Ist der EcoBus eine Lösung?

Änderungen im Hildesheimer ÖPNV ab 9. Dezember

Elze/Leinebergland (gök). Fast aus dem ganzen Leinebergland und dem benachbarten Landkreis Hameln-Pyrmont waren die knapp 50 Teilnehmer der Einladung des Amtes für regionale Landesentwicklung Leine-Weser (Arl) und der Region Leinebergland gefolgt. Eingeladen wurde in die Aula der Astrid-Lindgren-Schule in Elze zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Mobilität mit anschließender Diskussion. Elzes Bürgermeister Rolf Pfeiffer erklärte gleich in seiner Begrüßung, dass das Thema Mobilität das Land bisher und auch weiterhin stark beschäftigen wird.

Vorgestellt wurde in Elze zunächst das Internationale Projekt G-PaTRA, wo man sich mit anderen Staaten rund um die Nordsee zum Thema Mobilität austauscht. „Bei älterer und zurückgehender Bevölkerung wird das Thema Mobilität immer wichtiger. Dabei muss man das Rad aber nicht neu erfinden und kann vorhandene Ideen auch aufnehmen“, erklärte Heike Fliess vom ArL, welches 2014 in Hildesheim ins Leben gerufen wurde und eine Verbindung von den Kommunen zur Landesregierung darstellt. Die Lösungsansätze für G-PaTRA sind die Etablierung der Elektromobilität, die Erhöhung des Fahrradanteils, die Stärkung des ÖPNV, die Erprobung von Alternativen wie Car-Sharing und die Verknüpfung von Verkehrsträgern.

Seit mittlerweile sechs Wochen ist in Alfeld schon die Mobilitätszentrale der Region Leinebergland in Betrieb, wo Mobilitätsmanager Thomas Sprerr ein erstes positives Fazit zog. Die Mobilitätszentrale baut auf den drei Säulen Konzept, Zentrale und Management auf. Erfreut ist Sprerr, dass es in der Region schon ein Mobilitätskonzept von der Samtgemeinde Leinebergland gibt, was die Vorhaben unterstützt. In der Alfelder Einrichtung versteht man sich als Ansprechpartner für alle Fragen zur Mobilität, als Informations- und Beratungsstelle für den ÖPNV sowie für den Verkauf von Busfahrkarten und als Schnittstelle zum Tourismus. Der Managementbereich umfasst die Betreuung der Zentrale, Öffentlichkeitsarbeit, die Mitwirkung bei der Qualitätssicherung sowie die Begleitung und Umsetzung bei Mobilitätskonzepten.

Das ArL ist mittlerweile schon bei drei Mobilitätsprojekten im Land beteiligt. Die Konzepte sind dabei völlig verschieden. So werden bei MOREMA in Mittel-Niedersachsen rund um Nienburg vorhandene Fahrzeuge wie etwa von der Jugendhilfe auf flexible Art genutzt, um vor allem Jugendliche zu Betreuungseinrichtungen zu transportieren. Bei dem Projekt Zukunft Nordkreis in Hoya wird zum Beispiel der stark auf Schülerreiseverkehr ausgerichtete Busverkehr für den ÖPNV besser ausgelastet und bei AUNO DOMO in Wolfenbüttel gibt es Projekte mit Ehrenamtlichen, die dort ihre Ideen einbringen. Besondere Aufmerksamkeit richteten die Anwesenden aber auf den Vortrag von Michael Patscheke vom Max-Planck-Institut Göttingen. Dieser stellte das Forschungsprojekt EcoBus vor, was sich derzeit im Oberharz einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Nachdem das Projekt schon im Sommer zwei Monate bei den Domfestspielen rund um Bad Gandersheim mit wachsemden Erfolg getestet wurde, war im Oberharz schon nach dem dritten Tag das Auslastungslimit erreicht. Seit August läuft das Projekt für etwa ein halbes Jahr, wo zehn Kleinbusse mit entsprechenden Fahrern eingesetzt werden. Dabei fahren die Busse bedarfs- und algorithmusgesteuert verschiedene Routen mit ähnlichem Start und Ziel, wo die Nutzer die Haltestellen bestimmen. Die Bestellung der Fahrt erfolgt dabei über eine App, das Internet oder über Telefon. Das Projekt EcoBus unterscheidet sich dabei vom Taxi dadurch, dass dort nicht nur einzelne Wünsche befriedigt werden. Auch bei einem Anrufsammeltaxi gibt es nur feste Linien und Zeiten, wo es nur wenig Flexibilität gibt. Das System vom EcoBus bündelt einfach die Mobilitätswünsche von mehreren Personen, die ungefähr in die gleiche Richtung fahren. Ein Problem war während des Projektes bisher der Faktor Mensch, wo manche Angaben für das System noch zu ungenau waren. Im Harz geht das flexible System aufgrund der Auslastung zwar nicht so ganz wie gewünscht auf, das begründet Patscheke aber mit der unterschätzten Größe des Projektgebietes. Im kommenden Sommer soll das System aber in Leipzig erneut zum Einsatz kommen und ist in Zukunft vielleicht eine willkommene Ergänzung zum bestehenden ÖPNV.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde noch das gut entwickelte ÖPNV-System des Landkreises Hameln-Pyrmont vorgestellt, wo Zuständigkeiten gebündelt wurden. Geringere Fahrpreise und bessere Angebote führten dort zu deutlich mehr Nachfrage. Für den Hildesheimer Kreis sieht Jürgen Flory vom Landkreis aber etwas andere Grundbedingungen durch den vorhandenen Bahnverkehr. Ziel kann hier die stündliche Anbindung der allermeisten Orte sein. Für die Umsetzung dieses Ziels wird man Erkenntnisse von mehreren Modellen beobachten. Zum 9. Dezember gibt es aber schon erste Änderungen im Landkreis. Dann gilt das Niedersachsenticket im kompletten Landkreis. Veränderungen gibt es auch bei Anschlussfahrten in Bussen, wenn das in Verbindung mit einer Zugfahrt stattfindet. Für genaue Informationen dazu soll es aber noch Informationen vom Landkreis geben, die eigentlich schon zur Veröffentlichung eingeplant waren.

 

Foto1205: Knapp 50 Anwesende waren zu der Infoveranstaltung erschienen

Foto1207+1208: Heike Fliess vom ArL bei ihren Ausführungen

Foto1209+1210: Thomas Sprerr ist mit dem Start der Mobilitätszentrale in Alfeld zufrieden

Foto1215+1216: Michael Patscheke stellte das Projekt EcoBus vor