Gemeinschaft, Präzision und Leidenschaft in der BBS-Halle
Über 150 Teilnehmer bei Deutscher Meisterschaft im Cornhole in Alfeld
Alfeld/Eberholzen (gök). Präzision, Konzentration und Teamgeist bestimmten am Wochenende die Atmosphäre in der Alfelder BBS-Halle. Dort richtete der TSV Eberholzen die 3. Deutsche Meisterschaft im Cornhole aus – eine Veranstaltung, die nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch Maßstäbe setzte.
Cornhole, ursprünglich ein amerikanisches Wurfspiel, entwickelt sich auch in Deutschland zunehmend zum echten Wettkampfsport. Ziel des Spiels ist es, kleine mit Kunststoffgranulat gefüllte Säckchen auf ein schräg stehendes Board zu werfen – am besten direkt durch das Loch. Punkte gibt es sowohl für Treffer als auch für Säckchen, die auf dem Brett liegen bleiben. „Das Schöne am Cornhole ist, dass jeder mitspielen kann – vom Jugendlichen bis zum Senior“, erklärt Rico Krull vom TSV Eberholzen. Krull ist nicht nur einer der besten deutschen Spieler – zusammen mit DCO-Präsident Hendrik Kranz wurde er bereits Doppel-Europameister in Tirol und Mannschafts-Vize-Europameister mit der deutschen Nationalmannschaft –, sondern auch treibende Kraft hinter der Meisterschaft in Alfeld.
Seit einem Jahr liefen die Vorbereitungen für das große Turnier. Krull und sein Team wählten die Alfelder BBS-Halle bewusst: „In Elze gibt es keine Tribüne, in Gronau ist die Halle zu klein – hier in Alfeld haben wir perfekte Rahmenbedingungen“, sagt Krull. Die logistische Herausforderung war dennoch groß. Das komplette Spielmaterial – vom Equipment bis zu den 29 Boards – musste aus Eberholzen nach Alfeld transportiert werden. Über 40 Helfer des TSV Eberholzen sorgten an den zwei Wettkampftagen für einen reibungslosen Ablauf. Sie kümmerten sich um den Aufbau, die Verpflegung, den Einlass und die Turnierorganisation. Der Verein, der über 300 Mitglieder zählt, stellte mit 15 Aktiven auch die größte Spielergruppe im gesamten Teilnehmerfeld.
„Was der TSV Eberholzen hier auf die Beine gestellt hat, ist beeindruckend. Ohne Vereine mit solchem Engagement könnten wir Veranstaltungen dieser Größenordnung gar nicht stemmen“, lobte DCO-Präsident Hendrik Kranz den TSV. Mit 164 weiblichen und männlichen Teilnehmern war die diesjährige Meisterschaft die bislang größte in der Geschichte der Deutschen Cornhole Organisation (DCO). Das neue, computergestützte Spielsystem erlaubte erstmals eine Organisation per App – ein Schritt hin zu noch mehr Transparenz. Nach einer Gruppenphase mit vier Spielen ging es für die besten 128 Spieler in die K.o.-Runde bis zum Finale. Die verbliebenen Spieler konnten noch eine B-Runde ausspielen, so dass kein Teilnehmer zu kurz kam. Parallel fand am Nachmittag des ersten Turniertages ein Jugendturnier statt. Auf großen Bildschirmen wurden die Begegnungen live übertragen, zur Freude aller Teilnehmer.
„Dieses Jahr hatten wir zunächst 128 Startplätze, die in drei Stunden ausgebucht waren“, erinnerte Kranz in seiner Rede zu Turnierbeginn. „Einer kommentierte die Anmeldung, dass Tickets für ein Oasis-Konzert leichter zu bekommen wären. Wir haben uns dann den jetzigen Modus überlegt, damit noch mehr Spieler teilnehmen können“, so Kranz weiter. Die Deutsche Cornhole Organisation e.V. (DCO) wurde im November 2022 gegründet und ist seither der nationale Verband des Sports. Sie organisiert bundesweite Turniere im Einzel, Doppel und Team, führt Ranglisten, betreut die Nationalmannschaft und sorgt für einheitliche Regeln. „Wir haben mittlerweile 45 Mitgliedsvereine, nächstes Jahr werden es über 50 sein“, berichtet Thomas Pernack, sportlicher Leiter der DCO. „Von rund 200 Spielern in der Gründungsphase sind wir inzwischen bei über 550 – Tendenz weiter steigend.“ Für 2026 sei bereits eine zweite Bundesliga geplant, um die stetig wachsende Cornhole-Gemeinde besser zu strukturieren.
