Freiheit und Respekt in Ockensen

Bildhauer schenkt Gemeinde Ausstellungsstücke für Kriegerdenkmal

Ockensen (gök). Burkhard Bösterling ist mittlerweile in Ockensen fest verwurzelt. 1985 bezog er in dem kleinen Ort erstmals ein Haus als Wochenendunterkunft und hat seit 2013 seinen Lebensmittelpunkt mitten im Ort. Mit den Nachbarn kommt er mittlerweile schon so gut aus, dass diese sein Klopfen von der Bildhauerei schon vermissen, wenn er mal nicht den Tag über in der Werkstatt steht. „Der ganze Ort ist für mich sehr unterstützend und ermutigend“, lobt Bösterling, dem man die Verbundenheit zu den sehr toleranten Einwohnern anmerkt. 

Zum Volkstrauertag 2013 führte der Bildhauer eine Ausstellung durch, wo er den Dialog in den Mittelpunkt stellen wollte. Die Installation „Dialog über Krieg“ sollte damals zum Nachdenken und Gesprächen über Krieg und Frieden animieren. Da der Platz in der Kapelle nicht ausreichte, wurden einige Kunstwerke auch vor der Kapelle aufgestellt. Die sogenannten „Lebens-Köpfe“ sind aus Sicht des Künstlers kraftvoll und tragen selber auch Spuren von Kampf und Auseinandersetzung. Bösterling ist dabei wichtig, dass der Dialog vor allem in diesen politisch anstrengenden Zeiten für Freiheit und Respekt des Anderen steht. Das massive Kriegerdenkmal in unmittelbarer Umgebung stellt zu den Kunstwerken den Gegenpart und steht dagegen nach seiner Empfindung eher für Gehorsam und Vernichtung der Anderen. Zwei Wächter am Kapelleneingang nehmen dazu eine gelassen schützende Haltung für die Besucher ein.

Da die Kunstwerke in dem Ort selber so gut ankamen, reifte in Bösterling der Entschluss, diese der Gemeinde zu schenken. „Eigentlich wollte ich sie nach der Ausstellung wieder abbauen, doch viele Ockenser ermutigten mich, diese bloß stehen zu lassen“, so Bösterling. Laut dem Historiker Bernhard Gelderblom ist das Ockenser Kriegerdenkmal in der Region der einzige Ort dieser Art, wo es in der neueren Zeit eine moderne Veränderung gab. Den Anstoß für die Schenkung gab aber der Bauhof, da dieser die Standfestigkeit der Kunstwerke bemängelte. Nach einem Gespräch mit Bürgermeister Clemens Pommerening stand für Bösterling fest, dass er die Kunstwerke der Gemeinde schenken möchte. Entstanden sind die verschiedenen Figuren zwischen 1990 und 2013 aus Thüster Kalkstein, Obernkirchner Sandstein, Baumberger Sandstein sowie Granit aus der Lüneburger Heide.  

Nach wie vor können die Lebens-Köpfe beobachten, Fragen stellen, mahnen, aufrufen, zum Dialog anregen, verdrängen, beschuldigen oder einfach stumm den Beobachter beeindrucken. Im Kulturausschuss der Gemeinde Salzhemmendorf wird nun entschieden, ob die Kunstwerke auch weiterhin die Ockenser Kapelle verschönern, wofür insgesamt 600 Euro an Materialkosten investiert werden müssten. Die Arbeiten selber könnte der Bauhof vornehmen. 

Foto: Burkhard Bösterling schenkt seine „Lebens-Köpfe“ der Gemeinde