Zustand vom Friedhof in Weenzen sorgt für Unmut

Diskussion um Zuständigkeiten und Zukunft

Weenzen (gök). Der Zustand des historischen Friedhofs in Weenzen sorgt seit geraumer Zeit für Unmut in der Bevölkerung und das zunehmend öffentlich. Bürger wie der 77jährige Ernst-August Hennecke kritisieren den ungepflegten Zustand der Anlage, insbesondere im vorderen Bereich, der sich im Eigentum des Realverbandes befindet. Zwischen hohem Unkraut, verwahrlosten Gräbern und aufgeschütteten Kieshaufen fällt es laut Hennecke schwer, dabei von einem Ort der Ruhe und des Trostes zu sprechen. „Hier wächst nur Unkraut, aber kein richtiger Rasen“, sagt Hennecke und zeigt auf eine Fläche, die im vergangenen Jahr mit Mutterboden aufgefüllt und neu eingesät wurde. Statt sattem Grün dominiert dort laut ihm eine Unkrautwüste, auf der er auch achtlos entsorgte Bierflaschen gefunden hat. Dem Realverband wirft er mangelnde Organisation und Pflegebereitschaft vor. Seit Jahren, so Hennecke, sei keine ernsthafte Verbesserung zu erkennen: „Die Zustände hier sind unwürdig.“

Die Situation in Weenzen ist verwaltungstechnisch besonders. Während alle anderen Friedhöfe in der Samtgemeinde Leinebergland entweder in kommunaler oder kirchlicher Hand sind, liegt der vordere Teil des Weenzer Friedhofs in der Verantwortung des Realverbandes – was historisch begründet ist. 1872 wurde diese Fläche im Rahmen des sogenannten Rezesses als Gemeinschaftsfriedhof eingerichtet. Vorher wurden die Weenzer Bürger noch in Wallensen als Teil der dortigen Kirchengemeinde bestattet. Jeder Weenzer Hausbesitzer erhielt automatisch ein Erbbegräbnisrecht auf dem Weenzer Friedhof. Entsprechend gibt es keine Gebührenordnung und auch keine Einnahmen für den Realverband – ein Umstand, der die Finanzierung der Pflege bis heute erheblich erschwert. „Wir dürfen laut Gesetz kein Geld für die Grabnutzung verlangen“, erklärt Ludwig Treidel vom Realverband im Gespräch. „Dadurch sind wir auf ehrenamtliche Hilfe für die Pflege des ganzen Bereiches angewiesen und das ist heute schwer zu organisieren.“ Zwar seien immer wieder kleinere Maßnahmen erfolgt – wie etwa die Raseneinsaat oder gelegentliche Mäharbeiten – doch alles in unregelmäßigen Abständen und mit beschränkten Mitteln. Auch von sporadischen Gemeinschaftsaktionen ist die Rede, anhaltende Pflege sei aber kaum möglich. Laut Treidel könnte man sich auch vorstellen, gemeinsam mit der Samtgemeinde einen Mähroboter anzuschaffen, der dann den gesamten Friedhof mit dem öffentlichen Teil der Samtgemeinde mäht.

Die Samtgemeinde Leinebergland ist nur für den kommunalen Teil des Friedhofs zuständig, der sich im hinteren gepflegten Bereich befindet. Für den vorderen Bereich verweist sie auf den Realverband. „Der Zustand des historischen Teils ist nicht angemessen“, sagt Samtgemeindebürgermeister Volker Senftleben im Gespräch. „Wir würden gerne mehr Verantwortung übernehmen, aber darüber müsste man mit dem Realverband sprechen.“ Bereits mehrfach habe es Vorschläge der Samtgemeinde gegeben, doch diese seien bislang ohne konkrete Rückmeldungen geblieben. Für eine Übernahme durch die Samtgemeinde müssten laut Senftleben allerdings auch alte Rechte auf den Prüfstand: „Eine Zweiklassen-Gesellschaft darf es nicht geben.“

Der Wunsch nach einem gepflegten, würdigen Ort der Trauer und Erinnerung eint offenbar alle Beteiligten. Während der Realverband auf die gesetzlichen und finanziellen Einschränkungen verweist, beklagen Bürger wie Hennecke die sichtbare Verwahrlosung und fordern ein konsequenteres Vorgehen. Hennecke, der selbst mehrere Familiengrabstellen pflegt, bemängelt die Zustände schon seit Jahren, wo auch viele Gräber sehr ungepflegt sind. Bürgermeister Senftleben signalisiert Gesprächsbereitschaft für die Zukunft des Friedhofs, wartet aber auf eine Reaktion des Realverbandes.

Foto3423: Zwischendurch wächst immer wieder das Unkraut auf und zwischen den historischen Gräbern, Aufnahme von vor ein paar Wochen

Foto3430: Auch das Inventar auf dem Friedhof ist nicht in bestem Zustand

Foto3438: Manche Gräber sind auch verwahrlost

Foto6449: Der Rasen ist auch zuletzt auf der linken Seite nicht gut angewachsen

Foto6450+6451: Auch nach zwischenzeitlicher Pflege wirkt der historische Friedhof nicht einladend

Foto6453: Der kommunale Teil des Friedhofs dagegen wirkt sehr gepflegt