Streit um Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses Osterwald

Schützenverein mit klaren Plänen – Saunagruppe fühlt sich übergangen

Osterwald (gök). Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Sitzungsraum im Dorfgemeinschaftshaus, als der Ortsrat Osterwald über die Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses debattierte. Bei der zurückliegenden Ausschuss-Sitzung sah sich der Ortsrat noch nicht bereit dazu, da für diesen nicht alle Fakten zur Verfügung standen. Das traditionsreiche ehemalige Schulgebäude, das heute multifunktional genutzt wird und unter anderem den Kindergarten beherbergt, steht vor einem Umbruch. Insbesondere die Frage nach der Nutzung der seit geraumer Zeit stillgelegten Sauna erhitzt die Gemüter im Ort.

Besonders weit fortgeschritten sind die Pläne des Schützenvereins Osterwald. Der Schützenverein legte ein detailliertes Finanzierungskonzept für den Umbau der Saunaräume zu einem modernen Schießstand vor. Geplant ist eine wöchentliche Nutzung der Anlage für Trainingsabende, wobei nach Angaben des Vereins weder Schallschutzprobleme noch eine unzumutbare Verkehrsbelastung zu erwarten seien. Auch Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening betonte auf Anfrage eines Anwohners, dass beim geplanten Luftgewehrschießstand keine Lärmbelästigung zu befürchten sei. Die Gemeinde Salzhemmendorf will zudem einen Zuschuss für den geforderten Rettungsweg leisten – ein weiterer Punkt, der das Vorhaben finanziell absichert. Allerdings wäre der Rettungsweg auch bei jeder anderen Nutzung geplant gewesen.

Ganz anders stellt sich die Situation für die „Saunafreunde“ dar, die sich seit rund fünf Jahrzehnten im Gebäude zum saunieren getroffen haben. Zwar legte die Gruppe inzwischen einen Antrag auf Weiternutzung vor, ein tragfähiges Finanzierungskonzept fehlt jedoch bislang. Vertreter der Saunagruppe erklärten, dass sie Eigenleistungen erbringen könnten und in der Vergangenheit immer wieder in Vorleistung gegangen seien – etwa beim Kauf eines neuen Saunaofens oder bei Reparaturen im Duschbereich. Dennoch hoffen sie nun auf Unterstützung der Gemeinde. In der Sitzung äußerten sie auch ihren Frust gegenüber des Trägervereins des Hauses. „Wir sind immer wieder auf die Kulturgemeinschaft zugegangen, aber es wurde nicht mit uns gesprochen“, so eine Vertreterin. Man fühle sich übergangen, das Dorfgemeinschaftshaus sei schließlich für alle da, nicht nur für einzelne Vereine.

Die Kulturgemeinschaft Osterwald, die das Gebäude verwaltet, hatte zuvor beide Konzepte beraten und sich schließlich für die Lösung des Schützenvereins ausgesprochen. Vorsitzender Andreas Hartnack begründete dies mit einer Abwägung zwischen einem Verein mit über 80 Mitgliedern und einer vergleichsweise kleinen Saunagruppe. Zudem sei eine Sanierung der Sauna technisch und finanziell äußerst aufwendig: „Allein diese nötigen Arbeiten würden finanziell im fünfstelligen Bereich liegen.“ Diese Entscheidung sorgte allerdings für heftige Kritik. Mehrere Bürger bemängelten, dass die Kulturgemeinschaft nicht rechtzeitig das Gespräch mit den Saunafreunden gesucht habe. „Das Thema wurde lange totgeschwiegen“, warf etwa Matthias Renziehausen der Gemeinschaft vor. Auch aus den weiteren Reihen der Saunagruppe hieß es, Mängel seien seit Jahren bekannt gewesen, doch niemand habe das Gespräch gesucht.

Die Diskussion verlief teilweise entsprechend emotional. Während die meisten Ortsratsmitglieder das Konzept des Schützenvereins befürworteten, warben aber alle für die Suche nach einer Alternative für die Saunanutzer. SPD-Ratsherr Uwe Kaller sprach sich gegen eine Schießstandnutzung aus, da im Gebäude auch der Kindergarten untergebracht ist und forderte wie auf Gemeindeebene beabsichtigt eine ganzheitliche Neubewertung der Gebäudenutzung. Andere Ratsmitglieder wie Axel-Michael Wahner (CDU) oder Patrick Schütte (WLP) lobten die gute Vorbereitung des Schützenvereins, betonten jedoch zugleich, dass auch für die Saunagruppe eine Lösung gefunden werden müsse – möglicherweise im alten Feuerwehrgerätehaus. Die stellvertretende Ortsbürgermeisterin Nina Wüstemann (WLP) brachte ebenfalls diesen Standort ins Gespräch: „Die Sauna kann so nicht weiterbetrieben werden. Vielleicht finden wir für die Saunagruppe im Feuerwehrgerätehaus eine Alternative.“

Unabhängig vom aktuellen Streit betonte Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening die Notwendigkeit eines Gesamtkonzepts. Da der Kindergarten Vorrang habe und strenge Vorgaben zum Kinder- und Arbeitsschutz gelten, müsse die Nutzung des Dorfgemeinschaftshauses künftig klar geregelt werden. Ein entsprechendes Konzept ist derzeit in der Verwaltung in Bearbeitung und soll wenn möglich bereits im Haushalt 2026 berücksichtigt werden. Trotz der hochgekochten Emotionen zeigte sich zum Ende der Sitzung ein vorsichtiger Wille zum Kompromiss. Während der Schützenverein gute Chancen hat, bald die stillgelegten Saunaräume zu nutzen, sollen für die Saunagruppe alternative Räume im Ort gesucht werden. „Ich fand die Diskussion erschreckend, das hat nichts mit Gemeinschaft zu tun. Das Feuerwehrgerätehaus soll für das Dorf erhalten bleiben und vielleicht ist das auch die Chance für die Saunanutzer. Es fehlen bei der Saunagruppe auch noch Zahlen und Fakten sowie Finanzierungsmöglichkeiten. Es ist auch schade, dass viele nur zum Meckern zur Sitzung kommen, statt auch mal mit anzupacken“, fasste das Ortsratsmitglied Carola Grosser (SPD) ihre Empfindungen abschließend zusammen, was großen Zuspruch fand. Zum Ende der Sitzung boten die Ortsratsmitglieder der Saunagruppe an, bei einem tragfähigen Konzept einer Saunazukunft zu unterstützen.

Foto: Findet die Saunagruppe ein Zuhause im alten Feuerwehrgerätehaus?