Aufwachsen zwischen Huhn und Hund
Selbstgebauter Hühnerstall sorgt für frische Eier
Wallensen (gök). Im Haupterwerb kümmert sich Christoph Stichnothe als Landwirt um seine Ackerflächen, wo er Weizen und andere Getreidesorten anbaut. Tiere fand man noch vor ein paar Jahren bis auf den Hofhund nicht auf dem Bauernhof im Zentrum von Wallensen. Doch mittlerweile ist die Anzahl der Tiere auf dem alten Bauernhof wieder auf über 100 angewachsen. Das die Menschen sich wieder auf regionale Produkte besinnen, ist auch an dem Bauernehepaar Christoph und Mirka Stichnothe nicht vorbeigegangen. Schon seit einigen Jahren hält das Ehepaar auf dem Hof wieder Hühner und Enten, wofür es wieder eine rege Nachfrage gibt.
Der Kauf eines großen Hühnermobils kam für das Ehepaar aber nicht in Frage. Normalerweise kostet so ein mobiler Hühnerstall für mindestens 220 Hühner je nach Ausstattung zwischen 20 und 40 000 Euro. Unter 220 Hühner gibt es diese kaum zu kaufen, da das dann nicht mehr wirtschaftlich ist. Stichnothe hatte aber noch einen älteren Treckeranhänger über, den er zusammen mit einem Helfer jetzt zu einem Hühnermobil umbaute. Dieser wurde in der Mitte durchgeschnitten und mit einem Zwischenteil verlängert auf eine Grundfläche von vier mal sechs Metern. Nach Abzug kleinerer Flächen steht den Hühnern so eine Grundfläche von 20 Quadratmetern im Anhänger und noch einmal die gleiche Fläche unter dem Anhänger als Kaltscharraum zur Verfügung. Nach den gesetzlichen Vorschriften hätte dieser Anhänger 360 Hühner beherbergen können. “Den Hühnern soll es aber gut gehen und daher halten wir nur 100 Hühner in unserem mobilen Hühnerstall”, so Stichnothe. 90 Prozent der Tageszeit verbringen die Hühner aber sowieso auf der Wiese, wenn das Wetter mitspielt. Einfach so einen Hühnerstall bauen, ist aber nicht so einfach gestattet. In Abstimmung mit dem Landkreis wurde eine Bauanzeige gestellt und Ausgleichsmaßnahmen abgesprochen. Dadurch verfügt die Wiese mit dem Hühnermobil jetzt auch über weitere Bäume, die das Resultat daraus sind. Insgesamt dauerte der Bau des Hühnermobils mit zwei Personen rund zwei Wochen, wofür man auch nur im Winter als Ackerbauer Zeit hat.
Mit der Ausstattung ist Stichnothe sehr zufrieden. Während gekaufte Anhänger zum Teil auch über Photovoltaikanlagen verfügen, hat auch der privat gebaute Anhänger viele Annehmlichkeiten für die Hühner. So sind die Futtertröge getrennt von dem nassen Bereich mit dem Wasser und unter den Sitzstangen befinden sich Kotbretter, so dass das Mobil auch einfach gereinigt werden kann. Der Wagen wird mit Hilfe eines Traktors alle paar Tage versetzt, so dass die Hühner immer auf frischem Land picken können. “Wir sind mit dem Wagen sehr zufrieden. Lediglich an der Lüftung werden wir noch etwas ändern und so für noch mehr Frischluft sorgen”, erklärt Stichnothe den vollautomatischen Hühnerstall. Nur das Frischwasser bringt das Paar im Winter täglich zum Hühnermobil, da dann die Leitungen je nach Witterung einfrieren. Damit Parasiten wie die rote Vogelmilbe keine Chance haben, wird der Wagen auch regelmäßig gereinigt, was auch die Geruchsbelästigung in der Umgebung in Grenzen hält. Ein guter Umgang mit ihren Nachbarn ist dem Bauernpaar sehr wichtig, wodurch es in der Vergangenheit auch zu keinen Problemen kam.
Ganz im Gegenteil: Mittlerweile produzieren die Hühner pro Tag im Schnitt 80 Eier, die von dem Hof einen reißenden Absatz finden. Ebenfalls viel Spaß bereiten die Hühner aber auch dem Nachwuchs des Ehepaars. Henry und Alize besuchen die zutraulichen Hühner fast jeden Tag und füttern sie zusammen mit ihren Eltern. Neben Legemehl wird auch Muschelkalk mit Weizen und Mais verfüttert. Gerade der Mais und der Weizen sind für die Hühner Leckerbissen, nach denen dann auch viel gekratzt wird. Wenn sich die Besitzer dem Zaun nähern, kommen die Hühner schon immer neugierig angerannt. Der mobile Hühnerstall ist aber auch sehr sicher. Bisher kam noch kein Wildtier in den Stall, um sich Hühner zu holen. Die Hühner gehen jeden Abend eigenständig in den Stall und mittels Zeitschaltuhr schließt sich hinter ihnen dann die Tür.
Die Hühner bleiben in der Regel ein Jahr auf dem Bauernhof, ehe sie im Herbst oder Frühjahr geschlachtet werden und auch als Suppenhühner im Ort bleiben. “Wir wollen natürlich für unsere Kunden auf dem Bauernhof eine gewisse Regelmäßigkeit, weswegen wir auch auf das regelmäßige Legen der Eier achten, auch wenn das ganze für uns aufgrund der Größe eher ein Hobby ist. Die Arbeitszeit für unsere Hühner können wir da kaum gegenrechnen. Es ist einfach toll anzusehen, wie unsere Kinder mit Tieren aufwachsen und auch Kindergartengruppen gerne zu Besuch kommen”, so Christoph Stichnothe, während Henry ein Huhn auf den Arm nimmt und erstmal streichelt.
Foto1: Wenn man sich dem Zaun nähert, kommen die Hühner gleich angerannt
Foto2: Die Freude auf die Fütterung ist groß
Foto3+4: Die Hühner genießen ihren Hühnerstall
Foto5: Alize und Henry sind jeden Tag bei den Hühnern
Foto6: Henry kuschelt auch gerne mit den Hühnern