erklärt Meyer begeisternd im Gespräch.
Foto6894: Das Jugendhaus hat das Team vom Humboldtsee extra für die Biberstunde hergerichtet
Foto6907: Michaela Meyer hat auch Gipsabdrücke von Biberspuren dabei
Foto6911: Auch ein Biberfell können die Kinder und Erwachsenen bestaunen
Foto6924: Michaela Meyer und Julia Engelmann sind zur Biberschützerin ausgebildet worden, hier mit dem präparierten „Ingo“
Foto6926: Für die Kinder gibt es viel Wissenswertes rund um den Biber in der Biberstunde zu entdecken
Foto6929: Aus sicherer Entfernung wird die Biberburg angeguckt
Foto6931+6936: Direkt am Ufer sind die beiden Biberschützer mit den Kindern auf Spurensuche
Foto6938: Das Team vom Fußballgolf hat die Biberburg zum Schutz vor ungebetenen Besuchern abgesperrt
Foto6960: Mit einer Wildtierkamera wurden die Biberaktivitäten am Humboldtsee dokumentiert