Opa erfreut nicht nur seine Enkel

Hartmut Friedrich wird des Schreibens nicht müde

Osterwald/Wallensen (gök). Als Harmut Friedrich seinen drei Enkeln etwas vorlesen wollte, rief seine Tochter aus dem Hintergrund nur, “Opa soll lieber eine Geschichte erzählen”! Also erzählte er seinen Enkeln wieder eine Geschichte, der diese fasziniert folgten. Die Enkel vom Osterwalder Hartmut Friedrich leben bei Flensburg, weshalb er sie nur etwa zweimal im Jahr sieht. Doch wenn, dann bereitet er sich immer besonders vor. An seinem Schreibtisch entwickelt er kindgerechte Geschichten, die oft genug auch Erwachsene erheitern. Die Protagonisten in den Geschichten sind dann meistens die Kinder selber, weshalb sich diese auch besonders gut in die Geschichte hineindenken können und richtig mitfiebern. Für seine Enkel hat der 78jährige etwa die Geschichte zum Ostereiergeburtstag sogar farblich illustriert, was auf viel Gegenliebe stieß.

Doch Friedrich kann Geschichten nicht nur gut erzählen. Er schreibt sie genauso gerne auch auf und ist seit zwei Jahren Mitbegründer und Mitglied der Osterwalder Schreibgruppe. Unter der Leitung von Anja Gerhardt treffen sich dort sechs Mitglieder regelmäßig, um zusammen zu schreiben oder sich über geschriebenes zu beraten und zu diskutieren.

Für ein Weihnachtsgeschenk hat er sich nun noch weitere Geschichten ausgedacht, diese aber noch nicht illustriert. Bei der Veranstaltung “Kultur in den Höfen” am 16. September in Wallensen will Friedrich diese Geschichten nun das erste Mal öffentlich darbieten. Friedrich wird aber noch mehr von seinem Schaffen vorstellen. Nicht fehlen darf dabei auch der “Lüttje Bergmann” – eine von Friedrich geschaffene Osterwalder Traditionsfigur, die erstmals bei der 425-Jahr-Feier von Osterwald 2010 in einem Theaterstück zum Leben erweckt wurde. Das Stück spielte damals am Anhalt, von wo die Zuschauer mit den Darstellern für weitere Szenen durch den Ort zogen. In Wallensen wird er Historisches, Sagenhaftes und Wahres über den “Lüttjen Bergmann” vorstellen. “Der Bergmannsverein hat sich damals mit der Figur nicht anfreunden können, ich habe aber trotzdem weitergemacht, weil ich die Idee gut fand”, so Friedrich.

Seit rund 30 Jahren wohnt der gelernte Werbekaufmann in Osterwald und bringt sich dabei immer wieder in das gesellschaftliche Leben vor Ort ein. So schreibt er schon seit Jahren Oster-, Weihnachts- und Geburtstagsgedichte für den Verein für Dorfentwicklung und Fremdenverkehr, der damit Grußkarten verschönert. Auch Bekannte und Freunde freuen sich oft über die Geburtstagsgedichte aus der Feder von Friedrich. Ein Band mit Gedichten aus der Schreibgruppe soll mittelfristig auch veröffentlicht werden, so dass die Gedichte auch einer größeren Gemeinde zugänglich werden. Aus Flensburg hat Friedrich sogar schon Dankesbriefe für die Gedichte bekommen, da diese dort von seiner Tochter in deren Apotheken an Kunden verteilt werden und sich einer kleinen Fangemeinde erfreuen.

Vorstellen wird Friedrich auch seine Malkunst in Wallensen, für die er extra noch zwei Bilder malen wird, damit nicht immer das gleiche gezeigt wird. Mittelfristig wird Friedrich das malen aber einstellen, da er sich im Alter lieber auf das Schreiben konzentriert, was zumindest auch körperlich nicht anstrengend ist. Mit seinen einfallsreichen Zeilen wird er damit aber auch weiterhin noch viele Menschen aus der hiesigen Region und aus dem ganz hohen Norden begeistern.

 

Beispiel-Gedicht

 

„Der Weitblick macht’s“

 

Es saß ein Fuchs am Hüttenstollen,

wo Füchse sonst nicht sitzen sollen,

er streckte sich vergeblich

und grämte sich erheblich.

 

Wir aber müssen uns nicht grämen

und können nach Belieben nehmen,

was uns die Vorzugslage

bereit hält alle Tage

und nur bei Nebel nicht:

Die weite Sicht!

 

Im Frühling, wenn noch die Narzissen

den letzten Schnee vertreiben müssen,

das Buschwindröschen blüht,

sehn wir den Ith.

 

Auch sommerlich durch Blätterlücken

kann man ganz weit hinunterblicken

und wieder dann hinauf

zum Kanstein rauf.

 

Im Herbst, wenn sich die Felder leeren,

soll niemand uns den Blick verwehren,

dann schaun wir gerne mal

ins Saaletal.

 

Und uns’re Horizonte weiten

sich schließlich auch zu Winterzeiten,

wir sehen Lauenstein

ganz hinten klein.

 

Der Hüttenstollenfuchs verschwindet,

weil er nicht die Erleuchtung findet,

die Weitblick schafft,

mit neuer Kraft.

 

Wir aber werden mit den Jahren

zwar immer weiser und erfahren,

jedoch in Osterwald

mit Weitblick niemals alt.

 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen

auch im neuen Lebensjahr

stets gute Sicht.

 

Fremdenverkehrsverein Osterwald

 

Foto: An seinem Schreibtisch erarbeitet Hartmut Friedrich seine Texte und Gedichte

Foto: Für seine Enkel hat Friedrich auch schon eine Geschichte illustriert