Als der Malermeister noch die Post verteilte

150 Jahre Post in Duingen mit wechselvoller Geschichte

Duingen (gök). Die Post war früher noch etwas Besonderes. Am Schalter in einer Postfiliale wurden nicht nur Pakete aufgegeben oder Bankgeschäfte erledigt. Früher wurde auch Telefongespräche vermittelt, Westpakete oder Telegramme aufgegeben. Durch die Digitalisierung hat sich viel verändert, doch die Erinnerung ist bei vielen geblieben. Das zeigte sich jetzt im Töpfermuseum Duingen, als die Ausstellung 150 Jahre Post in Duingen eröffnet wurde. Weit über 50 Besucher sorgten dafür, dass die Ausstellungsräume fast bis auf den letzten Platz bei dieser regionalen Ausstellungseröffnung gefüllt waren.

Organisiert hatte die Ausstellung Duingens Archivar Günter Jahns, der sich aber auch bei vielen Helfern bedankte. So wurden viele Stücke aus anderen Orten geliehen und im Töpfermuseum ins rechte Licht gerückt. Auch Bürgermeister Klaus Krumfuß zeigte sich von dem Zulauf beeindruckt und betonte, dass „ein Ort aus und von seiner Geschichte lebt“! „Ohne die Unterstützung der Helfer oder der Sponsoren wie dem Heimat- und Kulturverein wäre so eine Ausstellung aber schlecht möglich gewesen“, bedankte sich Jahns für das Engagement.

In der ständigen Ausstellung des Töpfermuseums zeugen auch einige Exponate von der Postgeschichte des Ortes. So war es auch nicht verwunderlich, dass das getöpferte Schreibzeug in der Sonderausstellung jetzt auch seinen besonderen Platz in den Vitrinen fand. Vor der Post selber gab es in der Region noch Botendienste, womit Nachrichten ausgetauscht wurden. Auf Betreiben des Duinger Bürgermeisters Christian Jahns wurde Mitte des 19. Jahrhunderts der erste Versuch unternommen, in Duingen eine Post anzusiedeln. Dieses Unterfangen zog sich mehrere Jahre hin und erst am 5. August 1869 entschied die Oberpostdirektion Hannover, dass ab dem 16. September 1869 in Duingen und Wallensen eine Postfiliale eingerichtet wird. Zusätzlich stellte das Pferde-Omnibusunternehmen Stichweh aus Wallensen den Personenverkehr sicher.

Die Räumlichkeiten der Duinger Post unterzogen sich in der Folge dann einem ständigen Wandel. 1880 wurde zusätzlich noch eine Telegrafenanstalt eingerichtet. 1897 wurde der Personenverkehr vom Pferde-Omnibus auf die Eisenbahn umgestellt, die den Bahnverkehr in dem Jahr von Duingen nach Voldagsen aufnahm. Ursprünglich war die erste Post Am Tie angesiedelt und zog dann ins Töpfermuseum. In den Folgejahren wurde die Post dann auch mal von einem Bäckermeister, einem Malermeister oder einem Bierverlag betrieben. Am 8. Juli 1953 wurde in Duingen schließlich das Postgebäude in der Bahnhofstraße eingeweiht und 50 Jahre bis 2003 dort betrieben. Anschließend wechselte die Postfiliale in eine Fahrschule und befindet sich nun seit 1. April letzten Jahres im REWE-Getränkemarkt, wo die wichtigsten Postleistungen in Anspruch genommen werden können.

Anwesend war bei der Ausstellungseröffnung mit Klaus Maidorn auch der letzte Dienststellenleiter des Duinger Postamtes. Er hatte seit den 60iger Jahren in dem Postamt gearbeitet, ehe er es mit der Privatisierung der Post 1997 verlassen hatte und 1999 nach den letzten beiden Jahren in Alfeld schließlich in Pension ging. Maidorn wusste bei der Veranstaltung noch mit interessanten Fakten und Anekdoten zu beeindrucken. Sogar lebendige Tiere wurde damals noch versendet. Das kurioseste Paket war für Maidorn dabei wohl ein lebendiger Affee, der per Schnellpaket versendet wurde. Den Besitzer eines Paketes mit sich selbstständig machenden Mehlwürmern beorderte er dann etwas zügiger in das Postamt. Mit der Schließung des Postamtes wurden die Postleistungen immer weiter zurückgefahren. Von früher acht Briefkästen sind in Duingen auch nur noch zwei Briefkästen übriggeblieben. Mit Blick auf die heutigen Zustände erklärte der Postbeamte a.D., dass es mit den damaligen Regelungen etwa keine Ausfälle bei der Postlieferung gab. Auch Geldtransporte oder der rege Kontakt des Briefträgers mit der Bevölkerung waren noch an der Tagesordnung. Wenn dann an der Tür durch den Briefträger die Rente ausgezahlt wurde, gab es auch mal einen Schnaps als Belohnung. „In Duingen, weit weg von pingeligen Vorgesetzten, hatten wir bei der Post noch etwas mehr Ruhe“, erinnerte sich Maidorn amüsiert zurück.

Die Ausstellung läuft noch bis 13. Oktober und wird jeweils mittwochs und sonntags von 15 bis 17 Uhr planmäßig geöffnet sein. Auf Anfrage sind auch andere Öffnungszeiten möglich.

Foto9003: Klaus Krumfuß begrüßt die Ausstellungsbesucher

Foto9005: Günter Jahns entführt die Besucher in die Duinger Postgeschichte

Foto9006: Klaus Maidorn weiß als letzter Dienststellenleiter des Duinger Postamtes noch von einigen Anekdoten zu berichten

Foto4325: Mit der Waage wurden noch Briefkosten ermittelt

Foto4229: Briefe und Postkarten waren damals noch ein beliebtes Kommunikationsmittel

Foto4305: Die Kommunikation entwickelte sich immer weiter bis hin zu den modernen Smartphones der Neuzeit