2016_10_11_1610-kos_9999_51Kos – eine Insel für jeden Geschmack

Sonniges Vergnügen im Herbst

Wallensen/Kos (gök). Die Herbstferien lagen dieses Jahr günstig. In den ersten zwei Oktoberwochen herrschen im östlichen Mittelmeerraum noch warme Temperaturen, weshalb die Entscheidung auf den Ort für unseren diesjährigen Familienurlaub nicht schwer fiel. Nach fachlicher Beratung entschieden wir uns für einen Urlaub auf der griechischen Ferieninsel Kos. Vor knapp 20 Jahren hatten wir noch ohne Kinder unseren ersten gemeinsamen Urlaub auf Kreta verbracht und seitdem griechischen Boden nicht mehr betreten. Die Erinnerungen an Kreta waren durchweg positiv, weshalb auch die Vorfreude auf Kos lange vorherrschte. Aus meiner Sicht ist die Vorfreude auf den Urlaub auch die schönste Zeit. Ist der Urlaub erstmal angetreten, ist er auch schon fast wieder vorbei. Doch der Urlaub auf Kos entwickelte sich auch zu einem tollen Erlebnis, doch dazu gleich mehr.

Der Start brachte uns zunächst mit dem Auto zum Flughafen Paderborn, den ich schon seit längerer Zeit schätze. Gerade als Dorfmensch kann man sich hier aufgrund der kleinen Größe im Vergleich zu Flughäfen wie Hamburg oder Hannover garantiert nicht verlaufen. Angenehm ist auch die Lage in Nordrhein-Westfalen, wodurch sich der Reisepreis im Vergleich zu anderen Flughäfen oft günstiger darstellt, da man oft außerhalb der Ferienzeiten von Nordrhein-Westfalen fliegt und so teilweise deutlich weniger für seine Reise zahlt. Eine frühzeitige Buchung der Reise schon fast ein Jahr vorher sorgte auch für einen verhältnismäßigen günstigen Preis. Die Preise auch für unser Hotel zogen in den letzten Monaten vermutlich dank der Krise in der Türkei deutlich an.

Da konnte mich in Paderborn auch unsere Fluggesellschaft nicht schocken. Dank Wikipedia lernte ich auf dem Flughafen, dass unsere Fluggesellschaft Small Planet noch keinen Flugunfall zu verzeichnen hatte. Wenn, wäre das auch nicht so gut gewesen. Denn die Tochter einer litauischen Fluggesellschaft wurde erst 2016 gegründet und verfügt in ihrer Flotte in Deutschland wohl auch nur über zwei Flugzeuge, die vornehmlich von Bremen und Paderborn Charterflüge veranstalten. Laut Info im Flugzeug sollen es aber schon 21 sein. Der Service und das Sicherheitsgefühl im Flugzeug – ein Airbus 320 – waren dem von anderen Charterflügen in vergleichbare Ziele aber sehr ähnlich und nicht zu beanstanden. Generell haben wir aber keine großen Ansprüche, wenn man nur zwischen zwei und vier Stunden in die üblichen Urlaubsländer fliegt. Bei längeren Flügen freuen wir uns dann schon über eine entsprechende Beinfreiheit. Im Vergleich zu Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Tui Fly hatten wir zudem das Glück, dass unser Flug überhaupt stattfand.

Über den Flughafen auf Kos hatte ich schon viel gehört. Man soll sich nicht erschrecken, wie klein der ist. Doch eine gewisse Neugier hatte ich schon. Die Größe war aber nicht so klein, wie ich dachte. Busse brachten uns von der Maschine zum Terminal, wo sich auch schnell die Gepäckbänder drehten. Doch so gut organisiert wie Paderborn, war der dortige Flughafen nicht. Am Gepäckband war etwa ein Flug aus Münster angeschlagen, unsere Koffer kamen dort aber trotzdem an. Nach knapp halbstündiger Fahrt kamen wir auch schon in unserem Hotel in Marmari im Hotel Sandy Beach an, was gleich einen guten Eindruck machte.

Nach kurzem Check-In landeten wir in einem sehr großen Familienzimmer, wo in dem extra erreichbaren Kinderzimmer gleich drei Betten standen, so dass sich die beiden jugendlichen Terroristen sehr breit machen konnten. Auch die geräumige Terrasse war von beiden Zimmern aus begehbar, so dass schnell Urlaubsfeeling aufkam. Die ersten Tage hinterließ die Hotelanlage einen sehr guten Eindruck. Sauberkeit, gutes Essen und eine gepflegte Anlage sorgten schnell für Entspannung. Als Familie nutzen wir gerne ein All-Inclusive-Angebot, was auch hier angeboten wurde. Mich störte dabei dieses Mal nur das Getränkeangebot. Tagsüber gab es in den zwei Poolbars Getränke aus einem Schlauch, wo fast immer Kohlensäure fehlte und das Getränk auch oft anders schmeckte, da durch den selben Schlauch kurz zuvor eine andere Flüssigkeit gerauscht war. Daher stieg ich außerhalb der Mahlzeiten auf Wasser um, was zugegeben meiner Figur auch besser tat. Lediglich beim Essen im Restaurant gab es Zapfanlagen, wo die alkoholfreien Getränke auch schmeckten. Lecker waren abends die Cocktails, die aber leider auch extra kosteten.

