Esbecker Feuerwehr freut sich auf ihr 115jähriges Jubiläum
Fest-Wochenende am 19. und 20. August mit großem Programm
Esbeck (gök). Die erste Korpsversammlung der FF Esbeck, von der Aufzeichnungen überliefert worden sind, fand am 2. November 1902 in der Gastwirtschaft „Hennecke“ statt. An diesem Tag beschloss man über den Ankauf des Stoffes für die Feuerwehrröcke und „Verfertigung“ derselben. Den Auftrag dazu erhielten die Schneidermeister Woltersmann (Sehlde) und Winkel (Esbeck) – und zwar zu einem Preise von 3 Mark je Stück. Der Stoff wurde vom Kaufmann Winter zum Preise von 3,10 Mark pro Meter beschafft. Die Gemeinde zahlte einen Zuschuss von 100 Mark, und so hatte jeder Feuerwehrkamerad selbst noch 4,75 Mark zu berappen. Zum Vergleich: 1 Faß Bier kostete seinerzeit etwa 7 Mark. Heute ist die Beschaffung von Dienst- und Schutzkleidung fast ausschließlich Sache der Samtgemeinde. Erster Verantwortlicher in der Esbecker Feuerwehrgeschichte war Christfried Krüger, der als Feuerwehrhauptmann die Esbecker Feuerwehr von 1902 bis 1907 führte.
Wer sich vor 115 Jahren zum Dienst in der Esbecker Feuerwehr meldete, musste ein Eintrittsgeld von 4,75 Mark für den Feuerwehrrock und einen Jahresbeitrag von einer Mark zahlen. Die Wehr zählte im Jahre 1903 schon 50 Mitglieder bei steigender Tendenz – eine beachtliche Zahl für Esbecker Verhältnisse nach nicht einmal einem Jahr. 1911 war die Mitgliederzahl auf 79 angewachsen. Es steht zu vermuten, dass diese Entwicklung zu einem nicht unerheblichen Teil auf das Bestehen der Pflichtfeuerwehr zurückzuführen war, die ihren Ursprung ebenfalls im Jahre 1902 hatte. Denn unter anderem brauchten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr keinen Dienst in der Pflichtfeuerwehr abzuleisten. Einen Einbruch in den Mitgliederzahlen gab es aber durch die beiden Weltkriege, in denen viele Feuerwehrkameraden ihr Leben verloren. Augenblicklich hat die Ortswehr 124 Mitglieder, wovon 24 aktiv sind und zwölf in der Jugendfeuerwehr ihren Dienst verrichten. „Wir haben hier eine steigende Tendenz und sind auf unsere junge und leistungsstarke Ortswehr auch sehr stolz. Das Durchschnittsalter der Aktiven beträgt gerade mal 36 Jahre“, so Ortsbrandmeister Andre Füllberg im Gespräch.
Auch materiell hat sich für die Feuerwehr viel verändert. Im Gründungsjahr 1902 wurde eine pferdebespannte Handdruckspritze beschafft, die heute noch existiert und gerade erst zum Jubiläum noch etwas von den Esbecker Aktiven restauriert wird. Die Spannhalter aus dem Dorf hatten damals abwechselnd für die entsprechenden Pferde zu sorgen. Drei Jahre nach der Gründung wurde die Feuerwehr auch das erste Mal bei einem Brand im Hillmerschen Hause eingesetzt. Gerade in den Anfangsjahren stand militärische Disziplin bei der Feuerwehr noch hoch im Kurs. So wurde durch das Ehrengericht der Wehr ein Kamerad kurz nach dem ersten Einsatz aus der Feuerwehr ausgeschlossen, da er an den Übungsabenden nur unregelmäßig teilnahm. Die Alarmierung erfolgte damals noch durch den Einsatz der „Hornisten“, die mit dem Signalhorn zu Fuß oder auf dem Fahrrad im Ort die Kameraden zum Einsatz riefen. Aufgeteilt war die Wehr damals in eine Spritzen-, Steiger- und Wasserabteilung, die alle ihre eigenen Aufgaben hatten. Bis 1931 war die Esbecker Wehr insgesamt 17 Mal ausgerückt. Im Vergleich dazu war das Jahr 2016 schon viel ereignisreicher für die jetzige Ortswehr, wo gleich elfmal zu Brandeinsätzen oder Hilfeleistungen ausgerückt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Wehr einen TSA mit TS 8 – einen Tragkraftspritzenanhänger für die Tragkraftspritze -, weshalb Muskelkraft schließlich nicht mehr gefragt war. Der Vorspann kam jetzt nicht mehr von den Pferden, sondern von Traktoren, die die Pumpe bei Bedarf durch den Ort zogen. Am 26. April 1965 bewilligte der Esbecker Gemeinderat mit dem Ford TSF 8 – dem Tragkraftspritzenfahrzeug – das erste Feuerwehrfahrzeug für die Ortswehr. Nach der Gemeindereform 1974 und der Zugehörigkeit zur Stadt Elze wurde aus der Wehr eine Ortsfeuerwehr mit Grundausstattung. Die Ortsfeuerwehr wurde auch in den Folgejahren immer weiterentwickelt. 1978 wurde das neue und moderne Gerätehaus mit Schulungsraum in der „Alten Schule“ bezogen, das alte Spritzenhaus hatte ausgedient. 1985 übernahm Ortsbrandmeister Werner Gülke schließlich ein neues TSF 8 auf VW LT-Basis, nachdem das alte Fahrzeug nach 20 Jahren ausgedient hatte. Kurz vor dem 85jährigen Bestehen der Feuerwehr 1987 wurde auch der Bau einer Löschwasserzisterne in Esbeck beschlossen, wodurch die problematische Wasserversorgung im Ort der Vergangenheit angehörte.