Für Rico Krull ist Cornhole weit mehr als nur ein Freizeitspiel: „Ich habe es vor etwa 15 Jahren auf einem Sportfest kennengelernt. Auf Wunsch meiner Frau habe ich dann zwei Boards für den Garten gebaut. Während der Corona-Zeit haben wir viel gespielt – und irgendwann war ich richtig infiziert.“ Heute leitet er beim TSV Eberholzen die Cornhole-Sparte mit mittlerweile 18 aktiven Spielern. „Es ist ein Sport, der Menschen zusammenbringt – gerade auch diejenigen, die vielleicht nicht mehr aktiv in klassischen Sportarten sind“, sagt Krull. „Man erlebt Gemeinschaft, man hat Spaß, und man kann gleichzeitig ehrgeizig sein.“
Sportlich lief es für Rico Krull nicht schlecht, auch wenn es für die Spitze nicht reichte. Der Eberholzener kam zwar am ersten Turniertag im Einzel nicht gut in das Turnier rein, steigerte sich dann aber immer weiter. Am Ende scheiterte er nur knapp am Finaleinzug und belegte einen guten siebten Platz. „Bei der Leistungsdichte mit wirklich 15 bis 20 sehr guten Spielern auf einem Niveau kann ich mit dem siebten Platz im Einzel zufrieden sein“, so Krull nach dem Turnier. Jens Wegener vom TSV Eberholzen erreichte mit dem 33. Platz auch noch ein gutes Ergebnis für den Gastgeber-Verein. Mit Richard Blanke vom HTV Hundsmühlen gewann aber trotzdem ein Norddeutscher mit 21:6 im Finale und holte den Titel nach Niedersachsen. Vorher hatte Blanke auch Krull aus dem Turnier geworfen. Ihm folgten auf den Plätzen Marc Hemmler aus Bitburg, Philipp Danecker aus Flomersheim und Stephan Beck aus Konz.
Die B-Runde allerdings entwickelte sich Festspielen des TSV Eberholzen. Mit Martin Cahill, Marco Ossenkopp und Mauricio Basso belegten gleich drei Spieler vom Sonnenberg die ersten drei Plätze. Auch bei der Jugend steigen mittlerweile die Teilnehmerzahlen. Deutscher Jugendmeister im Cornhole darf sich jetzt Sleven Kranz aus dem Erzgebirge nennen, der sich vor Levi Vitasek und Paul Heisig durchsetzte.
„Insgesamt war es ein tolles Turnier, wo wir nur positive Stimmen gehört haben. Vielleicht bewerben wir uns nochmal auf die Durchführung der Deutschen Meisterschaft“, stellte Krull am Ende in Aussicht. Im Doppel trat Krull mit Felix von Roeder vom SV Diersburg an, mit dem er national und international schon einige Turniere zusammen gespielt hatte. „Am Ende ging uns leider etwas die Puste aus. Doch über einen siebten Platz können wir uns trotzdem freuen, erst recht wenn alle so zufrieden mit dem Turnier waren“, so Krull. Deutsche Meister im Doppel wurden Günther Reitz und Stephan Beck, die sich im Finale gegen Dirk Lutz und Dirk Lau durchsetzten. Dritte wurden Richard Blanke und Philipp Danecker in der Konkurrenz.
Der TSV Eberholzen hat sich mit seinem jährlich stattfindenden Eberholzen Cornhole Cup längst einen Namen gemacht – das Turnier gilt als eines der größten Deutschlands. Mit der Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft hat der Verein nun nach Meinung vieler Anwesender endgültig bewiesen, dass er zu den zentralen Motoren der Cornhole-Szene zählt.
Foto0978: Sportlicher Leiter DCO Thomas Pernack, DCO-Präsident Hendrik Kranz sowie DCO-Vize-Präsident Ivan Britz bei der Begrüßung
Foto0984: 164 Spieler kamen zur Cornhole-DM nach Alfeld
Foto1001: Über Bildschirme behalten die Teilnehmer die Übersicht
Foto1003: Insgesamt wird in der BBS-Halle auf 29 Bahnen Cornhole gespielt
Foto1007: Die Pokale für die Deutsche Meisterschaft im Cornhole
Foto1024: Der eckige Wurfsack muss im besten Fall ins runde Loch des Board
Foto1029+1039: Rico Krull (Mitte links) gelang im ersten Spiel ein klarer Sieg gegen Phillip Schulte aus Bad Laer
Foto1032: Oft geht es beim Cornhole um wenige Zentimeter
Foto1110: Bei dem Doppelturnier herrschte ein noch größerer Trubel auf den Spielfeldern
Foto1111: Rico Krull (rechts) wartet im Doppel auf den Wurf seines Partners Felix von Roeder
Foto1112: Martin Cahill gewann das B-Turnier
Foto1113: Die Sieger der Doppel-Meisterschaft
Foto1114: Paul Heisig, Sleven Kranz und Levi Vitasek waren bei den Junioren die besten Spieler
 
 
 
									