Man denkt ja, das man mit knapp vierzig Jahren genug Lebensweisheit hat und nur noch selten Blödsinn veranstaltet. Doch auch dieses Mal konnte ich mich wieder eines Besseren belehren. Denn zusammen mit meinem Sohn nahm ich an einem Fußballspiel des bemühten Animateur-Teams teil. Da einer der Spieler keine Fußballschuhe an hatte, machte ich den Vorschlag, dass wir doch alle barfuß spielen. Dieser Idee schlossen sich bis auf den Animateur alle gerne an. Doch auf Kunstrasen war das eine meiner schlechteren Ideen. Das Spiel an sich machte Spaß, auch wenn wir knapp verloren. Ich merkte allerdings erst nach dem Spiel nach insgesamt 30 Minuten, dass ich mir wie einer der anderen Spieler unter beiden Füßen jeweils eine große Blase gelaufen hatte. Unter dem rechten Fuß hatte sich die Blase auch geöffnet, weshalb schon der erste ganze Urlaubstag auf Kos für mich persönlich gelaufen war. Mühsam schleppte ich mich zu Fuß durch die Anlage und meine Laune sank entsprechend, was ich gegenüber meiner Familie krampfhaft zu verschleiern versuchte. Mit einem geliehenen E-Bike erkundete ich rund um das Hotel die Gegend und suchte auch eine Apotheke auf, wo ich mir eine Salbe holte, die aber nicht die gewünschte Wirkung brachte. Am nächsten Tag entschied ich mich daher dazu, einen Arzt zu kontaktieren, ehe der Familienurlaub doch unter meiner Laune zu leiden hatte. Die Rezeption sorgte sogar dafür, dass ein deutschsprachiger Arzt mich im Hotelzimmer aufsuchte. Dr. Konstantinos Lamprianidis aus dem Nachbarort Tigaki erklärte mir bei seinem Hausbesuch, dass er selber 25 Jahre in Deutschland gelebt hatte und als Sohn mazedonischer Gastarbeiter in Köln Medizin studiert hatte. Seinen Lebensabend verbringt der Mediziner nun in angenehmeren Klima als in Deutschland. Nach einer ersten Versorgung der Wunde unter dem rechten Fuß – der linke Fuß tat nicht mehr weh – verschrieb er mir zur Sicherheit auch Antibiotika, damit sich die offene Wunde nicht noch weiter entzündet. Damit hatte sich dann auch der abendliche Cocktail zunächst erledigt. Doch nach der Verabschiedung des Arztes trat nur kurz eine Besserung ein. Jeder Schritt schmerzte und ich hatte das Gefühl, dass ein Fremdkörper in der Wunde war. Ich rief den Arzt dann auf seinem Handy an, was er mir netterweise angeboten hatte. Mit dem Fahrrad machte ich schließlich bei einem Ausflug mit den Kids zu seiner Praxis auf, wo er sich die Wunde noch einmal genau anguckte. Ein kleiner Stein hatte unter der Haut für die Schmerzen gesorgt, den er nun entfernte, was ich gleich angenehm merkte. Nun war es an der Zeit, den Urlaub zu genießen.

Die verschiedenen Pools in der Hotelanlage waren zwar sehr frisch, doch das Meer war bei knapp 30° Außentemperatur noch sehr angenehm und lud zum Schnorcheln und baden ein, was wir intensiv wahrnahmen. An dem hoteleigenen Strand durften wir allerdings pro Liege noch einmal 2,50 Euro pro Tag und Liege bezahlen, was sich mit einer Familie bei einem längeren Urlaub auch summierte. Wenn man allerdings die ärmliche wirtschaftliche Situation vieler Griechen bedenkt, vergrößerte sich mein Verständnis dafür. Gerade bei den Radtouren war uns im Umland schon aufgefallen, wie sehr die Griechen unter der Wirtschaftskrise zu leiden hatten. Die wirtschaftliche Situation war aber keinem Griechen persönlich im Urlaub anzumerken. Grundsätzlich fanden die Menschen den Urlaubern gegenüber nette Worte und standen für guten Service, was wir zum Urlaubsende auch honorierten.

Rund um die Urlaubsanlage gab es zwar einige Tavernen und auch ein paar Touristengeschäfte, doch interessante Ausflugsziele waren in Marmari eher nicht vorhanden, so dass man weiter entfernte Ziele anfahren musste. Hierfür bot sich zwar der Linienbus an, welcher direkt vor dem Hotel stündlich Richtung Kos-Stadt abfuhr. Doch wir nutzen im Urlaub gerne einen Mietwagen, was einen sehr unabhängig macht und auch zu touristisch noch nicht erschlossenen Zielen führt. Daher mieteten wir zu einem günstigen Preis einen Mietwagen, mit dem wir die schönen Ecken der Insel erkundeten. Und hier überzeugte uns Kos wieder.

