Großer Feuerwehrauflauf an der Sennhütte
Feuerwehren trainieren landkreisübergreifende Zusammenarbeit im Osterwald
Osterwald/Elze (gök). Blaulicht an Blaulicht fuhr durch den Osterwald, doch diesmal ist es kein echter Notfall, sondern eine aufwendig geplante Feuerwehrübung an der Sennhütte, mitten im sogenannten „Drei-Länder-Eck“ der Landkreise Hildesheim, Hameln-Pyrmont und Hannover. Unter der Leitung des Elzer Stadtbrandmeisters Oliver Kleiner probten rund 100 Einsatzkräfte aus 16 Ortsfeuerwehren den Ernstfall eines Großbrandes – vermutlich die größte landkreisübergreifende Feuerwehrübung, die es in der Region je gegeben hat. Die Übung ging von einem bereits in Vollbrand stehenden Gebäude der besonders bei Wanderern beliebten Sennhütte aus – einem markanten Restaurant, das an den Landkreisgrenzen liegt und für viele Feuerwehrleute ein besonderer Ort ist. „Ein Einsatzplan für die Sennhütte existiert schon länger, wurde aber nie angepasst“, erklärt Übungsleiter Oliver Kleiner. „Da die Hütte genau auf der Grenze liegt, wollten wir prüfen, wie wir mit Kräften aus allen angrenzenden Kommunen zusammenarbeiten.“
Bisher sah der Alarmplan nur Einheiten aus Elze und Salzhemmendorf vor. „Das ist uns zu eng gedacht. Feuerwehren aus Coppenbrügge und Eldagsen sind im Ernstfall insbesondere bei winterlichen Straßenverhältnissen vielleicht sogar schneller vor Ort“, so Elzes Stadtbrandmeister Oliver Kleiner. So wurden für die Übung Feuerwehren aus den Kommunen Elze, Springe, Coppenbrügge, Salzhemmendorf und Eldagsen alarmiert – insgesamt drei Landkreise, die gemeinsam ein schlagkräftiges Team bildeten. Die Übung war in drei Einsatzabschnitte unterteilt, um den Ablauf realistisch und effizient zu gestalten. Der Einsatzabschnitt eins unter der Leitung von Springes Stadtbrandmeister Andreas Meyer war für die Brandbekämpfung direkt an der Sennhütte vorgesehen. Die Wasserförderung im Einsatzabschnitt zwei wurde durch Salzhemmendorfs Gemeindebrandmeister Rolf Schmidt geleitet, während für den Einsatzabschnitt drei mit Logistik und Wassertransport Coppenbrügges stellvertretender Gemeindebrandmeister Marc-Oliver Tesch die Verantwortung übernahm. Zusätzlich war auch die Drehleiter der Feuerwehr Springe im Einsatz. „Die Koordination der Wasserförderung war unser Schwerpunkt“, so Kleiner. „Wir wollten sehen, wie wir unter schwierigen Bedingungen eine ausreichende Wasserversorgung sicherstellen.“
Die Wasserentnahme sollte an dem beliebten Teich St. Avold erfolgen, etwa 800 Meter entfernt von der Sennhütte. Diese Strecke hätte mit Schlauchleitungen über teils schwieriges Gelände überbrückt werden müssen. Parallel dazu wurde ein Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen (TLF) eingerichtet, die bis zu 4 000 Liter Wasser transportieren können – eine wichtige Reserve für die ersten Minuten im Brandfall. Schon die Anfahrt stellte die Einsatzkräfte vor Herausforderungen. „Für unsere Fahrzeuge sind die schmalen und matschigen Forstwege eine echte Prüfung“, sagte Heiko Bartels, Brandabschnittsleiter West im Landkreis Hildesheim. „Genau solche Situationen müssen geübt werden, bevor der Ernstfall eintritt.“
