Riesiger Zulauf bei Kultur in den Höfen

Zahlreiche Menschen flanieren durch Wallensens “Höfe”

Wallensen (gök). Sicher, der Aufwand war recht hoch – doch mit dem Erfolg hatten die Organisatoren um Tanja Flügel vom Verein DorfKulTour nicht gerechnet. Weit über tausend Menschen flanierten auf künstlerischen oder musikalischen Spuren durch Wallensen und erkundeten dabei viele interessante und versteckte Ecken in dem Ort. Selbst aus Hannover oder Göttingen parkten Menschen den Ort zu, worüber aber keiner vor Ort unglücklich war. “Man kam sich vor wie in der Hamelner Fußgängerzone”, so die Hauptorganisatorin Tanja Flügel begeistert. Auf neun großen Höfen in dem Ort hatten sich gleich 20 Künstler zusammengefunden, die dort ihre Werke ausstellten, vorstellten oder musizierten.

Das Programm war dabei sehr vielfältig und außergewöhnlich. Die Studentin Tabea Pommerening etwa zeigte den Besuchern ihre Zeichnungen, die im interessanten Comic-Style gefertigt waren, während ihre Mutter Dagmar mit Naturfotografien zu überzeugen wusste. Etwas weiter die Straße runter, war der Hof der Kunstnachwuchs auf einem waschechten Bauernhof vorgesehen, wo sonst eher die Tiere im Mittelpunkt des Interesses stehen. Schüler der KGS Salzhemmendorf sagten aber leider in letzter Minute für die Ausstellung ihrer Bilder ab, wodurch die sensationelle Stimmung aber nicht litt. Dennoch war der KGS-Lehrer Gunther Zahn, der selbst gemalte Bilder ausstellte, wo er mit Acryl, Autolack oder Sand gearbeitet hatte, mit dem Zuspruch sehr zufrieden. Der Lehrer arbeitete schon in Simbabwe, Ungarn, Sachsen-Anhalt oder Salzhemmendorf, was man aufgrund der Vielfalt seinen Bildern auch anmerkt. Verschiedene Bildebenen werden auf seinen Leinwänden sichtbar und beeindrucken viele Besucher vor Ort.


Kultur in den Höfen hatte aber nicht nur Kunst zur Ausstellung parat. Auf dem Hof Seutemann-Vespermann konnten sich Besucher ansehen, wie Kunst live entsteht. Anna Hammer aus Springe etwa zeigte ihre Kunst bei der schnellen Karikatur, worüber sich viele Besucher freuten. Um auch die kleinen Besucher bei der Stange zu halten und den älteren Besuchern einen entspannten Besuch zu ermöglich, hatten die Organisatoren neben der Kreativ-Ecke auf diesem Hof auch noch Unterstützung aus dem Haus der Möglichkeiten in Levedagsen. Tanja Schiller-Korn, Eikja Korn und Andreas Honka konnten dabei ihre Kreativität bei DorfKulTour im Haus an der Stadtmauer voll ausleben. Meistens entstehen ihre Spiel- und Bewegungsideen im Urlaub, wenn sie am Strand oder in der Natur neue und in Deutschland unbekannte Spielzeuge ausprobieren, die sie später in ihre pädagogische Arbeit mit einbringen.

Die Organisatoren hatten die Wallenser Flaniermeile zwar in einem Rundkurs angelegt, doch bei der Besichtigung während der neunstündigen Öffnungszeit entstand hier und da bei den Besuchern doch etwas Müdigkeit. Dafür hatte sich DorfKulTour etwas Besonderes einfallen lassen. Bei einem Live-Podcast von den Autorin Bettina Szrama, dem Satiriker Peter Neff oder den charmanten Geschichten von Hartmut Friedrich konnten die Besucher auf dem Hof Pieper die Seele etwas baumeln lassen und in besonderer Atmosphäre eine unterhaltsame Pause einlegen. Bei den Autoren waren dann auch die Nachwuchsschreiber der KGS Salzhemmendorf aktiv, wo bei den zwölf Schülern sogar ein ganzer Deutschkurs seine Geschichten den neugierigen Zuhörer darbot. Angeboten wurden hier auch viele eigene Texte für das Kinder- und Erwachsenenprogramm.

Dass Kultur vielfältig ist, zeigte sich aber auch in Wallensen. Denn natürlich gehörte auch Musik zu dem großen Angebot, wenn auch mit viel Lokalkolorit, wie etwa von dem amerikanischen Sänger Alan Graham aus Salzhemmendorf, der Sängerin Dianah oder auch dem örtlichen Männergesangverein. Stimmung brachte aber vor allem Makatumbe aus Hildesheim. Die vier Musiker zeigen eine eindrucksvolle Vielfalt mit großer Stimmakrobatik, die beim Beatboxing auch mal auf ein Akkordeon trifft. Auf eine Musikart lässt sich die Band nicht festmachen, was die Zuhörer begeistert zur Kenntnis nahmen.

Abwechslung brachte den Tag über aber auch der Wechsel von Tag auf Nacht, da die Veranstaltung von 14 bis 23 Uhr terminiert wurde. Gerade die künstlerischen Ausstellungen wirkten in der Dämmerung oftmals komplett anders, wodurch manche Besucher sich die kompletten neun Stunden in Wallensen aufhielten und den Tag auf der Wallenser Kunstflaniermeile richtig genossen. Mit der Veranstaltung war der Verein DorfKulTour aber auch ein kleines finanzielles Risiko eingegangen, da auf den Verein viele Fixkosten zukamen, Eintritt aber nicht genommen wurde. Erst nach dem Kassensturz wird sich zeigen, ob vor allem die Spenden eine Neuauflage dieses außergewöhnlichen Tages noch einmal möglich machen.