2016_09_28_stephanie-link_9999_2In das Töpfermuseum soll frischer Wind einziehen

Duinger Museumsleiterin Stephanie Link geht nach Rheinland-Pfalz / Nachfolger für Museum gesucht

Duingen (gök). Die Entwicklung im Duinger Töpfermuseum war so vor über einem Jahrzehnt noch nicht absehbar. Der damalige Duinger Heimatpfleger Friedrich Becker leitete lange Jahre das Museum und hatte dort viele Ausstellungsstücke zusammengeführt. Doch zu seinem 80. Geburtstag legte er seine ehrenamtliche Arbeit im Museum nieder und zunächst fand sich für das Museum kein Nachfolger. Die gebürtige Hildesheimerin Stephanie Link hatte sich damals im Rahmen der Dorferneuerung in Coppengrave in einem Arbeitskreis engagiert, der sich mit der Töpfergeschichte befasste. Nachdem im Museum einige Zeit nichts passiert war, wurde Link aus dem Bereich der Verwaltung schließlich gefragt, ob sie sich eine Arbeit im Museum vorstellen kann. Die studierte Designerin war aufgrund des erwarteten Zeitaufwandes unter dem Umstand damit einverstanden, dass dies nicht rein ehrenamtlich geschieht. Unter dem damaligen Samtgemeindebürgermeister Udo Witt wurde schließlich eine ABM-Maßnahme geschaffen, mit der die neue Museumsleiterin Stephanie Link ihre Arbeit in dem Museum aufnahm und das Konzept über die Jahre neu gestalten sollte. „Mein Anliegen war von Anfang an, dass sich das Museum weiter profilieren sollte und keine Hobbyausstellungen mehr macht. Als Töpfermuseum wurde das Thema Keramik aufgegriffen, wo gleichzeitig die Verbindung zwischen Tradition und Heimat gesucht wurde“, so Link. Nach einigen kleineren Zeitverträgen kam 2012 richtig Schwung in das Töpfermuseum und Link verfügt jetzt zum Ende ihrer Tätigkeit über eine halbe Stelle.

2012 gab es aufgrund der Aufnahme des Pottland-Projektes Fördergelder, wo das Töpfermuseum dann auch mit mehreren Museen in der Region zusammenarbeitete und der Pottland-Katalog entstand. Mit Hilfe der Fördergelder wurden erstmals auch Historiker und Archäologen verpflichtet, die sich die Gestaltung des Kataloges professionell mit einbringen konnten. Auch das Museum wurde mit den Geldern noch besser ausgestattet, wodurch die Attraktivität noch einmal gesteigert wurde. Link und ihr Team aus ehrenamtlichen Helfern legte das Augenmerk auch auf die Geschichten hinter der Töpferei. Was haben die Menschen damals erlebt? Wo kamen die Menschen überall hin? „Das eigentlich schwierig zu vermittelnde Thema der Töpfergeschichte wurde durch den Pottland-Film, den Pottland-Katalog, das Kinderbuch und viele Praxis-Projekte wie Ferienpassaktionen anschaulicher gestaltet“, blickt Link zurück. Das Pottland-Projekt sieht Link als Höhepunkt ihrer Arbeit in 13 Jahren Leitung des Duinger Töpfermuseums. Denn mit dem Pottland-Katalog kam Duingen auch in den internationalen Blick der Keramik-Szene und hat etwas Nachhaltiges geschaffen. „Wir hatten schon Kontakte nach Skandinavien, wo dank dem Pottland-Katalog alte Tonscherben Duingen zugeschrieben werden konnten, was sonst wohl eher als Steinzeug aus dem Rheinland bezeichnet worden wäre!“ Auch die Politik hat das Pottland-Thema aufgegriffen und die Vermarktung in den letzten Jahren mit den vielen Pottland-Produkten nach vorn getrieben, wovon die ganze Gemeinde profitiert.