Auch Holger Breyer, Ortsbrandmeister aus Mehle und Mitorganisator der Übung, betonte den Wert der Zusammenarbeit: „Normalerweise arbeiten die Feuerwehren über die Landkreisgrenzen hinaus kaum zusammen. Diese Übung hat gezeigt, wie wichtig es ist, Strukturen und Kommunikationswege zu kennen. Im Einsatzfall muss jeder wissen, was der andere tut.“ Während der Übung wurden auch technische Grenzen sichtbar. Der im Wald befindliche Hydrant in Osterwald konnte beispielsweise nicht zwei Fahrzeuge gleichzeitig befüllen – eine wichtige Erkenntnis für die künftige Einsatzplanung. Salzhemmendorfs Feuerwehr-Pressesprecher Tobias Kramer erklärte: „Wir haben die Übung deshalb vorzeitig beendet, um die Fahrzeuge und Feuerwehrkameraden auf den unzugänglichen Waldwegen nicht zu gefährden. Die Wege waren zu matschig, die Unfallgefahr zu hoch. Aber im Ernstfall wäre die Wasserversorgung durch verstärkten Pendelverkehr und zusätzliche Pumpen sichergestellt.“ Im Ernstfall wären die Feuerwehrkameraden auch das Risiko bei St. Avold eingegangen und hätten die notwendigen Pumpen mit Manpower zum Einsatzort gebracht.
Für Übungsleiter Oliver Kleiner ist das genau der Sinn solcher Aktionen: „Lieber erkennen wir die Probleme heute, als dass wir sie morgen im Ernstfall haben. Der alte Alarmplan stammt noch aus 2014 – jetzt haben wir wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die in eine neue Fassung einfließen werden.“ Besonders freute sich Osterwalds Ortsbrandmeister Jan-Hendrik Stucki, der selbst eine persönliche Verbindung zur Sennhütte hat: „Das ist mein Elternhaus. Ich hoffe natürlich, dass wir hier nie zu einem echten Einsatz ausrücken müssen. Aber es ist gut zu wissen, dass im Ernstfall jeder weiß, was er zu tun hat.“
Ein Lob erhielt von Kleiner auch der Elzer Bürgermeister Wolfgang Schurmann, der die Versorgungskosten als Zeichen der Wertschätzung für den freiwilligen Dienst übernahm. Am Ende des Tages stand auch für den Hildesheimer Brandabschnittsleiter West Heiko Bartels fest: „Rund 100 Feuerwehrfrauen und -männer mit 23 Fahrzeugen aus drei Landkreisen haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg ist. Feuerwehr können wir alle – aber die Zusammenarbeit muss geübt werden. Diese Übung war ein großer Schritt in die richtige Richtung.“
Foto0470: vor der Übung besprechen Einsatzleiter und Presseteam den Ablauf
Foto0474: Die Feuerwehr Osterwald ist mit zuerst vor Ort und hilft bei der Brandbekämpfung
Foto0484: An der Einsatzstelle wird sogar mit Drehleiter die Brandbekämpfung an der Sennhütte simuliert
Foto0485: Mit Faltbehältern wird das Löschwasser an der Einsatzstelle gesammelt
Foto0485: TLF wie hier aus Salzhemmendorf sichern im Pendelverkehr die Wasserversorgung
Foto0493: Auf den Waldwegen wird es mit den Feuerwehrfahrzeugen schnell eng
Foto0495: Die Waldwege sind nicht für Feuerwehrfahrzeuge ausgelegt und schwierig zu befahren
Foto0503: Eine offizielle Wasserentnahmestelle bei St. Avold im Osterwald ist noch nicht vorhanden
Foto0506: Die Übungsleitung bespricht sich zwischendurch
Foto0510: Auf dem Parkplatz an der Sennhütte wird es schnell voll
Foto0517: Oliver Kleiner bedankte sich zum Ende der Übung bei den Einsatzkräften
Foto0522: Rund 100 Einsatzkräfte aus drei Landkreisen und 16 Ortsfeuerwehren waren bei der Übung beteiligt