Gerichtsdrama im Welterbe
Osterwaldbühne feiert Premiere von „Terror“ im Alfelder Fagus-Werk
Osterwald/Alfeld (gök). Mit einem besonderen Theaterabend hat die Osterwaldbühne ihr 75. Jubiläumsjahr gefeiert. Im Fagus-Werk in Alfeld feierte Ferdinand von Schirachs Erfolgsstück „Terror“ Premiere. Rund 220 Besucher erlebten in der historischen Industriehalle ein packendes Gerichtsdrama an einem außergewöhnlichen Spielort. Dass die Bühne für ihre Jubiläumsspielzeit neue Wege geht, war von Beginn an klar. „Wir wollten etwas Besonderes machen“, erklärt Ramona Prüße, Schauspielerin und Pressesprecherin. „Terror wäre auf unserer Osterwaldbühne nicht so umsetzbar gewesen. Als sich dann das Fagus-Werk für eine Zusammenarbeit interessiert gezeigt hat, war die Idee perfekt.“
Das Fagus-Werk, 2011 zum UNESCO-Welterbe ernannt, bot nicht nur die außergewöhnliche Kulisse, sondern auch praktische Vorteile: große Räumlichkeiten, eine separate Umkleidezone und entspannte Parkmöglichkeiten. „Natürlich ist es ein besonderes Gefühl, loszufahren und woanders zu spielen“, so Prüße. Zwei Wochen lang probte das Ensemble in der Industriehalle, zuvor fanden die meisten Proben in Osterwald statt. „Die Kooperation mit dem Welterbe war eine tolle Erfahrung. Trotzdem bleibt die Osterwaldbühne unsere Heimat – Alfeld ist nur eine Ausnahme für diese sechs Vorstellungen.“
Das Stück selbst forderte Schauspieler wie Publikum gleichermaßen. Zweieinhalb Stunden dauert die fiktive Gerichtsverhandlung um den Kampfjet-Piloten Lars Koch, der ein von Terroristen entführtes Flugzeug abschoss, um 70 000 Stadionbesucher zu retten. Nach den Plädoyers entscheidet das Publikum über Schuld oder Freispruch. Auch in der Premiere sprachen die Zuschauer den Angeklagten frei – wie schon die Schüler aus Holzminden, Salzhemmendorf und dem Solling bei der Schüleraufführung am Nachmittag vor der Premiere.
Alle Vorstellungen sind nahezu ausverkauft, lediglich neun Plätze waren zum Stand der Premiere über alle Termine hinweg noch frei. Für die Besucher war der Abend ein Ereignis. „Das ist auch für Alfeld eine tolle Veranstaltung“, lobte Thomas Töpert aus Duingen. „Zum Jubiläum so etwas Besonderes zu machen, finde ich großartig – da bin ich gerne dabei.“ Besonders junge Gäste zeigten sich beeindruckt. „Wir haben das Stück im Religionsunterricht kennengelernt und unsere Lehrerin hat den Besuch empfohlen, weil es auch in der Klausur behandelt wird“, erzählte die 16-jährige Lara Hecht aus Salzhemmendorf. „Das Ambiente hier ist einfach toll.“
Für Stefan Müller aus Weenzen war es ein Abend mit ganz persönlichen Bezügen. Er besucht die Osterwaldbühne mit seiner Familie seit mehr als zwanzig Jahren. „Unsere Tochter Antonia hat irgendwann selbst angefangen mitzuspielen und führt mittlerweile sogar Regie – dieses Mal zusammen mit Hans-Martin Prüße. Wir sind Stammgäste und sehen jedes Stück, egal ob sie beteiligt ist oder nicht.“ So trafen an diesem Abend Kultur-„Leuchtturm“ und Welterbe aufeinander – ein Zusammenspiel, was neben den Schauspielern vor allem auch das Publikum überzeugte.
Foto0252: Lara Hecht aus Salzhemmendorf hat das Stück schon in der Schule behandelt
Foto0253: Stefan Müller ist stolz auf seine Tochter Antonia, die bei Terror Regie mit Hans-Martin Prüße führt
Foto0257: Thomas Töpert aus Duingen freut sich, dass so ein Kulturhighlight in Alfeld stattfindet
Foto0262: Marc Telgheder begrüßt als Vorsitzender der Osterwaldbühne die Gäste bei der Premiere
Foto0270: Nach der Premiere gibt es stehende Ovationen
Foto0274: Das Ensemble spielt das Stück zur Freude der Besucher sehr überzeugend