Sattelschweine wirken wie ein Magnet auf die Besucher
Hoffest in Capellenhagen mit sehr gutem Zuspruch
Capellenhagen (gök). Die Vorteile überwiegen für Heike Haubrok und ihren Mann Heinrich Thielke bei der Nutztierarche Swiensgaarn in Capellenhagen. Robuste und widerstandsfähige Schweinerassen bleiben erhalten, Tiere werden artgerecht gehalten, die Qualität und der Geschmack des Produktes steigen und die Herkunft ist transparent und leicht nachvollziehbar. Die Liebe zu alten Schweinerassen und der Idealismus in der Viehhaltung haben Haubrok und Thielke schließlich bewogen, in Capellenhagen eine Nutztierarche mit Fleisch aus artgerechter Haltung zu gründen. 2007 pachteten sie den Hof eigentlich zur Ponyhaltung, doch mittlerweile stehen lediglich vier Pferde noch als Einstellpferde im Hof. Marina Hartung unterstützt noch etwas bei der Jungpferdeausbildung und dem Beritt. „Man muss sich entscheiden, was man möchte. Und so haben wir uns seit letztem Jahr voll auf die Sattelschweine konzentriert“, so Heike Haubrok, die ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammt. Mittlerweile werden die Sattelschweine mit Grünfutter von den benachbarten Ithwiesen oder Gerstenschrot großgezogen und erst nach über einem Jahr geschlachtet oder weiter für die Zucht benutzt.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen hatte 2011 geschätzt, dass der Bestand von Angler Sattelschweinen nur 70 Tiere betrug und die Rasse als extrem gefährdet galt. Mittlerweile hat sich der Bestand wegen Biobetrieben wie in Capellenhagen etwas erholt. In Capellenhagen haben Haubrok und Thielke derzeit 70 Angler Sattelschweine und Rotbunte Husumer auf dem Hof, wobei die Mehrzahl aber Jungtiere sind, die teilweise erst vor wenigen Tagen geworfen wurden. Das Rotbunte Husumer galt sogar schon mal als ausgestorben und hat sich erst in den letzten Jahren erholt. Vor mehr als 100 Jahren wurde es in Nordfriesland von der dänischen Minderheit für den Vorgarten gezüchtet, da die dänische Flagge im Vorgarten von der preußischen Regierung verboten wurde und so trotzdem die dänischen Farben im Vorgarten präsent waren. 1954 wurde die Rasse schließlich anerkannt.
Als Haubrok am Tag des Hoffestes mittags aus dem Fenster guckte und den wolkenverhangenen Himmel sah, rechnete sie nicht mehr mit vielen Besuchern während des Nachmittages in Capellenhagen und bereute schon den großen Einkauf. Doch zu ihrer Überraschung kamen auch im strömenden Regen viele Besucher, die sich neugierig auf das interessante Konzept zeigten. Viele Interessierte äußerten vor Ort, dass sie besonders die Tierhaltung in der heutigen Zeit bemängeln und auf Discounterfleisch verzichten würden. Auch einige Stammkunden des Capellenhagener Betriebes beteuerten während der Führung über den Hof, dass man die Qualität nicht vergleichen kann. „Fleisch von diesem Hof behält beim Braten wenigstens seine Größe im Vergleich zum Discounterprodukt, wo viel Wasser drin ist. Ich zahle den höheren Preis dafür sehr gerne, wobei der Unterschied zum Metzger gar nicht so groß ist“, so ein überzeugter Stammkunde.
Diana Leuci von dem Hof ist vom Idealismus von Haubrok und Thielke sehr begeistert. „Ich habe die beiden auf dem Alfelder Markt kennengelernt und war gleich von der Leidenschaft der beiden begeistert“, so die gelernte Grafikerin, die den beiden Betreibern mit Rat und Tat zur Seite steht. Neben den beiden Betreibern sorgen derzeit hauptsächlich die Eber Herkules, Oskar, Basti und ein Sohn von Oskar für den Fortbestand der immer noch bedrohten Rassen. In den weitläufigen Stallungen warten derzeit einige Sauen auf eine Schwangerschaft durch die Eber. Andere Sauen kümmern sich derzeit dort auch um die Ferkel, die regelmäßig gesäugt werden. Von dem ganzen bunten Treiben konnten sich während dem Hoffest nun viele Besucher überzeugen und teilweise auch amüsieren, wenn die Ferkel durch den Stall toben. Nach den Führungen genossen die Besucher noch den kleinen Markt im Innenhof mit regionalen Bio-Produkten von einigen Produzenten oder den selbstgemachten Kuchen an der Kaffeetafel.
Foto6524: Ein Angler Sattelschwein mit seinen Ferkeln im Stall
Foto6529+6535+6536+6537: Das Husumer Rotschwein wird wegen seiner Färbung und Geschichte auch Protestschwein genannt
Foto6530: Die Tiere sind teilweise auch an der frischen Luft und nicht nur im Stall
Foto6531: An der Kaffeetafel wurde sich zwischendurch gestärkt
Foto6532: Viele Besucher waren sehr neugierig auf die Stallungen mit den Ferkeln
Foto6533: Besonders die Ferkel – hier bei der Säugung – erfreuten sich großer Beliebtheit
Foto6539: Im Innenhof gab es einen kleinen Markt mit regionalen Produkten