„Wenn nur ein Leben gerettet wird, hat es sich gelohnt“

Duinger Feuerwehr lässt sich zu Ersthelfern ausbilden / Start im Sommer

Duingen (gök). Feuerwehrleute stellen sich in den Dienst der Allgemeinheit. Löschen, bergen, schützen und auch retten sind die Aufgaben der Feuerwehr. Bei den Aufgaben Löschen, Rettung und Schutz sind die Duinger Feuerwehrmitglieder schon sehr erfahren. Vor zwei Jahren keimte bei ihnen aber der Gedanke, sich noch mehr dem Punkt Rettung zu widmen.

Mit Hilfe von Spendern wurde damals ein AED – ein automatisierter externer Defibrillator – angeschafft, welcher die eigenen Feuerwehrkameraden im Einsatz oder zur Ersten Hilfe bei Betroffenen im Einsatz dienen sollte. Schon damals entstand der Gedanke, dass man das Geräte vielleicht noch mehr nutzen könnte. Danach kam der Arzt Dr. Christian Möller als aktives Mitglied bei der Feuerwehr dazu und 2018 wurde auch ein Rettungsrucksack durch die Samtgemeinde angeschafft. Mit diesen Voraussetzungen entschloss sich die Duinger Feuerwehrführung um Ortsbrandmeister Nils Marahrens in Zusammenarbeit mit dem eigenen Mitglied Dr. Christian Möller ein First Responder-Team – auf Deutsch Ersthelfer-Gruppe – aufzubauen. In der Feuerwehr wurde intern abgefragt, wer sich eine tiefergehende Erste-Hilfe-Ausbildung und den regelmäßigen Einsatz vorstellen könnte. Daraufhin meldeten sich 17 Feuerwehrmitglieder freiwillig, um die Einsatzmöglichkeiten der Duinger Feuerwehr noch weiter zu erhöhen und noch mehr für die Allgemeinheit zu tun.

Das Konzept liegt darin, den alarmierten Rettungsdienst parallel bei Reanimationen zu unterstützen. Aufgrund der längeren Anfahrtswege des Rettungsdienstes von Gronau oder Alfeld sind Duinger Feuerwehrkameraden vermutlich fast immer schneller vor Ort und können anderen Ersthelfern zur Seite stehen und bei Reanimationen mit Hilfe des eigenen Equipments unterstützen. Vorgesehen ist der Einsatz der Feuerwehrmitglieder nur bei Reanimationen, um dort wertvolle Zeit zu sparen. „Pro eine Minute früher begonnene Reanimation erhöht sich die Überlebenschance des Betroffenen schon um zehn Prozent. Wenn wir zum Beispiel nur vier Minuten schneller vor Ort sind als ein Rettungsdienst, erhöht sich die Überlebenschance so allein um 40 Prozent“, erklärt Marahrens. Den Feuerwehrmitgliedern ist dabei wichtig, dass man dem Rettungsdienst keine Arbeit wegnehmen, sondern diesen nur unterstützen möchte. Die Duinger Ehrenamtlichen sehen ihr Engagement nur als zusätzliches Angebot, um die Sicherheit der Bürger rund um Duingen zu erhöhen.

Bereits seit Mitte März läuft die Ausbildung zum First Responder in Duingen, wobei schon eine gewisse Sicherheit beim Umgang mit dem Material zu merken ist. Angefangen wurde mit einer intensiven Schulung an einem Samstag mit der Unterstützung von Ralf Kasten aus Lamspringe und Dr. Möller. Neben der Erste-Hilfe-Ausbildung standen hier auch rechtliche Fragen im Mittelpunkt. Danach trafen sich die Freiwilligen alle ein bis zwei Wochen, um regelmäßig mit dem vorhandenen Erste-Hilfe-Gerät zu üben und dort eine notwendige Handlungssicherheit zu trainieren. Dabei wurden die Ehrenamtlichen immer von Dr. Möller betreut und auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Nach erfolgten Einsätzen soll auch eine psychologische Betreuung der Einsatzkräfte gewährleistet sein, da die Ehrenamtlichen durch entsprechende Einsätze schon sehr gefordert sind und man trotz guter Ausbildung nicht jeden Betroffenen retten kann. Nach der Ausbildung ist einmal im Quartal eine Auffrischung angedacht, damit die Handlungssicherheit nicht verloren geht.

Vermutlich im Juni oder Juli wird die Duinger Feuerwehr dann einsatzbereit gemeldet und kann vom Disponenten in der Rettungsleitstelle zusätzlich parallel zum immer gerufenen Rettungsdienst bei Reanimationen mitalarmiert werden. Vor dem offiziellen Startschuss werden die Ehrenamtlichen noch einige Male zu stillen Alarmen ausrücken und bei Übungen ihr erlerntes Wissen anwenden. Dr. Christian Möller ist wichtig, dass der Einsatz erst erfolgt, wenn die notwendige Handlungssicherheit vorhanden ist. Dabei sieht es das Konzept vor, dass die Duinger immer mindestens zu zweit zum Einsatz fahren, um dort das Erste-Hilfe-Gerät gemeinsam mit Ersthelfern bedienen zu können. Soweit möglich wird Dr. Christian Möller als aktives Mitglied der ehrenamtlichen Feuerwehr immer selber bei Einsätzen mit rausfahren und mit seiner Erfahrung als Notfallarzt eine wichtige Stütze seiner Feuerwehrkameraden sein. „Vor Ort werden wir dann auch den Einsatz des alarmierten Rettungsdienstes so gut es geht vorbereiten, damit sich im Ernstfall die Überlebenschancen der Betroffenen verbessern“, so Marahrens im Gespräch. Die Duinger sind damit die erste Feuerwehr in der Samtgemeinde Leinebergland, die das First-Responder-Konzept anwendet. Im Landkreis arbeiten schon einige andere Feuerwehren mit diesem Konzept. „Wenn wir nur einmal eine Person durch unser Zutun retten können, hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt“, erklärt Marahrens abschließend. Mit Hilfe des Fördervereins der Feuerwehr soll das Equipment der Einsatzkräfte in nächster Zukunft noch weiter ausgebaut werden, weshalb Marahrens auch weiter auf neue Mitglieder für den Förderverein hofft.

Foto: In den Räumlichkeiten der Feuerwehr wird fleißig von den Ehrenamtlichen für den Ernstfall trainiert