Geben, nehmen, leben – Zukunft auf dem Dorf
Wird in Wallensen eine Sozialgenossenschaft für Jung & Alt gegründet?
Wallensen (gök). Nein, kampflos will sich die „WOLT-Region“ ihrem Schicksal nicht ergeben. Schon im Ortsrat Wallensen und auch später im Gemeinderat wurde beschlossen, dass Wallensen, Ockensen, Levedagsen und Thüste als „WOLT“-Region Aufnahme in das Dorfentwicklungs-Programm des Landes beantragen. Auf Initiative von Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grießner (SPD), der Wallenserin Ilona Reger und der Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont mit dem Landkreis als Träger haben sich in den letzten Wochen zusätzlich einige Ehrenamtliche zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, wo anfangs auch noch andere Orte beteiligt waren. Zu dem Thema „Leben und Älterwerden im Flecken Salzhemmendorf“ tauschten die Teilnehmer dort viele Gedanken aus. Ziel war es, die Orte noch lebenswerter zu machen. Derzeit hat der Flecken Salzhemmendorf noch knapp über 9200 Einwohner, wobei es in den letzten Jahren mit der Einwohnerzahl aber stetig nach unten ging.
Gerade in Wallensen, Thüste, Ockensen und Levedagsen ging in den letzten Jahren viel Infrastruktur wie Geschäfte, Banken oder Grundschule verloren. Mit der Idee einer „Sozialgenossenschaft“ könnten die Bürger sich jetzt ihrem Schicksal des demografischen Wandels entgegenstellen. Durch eine Sozialgenossenschaft würde die Möglichkeit bestehen, ältere Menschen unter Umständen länger in der Dorfregion zu halten, da sie Hilfe im Alltag hätten. Aber auch junge Menschen würden laut den Initiatoren von der Sozialgenossenschaft profitieren, weshalb auch der Name des Projektes nach breiter Meinung der 20 Anwesenden im Haus an der Stadtmauer geändert wurde. Künftig soll „Jung & Alt für eine Zukunft auf dem Dorf – geben, nehmen, leben“ als Name auch Programm sein. Fehlende Arbeitsplätze, eingeschränkter ÖPNV oder andere Dinge haben dafür gesorgt, dass Familien weggezogen sind oder sich in der Region gar nicht erst angesiedelt haben. Oft vereinsamen Menschen, da die Familie nicht mehr vorhanden ist. Zwar sind in den letzten Jahren im Umkreis einige Angebote wie etwa im Bereich der Tagespflege für Senioren entstanden, doch trotzdem benötigen viele Menschen, auch in jüngeren Jahren, noch Hilfe.
Hier könnte eine Sozialgenossenschaft ansetzen. Diese ist eine Form der Selbsthilfe, wo jedes Mitglied zugleich Entscheidungsträger, Nutznießer und Kapitalgeber ist. Vorteil ist dabei, dass die Genossenschaft nicht gewinnorientiert ist und keinen Investor oder eine Dachorganisation benötigt. Zur Lösung sozialer Bedürfnisse können einzelne Projekte ins Leben gerufen werden, wobei gemeinsam auch größere Investitionen einfach geschafft werden können.
Ob aber eine solche Sozialgenossenschaft überhaupt auf Gegenliebe in der „WOLT“-Region fällt, soll nun mit einem Fragebogen geklärt werden. Dazu stellte Ilona Reger den Anwesenden bei der Infoveranstaltung überhaupt erst einmal den Fragebogen vor. „Eine Sozialgenossenschaft lebt von geben und nehmen“, erklärte Reger. Was möchte der einzelne an Leistungen bekommen, was kann er geben und was wäre man unter Umständen bereit, für Leistungen auch zu bezahlen?
Der Arbeitsaufwand kann bei den verschiedenen Leistungen dabei sehr unterschiedlich sein. Ob Hilfe beim Einkauf, das Wechseln einer Glühbirne, Hilfe beim Betten beziehen, Mitfahrgelegenheiten, gemeinsames Kaffeetrinken, Essen oder aber Babysitting – die Möglichkeiten sind denkbar vielfältig, wobei man keine Konkurrenz zu Gewerbebetrieben, sondern ein ergänzendes Angebot sein möchte. Neben der Bezahlung wäre auch ein Punktesystem denkbar, was in Zukunft noch beraten wird. So könnte man Hilfe bekommen, wofür man selber auch welche geleistet hat. Auch der zeitliche Ansatz zum Hilfe entgegennehmen oder Hilfe geben wird im Fragebogen abgefragt, wobei auch Wünsche zu Papier gebracht werden können. Wie genau dann die Inhalte einer Sozialgenossenschaft aussehen würden, würde in einem Vertrag festgehalten werden. Jacqueline Günther von der Gesundheitsregion erklärte, dass es eine Sozialgenossenschaft im ganzen Landkreis noch nicht gebe und dies dann schon ein besonderes Projekt wäre.
Ursprünglich war geplant, mit der Fragebogenaktion schon im Juli zu starten, was aber aufgrund der Sommerferien aber verworfen wurde. Zusammen hatten sich die Anwesenden überlegt, erst noch eine große Infoveranstaltung am 16. September um 19 Uhr im Haus an der Stadtmauer abzuhalten und dort nochmal eindringlich für die Unterstützung der Fragebogenaktion bei den örtlichen Vereinen zu werben. Gemeinsam könnte man dann mehr Menschen erreichen und in das Projekt mit einbeziehen.