Ein Leben für den Thüster Kalkstein

Auch mit 79 Jahren ist Werner Stichweh noch kreativ tätig

Thüste (gök). Der Thüster Kalkstein bestimmte das Leben von Werner Stichweh. Als 14jähriger fing er im Betrieb seines Vaters eine Lehre als Steinmetz an und stellte so die dritte Generation des Thüster Familienbetriebes. Möglich wurde das nur durch den Abbau von Thüster Kalkstein, der vor vielen Millionen Jahren in dem Tal zwischen Thüster Berg und Ith entstand. Der Abbau des Thüster Kalksteins findet dort seit etwa 200 Jahren statt, wobei früher viele Betriebe davon lebten. Mittlerweile ist die Alfred Stichweh & Söhne GmbH die einzige Firma in der Region, die den Thüster Kalkstein noch verarbeitet. Werner Stichweh hat sich aber schon 2005 als Gesellschafter aus der Firma zurückgezogen und seinem Neffen Markus Stichweh überlassen, nachdem er vorher mit seinem Bruder Alfred die Geschäfte knapp 40 Jahre geführt hat.

Auch wenn Werner Stichweh 2005 offiziell in seinen wohlverdienten Ruhestand ging, ist er trotzdem bisher aus der Firma nicht wegzudenken. Viele Stunden ist er immer noch jede Woche in der Firma zu finden und kümmert sich dabei um viele spezielle Wünsche der Kunden, wo er seine Kreativität und sein Fachwissen einbringen kann. Während andere ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, hat Werner Stichweh sich in seiner Freizeit auch noch hobbymäßig mit seinem Beruf beschäftigt. Anfangs war es sogar eine Geschäftsidee, kleine Steinfiguren für private Gärten zu vermarkten. Doch die handwerkliche Arbeit an den Figuren war einfach zu langwierig, weshalb die Figuren für den Privatgebrauch schlicht zu teuer waren und sich nicht gewinnbringend vermarkten ließen. Radfahrern entlang des Thüster Radwanderweges durch die Straße im Mühlengraben fallen die Steinfiguren aber heute noch oft auf. Auf der Grundstücksbegrenzung sind auf den Zaunpfosten überall kleine Figuren zu entdecken. Hasen, Elefanten oder andere Tiere begeistern dabei die Beobachter. Auch wenn die Figuren gewerblich nicht zu vermarkten waren, hatte die Bildhauerei den gelernten Steinmetz doch in seinen Bann genommen. Nach der Erlangung des Technikers und des Meistertitels nahm sich Stichweh neben dem Betrieb und der Familie immer wieder die Zeit, um seinem Hobby nachzugehen.

Dabei blieb es aber nicht nur bei kleinen Figuren, sondern Stichweh lebte sein Hobby voll aus. Pilze, Frösche oder Enten – gerne mit großen Rundungen – zieren den Garten von Werner Stichweh und seiner Frau Jutta. Unzähligen Freunden und Verwandten hat Stichweh in der Vergangenheit aber zu Geburtstagen oder ähnlichen Feiern auch schon mit einer Steinfigur überrascht. Die größte Überraschung gelang aber, als er vor rund zwanzig Jahren seiner Frau Jutta eine große Überraschung bescherte. Zum 50. Geburtstag hatte er ihr eine Figur geschaffen, die sie sonnenbadend auf dem Rasen zeigt. Auch eine große Eule auf einem Baumstamm ziert den Garten der Familie in Thüste, wo früher auch die beiden Kinder und jetzt die beiden Enkelkinder oft durch den Garten toben. Ob Steinfiguren, Wege, Sitzecken oder Grill – nahezu alles in dem Garten oder in dem vor knapp 50 Jahre gebauten Haus wurde mit Thüster Kalkstein geschaffen oder verziert, der das Leben von Werner und Jutta Stichweh so geprägt hat.

Beliebt ist der Thüster Kalkstein in ganz Deutschland – kommen doch immer wieder Bildhauer aus dem ganzen Bundesgebiet und holen dort die Steine ab. Geliefert wurden die Erzeugnisse des Familienbetriebes in den vergangenen Jahrzehnten schon bis Norwegen und andere Länder. Die Geschäftsfelder des Betriebes haben sich dabei immer wieder verändert. Von Grabsteinen über Baumaterialien bis zur heutigen Restauration oder Gartengestaltung hat sich das Betätigungsfeld immer weiterentwickelt. Auf dem Thüster Friedhof wurde die von Alfred Stichweh geschaffene Madonna auf dem Familiengrab oder andere Grabsteine aufgrund ihrer Gestaltung schon unter Denkmalschutz gestellt. Vermutlich von seinem Vater Alfred hat Werner Stichweh daher auch seine Kreativität vererbt bekommen. Auch im hohen Alter von im nächsten Jahr 80 Jahren will Werner Stichweh noch weiterarbeiten, da die körperliche Arbeit – neben dem gemeinsamen Hobby Tanzen mit seiner Frau – ihn auch fit hält. Stichweh hofft, dass der Familienbetrieb auch in den nächsten Jahren noch Bestand hat, wenn die Nachkommen von Markus Stichweh den Betrieb später vielleicht übernehmen.

 

  

Foto8639: Jutta und Werner Stichweh vor der in Stein gemeißelten Jutta Stichweh

Foto8640: In der Werkhalle entstehen die Kunstwerke

Foto8643: Auf den Zaunpfosten sind die kleinen Figuren zu sehen

Foto8645+8647: Die steinerne Eule ziert den Garten des Paares

Foto8648+8650: Auf dem Friedhof in Thüste finden sich denkmalgeschützte Kunstwerke von Alfred Stichweh