Duinger Geschichte mit Hameln verknüpft
Gertrud Kraut-Töpferwaren finden in Duinger Töpfermuseum neues Zuhause
Duingen/Hameln (gök). Im Töpfermuseum Duingen finden sich bedeutende Gegenstände aus vielen hundert Jahren Töpfergeschichte. Jetzt ist die Ausstellung aber noch um einen wesentlichen Teil erweitert worden. Von 1919 bis 1922 hatte die Künstlerin Gertrud Kraut ihre erste Werkstatt in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Museum in Duingen. In einer für Frauen damals nicht selbstverständlichen Art verwirklichte die geborene Straßburgerin ihren künstlerischen Drang und wurde zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit.
1883 wurde sie zwar in Straßburg geboren, zog aber nach dem Tod ihres Vaters 1890 mit ihrer Mutter in deren Heimatstadt Hannover. Nach ihrer schulischen Ausbildung begann sie mit 26 Jahren ihre Ausbildung in München in den „Lehr- und Versuchsateliers für angewandte und freie Kunst“, wo ihr Talent zur Töpferei entdeckt wurde. Gertrud Kraut begeisterte sich für die Keramik und leitete schließlich 1913/14 dort die keramische Abteilung. Bei einer Ausstellung in Köln wurde der Keksfabrikant Hermann Bahlsen auf sie aufmerksam und beauftragte sie mit der Herstellung von 250 Keksschalen. 1919 kam sie schließlich nach Duingen und gründete dort ihre erste eigene Keramikwerkstatt in der ehemaligen Töpferei Lampe. Da die Familie aber Eigenbedarf für die Werkstatt anmeldete, zog sie mit ihrer „Keramische Abteilung der Niederdeutschen Werkstätten für Handwerkskunst GmbH in Hannover“ schließlich nach Hameln. Daraus entstand dann ein halbes Jahr später die „Hamelner Töpferei GmbH“ mit Dr. Georg Rawitscher als Geschäftsführer. Aufgrund der kommerziellen Ausrichtung der Töpferei verließ Gertrud Kraut die Töpferei 1925 und mietete von der Stadt Hameln Räumlichkeiten am Langen Wall in Hameln, wo sie die „Töpferei Gertrud Kraut“ gründete. Die Werkstatt wurde schnell zu einem Ort des kulturellen Lebens in Hameln, wo immer auch viele andere Künstler vor Ort waren. Unter anderem gehörten hier auch die berühmten Keramiker Richard Uhlemeyer und Hedwig Bollhagen zu ihren Schülern. Ihre Werke stellte die Keramik-Künstlerin dann in zahlreichen Ausstellungen in Stuttgart, Hamburg oder München aus. 1931 wechselte sie mit ihrer Werkstatt schließlich von Hameln nach Hannover und verließ auf Drängen ihrer Familie schweren Herzens 1933 die Töpferei, als ihre finanziellen Mittel erschöpft waren. Danach lebte sie fortan im Damenstift Wülfinghausen bei Hannover und engagierte sich verstärkt in der Gedok – dem Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden -. 1980 starb die bedeutende Künstlerin schließlich mit 97 Jahren und wurde im Kloster Wülfinghausen bestattet.
Seit den dreißiger Jahren pflegte die Familie von Wernhera Peters in Hameln eine enge Freundschaft mit Gertrud Kraut und trug langsam auch eine bedeutende Sammlung ihrer Werke zusammen. „Ich habe später Gertrud Kraut noch oft besucht und meine Mutter und meine Tante haben bei ihr in Hameln früher noch getöpfert. Am Weserufer haben wir oft auch B-Ware von ihr erstanden. Zeit ihres Lebens hat Gertrud Kraut immer versucht, den Kommerz zu umgehen. Geld war ihr einfach nicht wichtig. Bevor die Sammlung der Familie nun in alle Welt zerstreut wird, will ich sie lieber an ein Museum abgeben“, erklärt Wernhera Peters im Gespräch. Mit finanzieller Hilfe des Freundeskreises des Duinger Töpfermuseums konnte Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger nun für einen sehr günstigen Betrag zahlreiche Stücke aus der Sammlung für das Töpfermuseum erstehen. Zwar sind von der erworbenen Sammlung nicht alle Stücke in Duingen hergestellt worden, doch passen sie trotzdem hervorragend in die Sammlung.
„Gertrud Kraut war eine unglaublich wichtige Persönlichkeit in der Welt der Töpferei. Ihr Künstlerdasein hat sie dann später in Vereinen ausgelebt, wo jetzt noch Künstler gefördert werden. Bei der Gedok in Hannover war sie sogar Gründungsmitglied. Sie hatte ihr ganzes Leben der Kunst verschrieben und in Duingen war damals ihr selbstständiger Anfang“, so Wolfsberger, die zusammen mit Gerd Gniesmer nach der Einschätzung von Dr. Könecke aus Großenrode die Stücke für Duingen in Hameln ausgesucht hat.
Die erworbenen Stücke werden nun in Duingen noch zwei bis drei Wochen ausgestellt und dann erst wieder im neuen Töpfermuseum eine eigene Ecke bekommen. Für 2020 ist aber schon eine Sonderausstellung zu Gertrud Kraut angedacht. „2005 fand zwar schon mal eine Ausstellung über sie statt, wegen ihrer künstlerischen Bedeutung kann man die mit anderen Inhalten aber noch einmal wiederholen“, erklärt die Museumsleiterin.
Noch läuft in Duingen die Sonderausstellung „Untergegangene Zivilisationen Südamerikas“, die noch bis zum 11. August jeden Mittwoch und Sonntag jeweils von 15 bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung in Duingen zu sehen ist.

Foto: Wernhera Peters und Ingrid Wolfsberger im Töpfermuseum Duingen
Foto: Zahlreiche Kunstwerke von Gertrud Kraut sind nun in Duingen zu bewundern