Nur die Kirche blieb stehen

“Brandfeier” erinnert an große Katastrophe in Wallensen

Wallensen (gök). “Heute wäre das wohl nicht passiert”, erklärte Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grießner bei der Begrüßung den gut zwanzig Anwesenden im Wallenser Haus an der Stadtmauer. Denn Regen fiel bei der Begrüßung vom Himmel, den sich vor 400 Jahren die Einwohner von Wallensen wohl auch gewünscht hätten.

Am 23. Oktober 1617 brannte der Ort innerhalb von nur anderthalb Stunden komplett ab. Bis auf die Kirche blieb nicht ein Gebäude stehen. Zum Wiederaufbau war es den Wallenser Bürgern damals erlaubt worden, Eichen- und Fichtenbalken im Solling zu schlagen. Dass es aber vor 400 Jahren fast eine Tagesreise in den Solling war, war wohl damals nicht jedem Herrscher bewusst. Nach einem Einspruch durfte das dringend benötigte Holz schließlich in heimischen Wäldern geschlagen werden. Nach diesem Brand wurde auf Betreiben des Wallenser Predigers Ludolphus Heisius in Wallensen später die „Brandfeyer“ verfügt, die jährlich am Donnerstag nach Galli begangen wurde.

Heinrich Meier vom gastgebenden Verein DorfKulTour führte bei der diesjährigen 400-Jahre-Brandfeier die Gäste gleich zu Beginn in die Wallenser Kirche, um dort etwas über die dramatischen Jahre des Ortes zu erzählen. Schon vor dem verheerenden Brand 1617 war Wallensen gleich viermal seit 1435 großflächig in Brand geraten, wo der Ort jeweils immer komplett zerstört wurde. Feuer war aber damals nicht das einzige Problem. Zum Ende des 16. Jahrhunderts sorgte die Pest dafür, dass die Bevölkerungszahl noch einmal dezimiert wurde. Schon vor dem Brand 1617 wurde die ursprünglich enge Bauweise innerhalb der Stadtmauer von Wallensen aufgegeben und auch außerhalb der Stadtmauern gebaut. Mit den Jahren verschwanden dann auch die Stadttore, wo später beim Kanalbau in Höhe des Niedertors noch Fundamente von gefunden wurden. Trotz der anderen Bauweise wurde Wallensen im Laufe der Zeit nach 1617 noch zweimal – 1736 und 1776 – von Großbränden in Mitleidenschaft gezogen. Zu allem Übel begann direkt nach dem Brand 1617 auch noch 1618 der Dreißigjährige Krieg, der auch in der hiesigen Region viel Leid mit sich brachte. Auch nach dem Krieg zogen noch etliche Räuberbanden durch das Land, so dass Wallensen 1698 mit viel Leerstand und teilweise wüst gewordenen Höfen beschrieben wurde.

Ursprünglich hatte DorfKulTour geplant, die Gedenkfeier an den Großbrand von 1617 anlässlich des 400jährigen Jubiläums etwas größer aufzuziehen. Doch aus verschiedenen Gründen war das nicht möglich, weshalb die “Brandfeier” nun in einem kleineren Rahmen abgehalten wurde. Nichts desto trotz waren die bei “Schmuddelwetter” angereisten Besucher mit dem Programm doch sehr zufrieden. Nach dem Gang zur Kirche wurde sich zunächst am Grill gestärkt, ehe DorfKulTour den Anwesenden im Haus an der Stadtmauer neben vielen alten Fotos zu Ansichten aus dem Ort auch noch einen alten Film von der letzten Fahrt der Kleinbahn zwischen Delligsen bis nach Salzhemmendorf zeigten.

 

Foto: Heinrich Meier führte die Besucher zur Kirche

Foto: Heinrich Meier ging in der Kirche auf die bewegte Geschichte von Wallensen ein

Foto: Im Haus an der Stadtmauer sahen sich die Besucher noch alte Fotos und einen Film an

Foto Kirche: Bei den Bränden blieb immer nur die Kirche stehen. Einmal wurde sie beschädigt.

Foto Stadtmauer: Im Garten vom Haus an der Stadtmauer kann man alte Reste der Stadtmauer sehen

Foto Haus an der Stadtmauer: Das kulturelle Zentrum des Ortes ist das Haus an der Stadtmauer