Bei zahlreichen Einsätzen wusste sich die Esbecker Feuerwehr in den letzten Jahrzehnten zu bewähren. Einschneidende Erinnerungen stellten dabei Großbrände im Orts- und Stadtgebiet, der Absturz eines Ultra-Leichtfliegers mit zwei Toten, einige Hochwassereinsätze oder der Brand im örtlichen Seniorenheim 2012 da. Aufgrund der Vielfältigkeit der Einsätze liegt das Hauptaugenmerk mittlerweile auf der Aus- und Weiterbildung der Wehr, die derzeit Andre Füllberg führt, welcher das Amt des Ortsbrandmeisters 2013 von Heiko Buschmann übernommen hat. Die Esbecker Ortswehr ist derzeit mit ihren 24 aktiven Feuerwehrkameradenund zwölf Mitgliedern der Jugendfeuerwehr sehr gut aufgestellt. Jeder zweite Aktive ist dabei zum Atemschutzgeräteträger ausgebildet. 2004 wurde das neu kombinierte Dorfgemeinschaftshaus mit Schulungsraum und Feuerwehrgarage bezogen, wo die Feuerwehr bis heute ihren Dienst verrichtet. 2011 wurde dann auch das moderne TSF-W für die Esbecker angeschafft, was erstmals auch einen 750 Liter fassenden Wassertank zur Brandbekämpfung integriert hat. 2014 folgte die Integrierung der Esbecker in den Gefahrgutzug, wodurch sich das Aufgabenspektrum noch einmal vergrößert hat. „Wir sind derzeit super aufgestellt und profitieren von unserem starken Zusammenhalt. Mit meinen Feuerwehrkameraden kann ich buchstäblich durchs Feuer gehen“, so Füllberg. Auch dieses Jahr war die Feuerwehr wie jetzt erst beim vier Tage dauernden Hochwassereinsatz sehr gefordert und hat sich bewährt.
Nicht wegzudenken ist die Feuerwehr aber auch aus dem gesellschaftlichen Leben im Ort. So gibt es seit Jahrzehnten schon die Haxenwanderung oder den von der Feuerwehr organisierten Laternenumzug im Ort. Seit 2015 findet auch das Mitsommernachtsfest in Esbeck statt, was sich einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreut. Das Organisationsteam zum 115jährigen Feuerwehrjubiläum um Ortsbrandmeister Andre Füllberg, Bastian Keese, Ingo Seifert, Benjamin Narten, Maik Marschner und Thomas Köberle hat sich ein attraktives Programm für das Festwochenende überlegt.
Gestartet wird das Fest am 19. August um 16 Uhr mit einem gemeinsamen Foto aller aktiven und fördernden Mitglieder vor der Kirche, ehe um 17 Uhr die Kranzniederlegung am Ehrenmal zusammen mit der Feuerwehrkapelle Mehle erfolgt. Um 18 Uhr folgt schließlich der Festkommers im Saal der Landgaststätte Hennies, wo auch der Rest des Festes stattfindet. Ab 20 Uhr ist dann Party-Time mit DJ Marvin Reif und dem Live-Act Sambaria aus Hannover. Dankbar sind die Esbecker wieder besonders der Feuerwehr Sehlde, die sich um das leibliche Wohl hinter der Theke und am Grillstand kümmert. Angeboten wird auch wieder eine Cocktailbar, die wie bei den vergangenen Festen sicherlich wieder sehr gut ankommt.
Am Sonntag, den 20. August startet dann der zweite Festtag mit dem Festgottesdienst um 11 Uhr mit Begleitung der Feuerwehrkapelle Mehle im Saal der Landgaststätte Hennies und dem folgenden Frühschoppen, der musikalisch von der Feuerwehrkapelle untermalt wird. Um 13 Uhr folgt für die Erwachsenen der Katervesper, während für die kleinen Besucher ein großes Spieleprogramm geboten wird. Musikalisch begleiten ab 14 Uhr der Duinger Fanfarenzug die letzten Stunden des Festes.
Foto1+7: Die Feuerwehr Esbeck ist mit dem TSF-W und dem Feuerwehrgerätehaus sehr gut aufgestellt
Foto10: Die Feuerwehr Esbeck bei ihrem 80jährigen Jubiläum 1982
Foto11+12: Das Organisationsteam vom Jubiläumsfest
Foto13: Die Feuerwehr Esbeck 2013
Foto14: Plakat zum Jubiläum