In den 13 Jahren unter ihrer Leitung hat Stephanie Link rund 40 Ausstellungen im Töpfermuseum organisiert. Aus ihrer Sicht hatte sie zum Anfang ihres Schaffens glücklicherweise etwas Naivität und Anfangsschaffenskraft investiert, so dass die Ausstellungen gleich auf hohem Niveau begannen. Renommierte Keramikkünstler gaben sich schnell in Duingen die Klinke in die Hand, die sonst oft nur in großen Weltstädten wie New York, London oder Tokio ausgestellt hatten. „Die sehr bekannten Künstler zogen andere nach, so dass das Niveau gehalten werden konnte“, blickt die studierte Designerin zurück. „Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass ich so weltbekannte Künstler wie Jan Kollwitz – Urenkel der sehr bekannten Malerin Käthe Kollwitz – nach Duingen lotsen kann“, offenbarte Link im Gespräch. Seine Werke finden sich sonst in weltbekannten Museen wie dem Boston Museum of Fine Arts wieder. Auch Künstler wie André von Martens aus Brandenburg wurden von Link überzeugt in Duingen auszustellen.

Doch Link hatte nun das Gefühl, dass sie sich persönlich noch einmal verändern muss. Vor 25 Jahren war die Hildesheimerin nach ihrem Studium zunächst nach Kaierde und dann nach Coppengrave gezogen. Sie hatte schon in ihrer Studienzeit ein Kind, was verhinderte, dass sie nach ihrem Studium in der Welt umherzog. In ihrer Keramik- und Bildhauerwerkstatt in Coppengrave arbeitete Link neben der Museumsarbeit auch viel im künstlerischen Bereich. Link sah jetzt eine Ausschreibung der staatlichen Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen und bekam den Zuschlag, nachdem sie zuletzt auch einen Lehrauftrag an der HAWK Hildesheim hatte. Für Link heißt es dann ab November, sich zunächst über Studienpläne Gedanken zu machen, ehe sie sich auf Wunsch der Fachschule auch im künstlerischen Bereich wieder betätigen wird.

Ebenso wichtig wie ihr neuer Lehrauftrag in Rheinland-Pfalz ist der Künstlerin aber auch, dass das Töpfermuseum weiter eine Zukunft hat. So wird sie in Kürze mit dem Bürgermeister und der Verwaltung das Gespräch suchen und über die Zukunft des Museums beraten. Auch ihr ehrenamtliches Team wünscht sich zeitnah eine personelle Lösung, mit der man weiter zusammenarbeiten kann. Eine neue Museumsleitung muss auch nicht unbedingt aus dem Themengebiet der Keramik kommen. „Ich könnte mir zum Beispiel einen Kunstpädagogen vorstellen, der mit seinen Ideen dann auch frischen Wind in das Töpfermuseum bringt. Personelle Wechsel tun irgendwann jeder Einrichtung gut, das kann sehr belebend sein. In das Thema Keramik kann man hineinwachsen, das ging mir genauso“, hofft Link auf eine gute Lösung für das Museum. Zunächst wird aber am 15. Oktober um 15 Uhr noch die neue Ausstellung im Töpfermuseum eröffnet, wo im Zeichen der Samtgemeindefusion dann Bilder aus der Samtgemeinde Gronau gezeigt werden. Einen Tag später werden auch in Gronau Bilder aus dem Duinger Bereich gezeigt. Ab dem 27. November geht das Museum dann in seine vorweihnachtliche Ruhepause, so dass eine neue Museumsleitung im neuen Jahr dann gut durchstarten könnte. Auf Wunsch wird sich Link auch aus der Ferne mit ihren Kontakten weiter einbringen und etwa für Ausstellungen Künstler empfehlen oder andere Tipps geben. Trotz der neuen Aufgabe fällt Link der Abschied nicht leicht, da sie neben vielen Freunden auch ihr Töpfermuseum zurücklässt, wo sie viel Herzblut investiert hat.

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Foto1+2: Stephanie Link betreute zusammen mit ihrem Team jeden Mittwoch und Sonntag Besucher im Töpfermuseum

Foto3,6: Im Duinger Töpfermuseum stellten immer wieder bekannte Künstler wie André von Martens ihre hochwertigen Werke aus

Foto13: Gerade zu den Ausstellungen waren die Räume des Töpfermuseums oft sehr gut gefüllt

Foto16: Als Bürgermeister durfte Klaus Krumfuß (rechts) zusammen mit Stephanie Link sehr oft renommierte Künstler in Duingen begrüßen