Von der Musik zur Sprache

Karim Yahiaoui will besondere Momente ermöglichen

Benstorf (gök). Die Zahl der Eheschließungen in Deutschland hat in den letzten Jahren wieder etwas zugenommen. Hochzeiten sind „in“, auch wenn die Anzahl der Kirchenmitglieder dagegen in Deutschland immer weiter abnimmt. Alternativen zur kirchlichen Trauung werden daher immer gefragter. In den letzten Jahren war Karim Yahiaoui aus Benstorf immer wieder auf Hochzeiten im Freundeskreis gefordert, wenn er dort Reden halten durfte. Der begeisterte Hobbymusiker hatte in den letzten Jahren seinen Fokus eigentlich auf die Musik gelegt. Eigene Videos wurden dabei von dem Rapper unter dem Künstlernamen „Canun“ gedreht und auch Songs erfolgreich vermarktet. In Zusammenarbeit mit seinem Lieblingsverein FC Schalke 04 ist er noch regelmäßig auf Fanveranstaltungen gebucht und begeistert sich auch weiterhin für die Musik. Doch schon in jungen Jahren lag bei dem gebürtigen Salzhemmendorfer mit tunesischen Wurzeln das Augenmerk auf der Sprache und freien Rede. In den Grundschuljahren noch übergewichtig und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet, wuchs der Glaube an sich selbst in den Folgejahren und Yahiaoui wurde Klassen- und Schülersprecher, wo er immer auch ein offenes Ohr für seine Mitschüler und Freunde hatte.

„Die Leidenschaft zum Reden entwickelte sich vor allem in der Schule bei Fächern wie Politik oder Ethik“, erinnert sich Karim Yahiaoui zurück. Mit der Zeit lernte er auf sein Publikum einzugehen und diese in seinen Reden auch mitzunehmen. 2015 entstand schließlich die erste Idee, sich mit seiner Leidenschaft der Rede selbstständig zu machen. „Am Anfang war ich mir aber noch unsicher. Finden andere das peinlich und wie wirkt mein ungewöhnlicher Name auf Menschen, die mich nicht kennen, fragte ich mich noch am Anfang der Überlegungen. Erst nach einiger Zeit besprach ich mich mit meiner Frau die Idee und diese bestärkte mich sofort in meiner Leidenschaft“, ist Yahiaoui dankbar für den Rückhalt. Die Lust, die Selbstständigkeit als Freier Redner durchzuziehen wurde immer stärker und so beschäftigte er sich seit letztem Jahr immer intensiver mit dem Thema. Mögliche Schulungen zu dem Thema vermied er dazu bewusst, da er seinen eigenen Stil entwickeln wollte. Stattdessen arbeitete er an einem Konzept und auch an der Infrastruktur wie einer eigenen Homepage oder jetzt einem kleinen Imagevideo.

Zielgruppe sind zunächst Brautpaare, die im Rahmen einer individuellen Trauung etwas Besonderes suchen. Dabei wird zusammen mit dem Brautpaar ein Konzept erarbeitet, wo gerade wegen der Kontakte von Yahiaoui zur Musikszene auch musikalische Einflüsse ohne Probleme möglich sind. Am Anfang steht ein Kennlerngespräch, wie er es jetzt zum Beispiel mit Theodor Wolter und Kathrin Libera hatte, wo zunächst das zwischenmenschliche Verhältnis des Freien Redners zum Ehepaar abgeklopft wird. Wenn man Sympathie für einander entwickelt hat, trifft man sich ein zweites Mal und bespricht dabei die Ideen für eine Trauung. Yahiaoui liebt vor allem interaktive Einflüsse in einer Trauung und will nicht das erzählen, was alle schon tausendmal gehört haben. Die Gäste der Trauung sollen berührt werden und auch das Brautpaar soll nicht vorher schon alles kennen, sondern auch eine Überraschung erleben. Dieser Ablauf ist aber nicht in Stein gemeißelt. Ganz oben steht für den Benstorfer der Wunsch, dass das Brautpaar sich wohlfühlt und den wichtigsten Tag ihres Lebens genießt. Die Freie Trauung ersetzt dabei natürlich nicht das Standesamt oder eine kirchliche Trauung, kann aber eine tolle Ergänzung oder Ersatz für die Kirche sein. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind hier sehr groß und vielfältig.

Schon nach den ersten Monaten hat er die ersten Gespräche mit Brautpaaren geführt und wird nächstes Jahr gleich mehrere Traureden durchführen. Möglich sind in der Zukunft auch Trauerreden, was aber von Yahiaoui noch nicht forciert wurde. Eine tolle Ergänzung zu den Reden bei einer Trauung wäre ein kompletterer Service rund um den schönsten Tag eines Paares. Doch konkret hat er dafür noch kein Konzept im Kopf, kann es sich aber gut vorstellen. Derzeit nimmt er sich viel Zeit für Recherche und das Kennenlernen bei den Paaren, um persönliche Eindrücke, Familie, Freunde oder Hobbies in eine unvergessliche Rede an einem unvergesslichen Tag einzubauen.

 

Foto: Beim Kennlerngespräch mit Theodor Wolther und Kathrin Libera klopft Karim Yahiaoui erste Wünsche ab