Als die Markenbutter noch aus Wallensen kam

120 Jahre Molkerei-Gebäude Wallensen

Wallensen/Duingen (gök). Die geschäftliche Vielfalt war früher in allen Orten der Region größer. Zahlreiche Handwerker, Kaufleute und Dienstleister boten Waren und Handwerk an, so dass man für das normale Leben den eigenen Ort kaum verlassen musste. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in einigen Orten auch Molkereien, wo die Milch der heimischen Landwirte verarbeitet wurde. Deutsche Markenbutter war damals nicht nur im Supermarkt, sondern noch in der Molkerei vor Ort kaufbar.

Auch in Wallensen entschloss man sich im 19. Jahrhundert dazu eine Genossenschaftsmolkerei zu bauen. 1898 war es dann soweit, so dass die Milch unter sachkundiger Leitung und mit den modernsten Maschinen nutzbringender und bei verbesserter Hygiene als auf den heimischen Höfen verarbeitet werden konnte. Das Einzugsgebiet für die Molkerei war Wallensen, Fölziehausen, Capellenhagen, Ockensen, Duingen und Coppengrave. Schon in den ersten Jahren expandierte die gut laufende Molkerei und auch die Milch aus Lauenstein und Salzhemmendorf wurde schließlich nach Wallensen geliefert. Immer mehr Maschinen wurden angeschafft und die Produktpalette erweitert. 1929 wurde die Milchtrocknungsanlage in Betrieb genommen, mit der dann auch Milchpulver hergestellt werden konnte, womit man später auch die Schokoladenindustrie belieferte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1954 noch eine Flaschen-Wasch-, Füll- und Verschlussmaschine angeschafft. Während die Milchpulverherstellung aufgegeben wurde, zogen Waren wie Speisequark oder Schichtkäse in die Produktpalette ein. 1965 endete schließlich die Ära der Molkereigenossenschaft in Wallensen und die Milch musste wieder in entferntere Orte transportiert werden.

Das alte Molkereigebäude in der heutigen „Glocksee“ in Wallensen wurde aber weiter industriell genutzt. Sanitärarmaturen wurden schon ein Jahr später in den alten Räumen hergestellt. Später versuchte sich die Firma von Rüdiger Pommerening auch an Rollschuhen mit zwei Rädern, den sogenannten „Rools“. Diese hatten ähnliche Fahreigenschaften wie Schlittschuhe, verschwanden aber später wieder vom Markt. Anfang der neunziger Jahre siedelte die Firma PAW schließlich nach Hameln um und die alte Molkerei wurde nur noch als Privathaus genutzt.

Über die bewegte Industriegeschichte in der Wallenser Glocksee informierten sich jetzt doch einige Menschen, als der Wallenser Heimatverein „DorfKulTour“ im Garten des jetzigen Privathauses von Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grießner über die Molkerei-Geschichte informierte. Interessiert sahen sich die Besucher alte Grundrisse und auch Butterstempel aus der Geschichte des Ortes an.

Foto2: Alte Grundrisse zeigten die Größe der Molkerei den Besuchern

Foto4: Deutsche Markenbutter aus Wallensen

Foto6: Anzeige der Molkerei

Foto7: Stangenkäse „Ithperle“