Nach einer Fahrt entlang der Küste führte uns der erste Weg nach Kos-Stadt, wo wir nach kurzem Suchen einen Parkplatz an der Grundschule am Hafen fanden und von dort aus zu Fuß die Stadt erkundeten. Nach dem kulturellen Teil mit dem Besuch am Baum des Hippokrates durchliefen wir vor allem die Altstadt, wo sich ein Geschäft an das andere reihte. Meiner Frau und mir hatte es vor allem das “Olive Wood” angetan, wo eine Familie ihre selbst angefertigten Olivenbaumholzprodukte anbietet. Einzigartige Handarbeiten beeindruckten uns hier einige Zeit, wo wir dann natürlich auch zuschlugen. Besonders von der weiblichen Fraktion der Familie waren auch die Boutiquen gezielt aufgesucht worden, von wo tolle Sachen in unserer Einkaufstasche landeten. Uns allen gefiel auch sehr die Markthalle, wo wir uns mit griechischen Spezialitäten für unsere heimische Küche eindeckten. Bei weitem nicht so groß wie die Markthallen in Metropolen zogen aber auch hier gleich beim Betreten intensive Gerüche in unsere Nasen.

Das erste Gyros und leckeren Fisch genossen wir schließlich in einem Straßenrestaurant, wo an den blau-weiß karierten Tischdecken entsprechendes Flair ankam. Frisch gestärkt bummelten wir schließlich noch durch die Stadt bis zum Hafen zurück, von wo wir unsere Fahrt entlang der Küste zur Embrós-Therme fortsetzten. In der 13 Kilometer außerhalb von Kos liegenden Natur-Therme sprudelt nach Schwefel riechendes Heilwasser mit einer Temperatur von 49° aus dem Felsen in eine kleine vom Meer abgetrennte Bucht, wo man in dem heißen Wasser baden kann. Über einen Zulauf zum Meer kann das Wasser abfließen, wo es sich dann mit dem kühleren Meerwasser vermischt. Der Eindruck war bei knapp 30° Außentemperatur schon sehr schön, doch im Winter muss er noch besser sein. Nach der Badepause ging es mit unserem Leihwagen Fiat “Pandikos” schließlich weiter in die Berge. Auf dem Weg durch das Gebirge fielen uns auch das erste Mal Flüchtlinge auf, die unter menschenunwürdigen Umständen auf einer Müllkippe hausten. So etwas hat wirklich kein Mensch verdient. Bereits vor unserer Reise hatten wir uns mit dem Thema in Bezug auf Kos auseinandergesetzt und waren jetzt das erste Mal damit in Berührung geraten, wenn auch nur beim vorbeifahren. Mit einem beklemmenden Gefühl ging es dann Richtung Asklepieíon in die Berge, die wir dann aber liegen ließen und weiter Richtung des malerischen Bergdorfes Ziá fuhren, welches mit vielen kleinen Gassen ein Kleinod auf der Insel darstellt.

Am selben Abend traf ich mich noch mit einem ebenfalls auf der Insel weilenden Kollegen, der zusammen mit seiner Frau im Astir Odysseus wohnte. Das zwischen Tigaki und Kos direkt am Strand liegende 5-Sterne-Resort hat seine Sterne wirklich verdient. Tolles Ambiente mit tollem Service garantieren sicher einen tollen Urlaub, was in krassem Kontrast zu der Flüchtlingsproblematik und der wirtschaftlichen Situation vieler Griechen steht. Das 5-Sterne-Hotel hätte aber für vier Personen unser Urlaubsbudget gesprengt, weshalb diese tolle Anlage als Reiseziel ein paar Jahre nach hinten geschoben wird.

Die letzten Tage in Marmari auf dieser schönen Insel verbrachten wir dann zu einem großen Teil am Strand, wenn wir uns nicht am Sportprogramm der Anlage beteiligten. Bei angenehmen Wassertemperaturen verbrachten wir viel Zeit im Meer und schnorchelten auch entlang der Küste. Auch wenn das Meer beim Schnorcheln nicht so interessant wie etwa das Rote Meer ist, hat es trotzdem Spaß gemacht. Erst zum Ende unseres Aufenthaltes meldeten wir uns für ein Essen in der Taverne unserer Anlage an. Hier musste man lediglich für frischen Fisch oder für Getränke Aufpreis zahlen, was uns bei einem All-In-Angebot ebenfalls wieder wunderte, die Rechnung aber trotzdem mit Trinkgeld versahen, da auch hier der Service wieder sehr gut war. Hier sahen wir dann auch das erste Mal während unseres Hotelaufenthaltes Gyros, wo wir allerdings trotzdem Souflaki und Suzuki vorzogen, was alles sehr gut schmeckte. Für den letzten Abend meldete ich uns dann erneut für die Taverne an, so dass wir dort den Abschluss eines gelungenen Familienurlaubes genossen.

Am Morgen des letzten Tages ging der Wecker dann etwas früher, so dass wir am Nachmittag wieder in Paderborn landeten, wo uns der Alltag dann schnell wieder hatte. Kos wird uns definitiv noch einmal wiedersehen, eine tolle Insel.

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