Wo die Schweine noch Namen haben

Nutztierarche Swiensgaarn freut sich über viel Zuspruch

Capellenhagen (gök). Normalerweise fahren Besucher durch Capellenhagen eher durch. Der kleine Bergort an der Bundesstraße 240 hat nicht mehr viele Einwohner und so auch nicht mehr viel Betrieb. Doch wenn die Nutztierarche von Heike Haubrok und Heinrich Thielke ihre Tore zu einem offenen Stall öffnen, werden die Parkplätze in dem Ort knapp. Auch dieses Jahr beim offenen Stall herrschte schon zur Mittagszeit reger Trubel auf dem Bauernhof, wo das „Rotbunte Husumer“ und das „Deutsche Sattelschwein“ sonst in Ruhe ihre Tage genießen. 

Unterstützung bekamen die beiden Betreiber beim offenen Stall wieder von Freunden und Unterstützern, die das Konzept der Schweindefreunde gut finden. Tim Frenzel etwa führte Besuchergruppen über das Gelände und gab dabei einen kleinen Einblick in das Hofleben. „Gewinne sind hier nicht die Triebfeder für ihr Handeln. Hier kennt Heike Haubrok noch jedes Schwein beim Namen“, erklärte Frenzel auf seiner Runde. Während in konventionellen Betrieben Schweine oft schon nach wenigen Monaten geschlachtet werden, wachsen die seltenen Rasseschweine in Capellenhagen noch in Ruhe heran und kommen erst bei meist doppelter Lebenszeit wie bei konventioneller Zucht in die Schlachtung. Der Betrieb achtet dabei darauf, dass die Zucht der beiden Schweinerassen dabei nicht zu kurz kommt. Zur Blutauffrischung werden zwischen Zuchtbetrieben oft Schweine getauscht, wobei die Eber meist auf den Höfen bleiben. Vom Deutschen Sattelschwein gibt es derzeit noch rund 300 Schweine und vom Rotbunten Husumer etwa 130 bis 150. „Unser Eber Otfried etwa ist schon ein Schwein der ersten Stunde und wird hier wohl auch irgendwann sterben“, erklärte Frenzel den interessierten Besuchern. 

Seit sieben Jahren leben schon Schweine auf dem Hof, wobei die Produkte dann auf Wochenmärkten oder einmal die Woche auf dem eigenen Hof verkauft werden. Im Rotationsverfahren werden die Schweine neben der Haltung im Stall auch auf den Wiesen rund um den Bauernhof gehalten. Dabei achten die Betreiber immer darauf, dass es den Schweinen gut geht, weshalb auch nicht auf Mittel wie Antibiotika zurückgegriffen werden muss. So wird der Rassebestand der beiden gefährdeten Arten auch geschützt. Aufgrund der guten Bedingungen überleben in Capellenhagen 95 Prozent der Ferkel und werden so in ruhiger Umgebung großgezogen. Bei konventioneller Haltung liegt dieser Wert im Schnitt nur bei 70 Prozent. „Das ist eine traurige Entwicklung, aber der Mensch ist manchmal schon ein komischer Vogel“, kritisiert Frenzel die konventionelle Haltung von Tieren. Frenzel plädiert dafür, dass die Menschen vielleicht weniger Fleisch und dafür von höherer Qualität essen sollten. 

Vom Geschmack der auf dem Hof produzierten Waren überzeugten sich die Besucher schon intensiv vor Ort. Vor den verschiedenen Ständen mit den regionalen Produkten entstanden lange Schlangen und die Verkäufer kamen kaum hinterher. Fest stand für viele Besucher, dass das nicht der letzte Besuch auf diesem besonderen Hof war.

Foto5312: Auf dem Hof war beim offenen Stall sehr viel Betrieb

Foto5314: Tim Frenzel führte Besuchergruppen über den Hof

Foto5315: In der Kita wachsen die Ferkel heran

Foto5317: Das „Rotbunte Husumer“ ist sehr gefährdet

Foto5318: Mit den Schweinen konnten die Besucher auch auf Tuchfühlung gehen

Foto5323+5324+5326+5328: Die Schweine wachsen in Capellenhagen in Ruhe auf